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Teach@TUM: Kompetenzorientierte und Evidenzbasierte MINT-Lehrerbildung

Teach@TUM

Zusammenfassung

Das Projekt Teach@TUM strebt die Stärkung der Kompetenzorientierung und Evidenzbasierung der MINT Lehramtsstudiengänge an der TU München an. Vier Arbeitsbereiche vervollständigen in enger Zusammenarbeit diese Ziele.

Der Arbeitsbereich Master Berufliche Bildung Integriert fokussiert die phasenübergreifende Abstimmung des Lehramtsstudiums und setzt damit neue Standards in der Lehrerbildung. Bereits bestehende Curricula der Lehramtsstudiengänge werden im Arbeitsbereich Curriculumentwicklung: Kompetenzorientierung und Kooperation weiterentwickelt, indem die Fachwissenschaft, Fachdidaktik, Erziehungswissenschaft und Schulpraxis von Beginn des Studiums an stärker aufeinander abgestimmt werden. Die Abstimmung dieser relevanten Bereiche, wird auch im Arbeitsbereich Toolbox Lehrerbildung umgesetzt: eine Online-Plattform unterstützt kompetenzorientiertes Lehren und Lernen mit digitalen Medien. Die Basis der Entwicklungarbeiten ist die Evidenzbasierung, welche gezielt durch den Arbeitsbereich Clearing House Unterricht erarbeitet wird. Durch Metaanalysen und resultierende Kurzreviews wird der aktuelle Forschungsstand erarbeitet, welcher als Grundlage der Projektvorhaben dient. So wird gemeinsam die Lehrerbildung an der TU München gestärkt.

Master Berufliche Bildung Integriert

Der Studiengang Master Berufliche Bildung Integriert verbindet die universitäre Phase mit der postuniversitären Phase der Lehrerbildung. Die Theorie der universitären Ausbildung und der Vorbereitungsdienst an beruflichen Schulen werden miteinander verzahnt und lernwirksam aufeinander abgestimmt. Die beteiligten Lehrenden beider Lernorte entwickelten in der ersten Förderphase die Lehr-Lernmodule des Studiengangs in enger inhaltlicher Abstimmung. Der Studiengang besteht aus Modulen, die in alleiniger Verantwortung der TUM liegen, Modulen, die gemeinsam ausgebracht werden und Modulen, die vom Studienseminar verantwortet und durchgeführt werden. Durch die dabei entstehenden Synergieeffekte kann die Ausbildungsdauer im Vergleich zum grundständigen Lehramtsstudium von vier auf drei Jahre verkürzt werden, ohne Einschränkungen bei Inhalten und Qualität. Im Vergleich zu einem herkömmlichen Quereinstieg beträgt die Verkürzung sogar zwei Jahre. 

Mit dem Studiengang wird eine neue Zielgruppe für das Lehramt an beruflichen Schulen adressiert: Bewerben können sich Personen mit einem ingenieurswissenschaftlichen Abschluss (mindestens gleichwertig mit einem Bachelorabschluss) einer Universitäten oder Hochschulen für angewandte Wissenschaften, die die fachlichen Voraussetzungen für die berufliche Fachrichtung Metalltechnik oder Elektro- und Informationstechnik erfüllen. Als Unterrichtsfach können die Studierenden zwischen Mathematik oder Physik wählen. Mit dem Studiengang soll die Lehrerbildung optimiert werden und zudem dem seit Jahren bestehenden Lehrermangel in diesen Fachbereichen auf qualitativ hochwertige Weise begegnet werden.

In unserem Imagefilm erhalten Sie einen Überblick über den Studiengang und die Ausbildungsinhalte.

Detaillierte Informationen zum Studiengang finden Sie auf unserer Website unter "Studiengang".

Curriculumentwicklung: Kompetenzorientierung und Kooperation

Ziel unseres Teams ist es, die Lehramtsstudiengänge der TU München kompetenzorientiert zu gestalten. Die Abstimmung von Fachwissenschaft, Fachdidaktik, Erziehungswissenschaft und Schulpraxis soll Lehramtsstudierende so bestmöglich auf die Anforderung ihres späteren Berufs vorbereiten. Fokussierend auf den Bereich der beruflichen Bildung entwickeln wir praxisorientierte Lehr-Lernkonzepte. Die Beteiligung der Fakultäten, die Zusammenarbeit mit TUM Referenzschulen sowie der Aufbau von Schulnetzwerken sind hierbei wichtige Bestandteile. Begleitend zur Entwicklung und Gestaltung der Lehr-Lernkonzepte werde diese kontinuierlich evaluiert. Zusammen mit dem Ausbau von Kooperationen und der Integration von außerschulischen Lernorten kann die Verknüpfung von Fachwissenschaft, Fachdidaktik und Schulpraxis gewinnbringend gefördert werden.

  • Im Bereich der Biologie arbeiten wir an der Entwicklung innovativer praxisorientierter Lehr-Lernkonzepte mit molekularbiologischen, bioinformatischen und proteinchemischen Schwerpunkten. Digitale Medien werden unterstützend zum Kompetenzerwerb eingesetzt.
    Die praktische Implementation dieser Inhalte in die Schulpraxis soll durch die Zusammenarbeit mit Kooperationspartnern von Berufs- und Fachoberschulen nachhaltig gefördert werden.
    Da in den Bereichen Biologie und Informatik ein steigender Bedarf an Lehrkräften hinsichtlich der Biologisierung und Digitalisierung in Industriegesellschaften erkennbar ist, wurde ein neuer Studiengang mit der Fächerkombination Biologie und Informatik für das Lehramt an Gymnasien konzipiert. Um fehlende Synergieeffekte zwischen den Fächern Informatik und Biologie gewinnbringend zu nutzen wird derzeit ein Basiskompetenzmodul ausgearbeitet. Dieses soll Grundlagen der Mathematik, Physik und Chemie sowie praktische Kompetenzen im Labor vermitteln.
  • Ziel der Curriculumentwicklung im Fach Chemie ist die kognitive Vernetzung von fachlichem, fachdidaktischem und pädagogischen Wissen. Die Verknüpfung dieser verschiedenen Wissensbereiche lässt sich nur über die Implementierung von Lerngelegenheiten erreichen, die Raum für diese Vernetzung bieten. Daher wird im Rahmen des Projektes unter anderem untersucht werden, inwieweit die implementierten Lerngelegenheiten auf Seiten der Studierenden als realisiertes Curriculum genutzt werden, ebenso wie die Frage, inwieweit diese Nutzung auf die Vernetzung der eigenen Wissensstrukturen wirkt.
  • Im Bereich der Technik soll eine vernetzte Kompetenzorientierung zwischen den technischen Fachdidaktiken der Bautechnik, Elektro- und Informationstechnik und Metalltechnik und den diesbezüglichen Fachwissenschaften konsequent ausgebaut werden. Dabei wird die curriculare und kompetenzbezogene Integration des technisch-produktiven Wandels in das technische Lehramtsstudium im Fokus stehen. Ausgehend von einer systematischen Verschränkung des fachwissenschaftlichen und fachdidaktischen Lehrangebots, soll eine Sensibilisierung für die lehr-lernbezogenen Herausforderungen des technisch-produktiven Wandels erzeugt werden.
  • Im Sinne einer verstärkten Abstimmung von Fachwissenschaft, Fachdidaktik, Erziehungswissenschaft und Praxis kooperieren wir mit außerschulischen Lernorten. Angehenden Lehrerinnen und Lehrern werden sowohl die Chancen und Möglichkeiten unterschiedlicher außerschulischer Lernorte vermittelt, als auch in Theorie und Praxis kompetenzorientierte Optionen zur Umsetzung im Schulalltag aufgezeigt. Lehramtsstudierenden aller MINT-Fächer wird die Gelegenheit geboten Praxiserfahrungen zu sammeln und diese mit den fachlichen und didaktischen Inhalten Ihres Studiums zu verknüpfen. Dies wird durch die enge Zusammenarbeit mit dem Schülerforschungszentrum Berchtesgadener Land und dem Werner-von-Siemens-Schülerforschungszentrum ermöglicht.

Detaillierte Informationen zum Arbeitsbereich Curriculumentwicklung: Kompetenzorientierung und Kooperation finden Sie auf unserer Website.

Toolbox Lehrerbildung: Lehren und Lernen im digitalen Zeitalter

Digitale Medien eröffnen vielfältige Möglichkeiten, um das Lehren und Lernen auf hohem Niveau professionsorientiert, individualisiert und flexibel zu gestalten. In der Toolbox Lehrerbildung werden diese Vorteile genutzt, um zu einer gelungenen Abstimmung zwischen fachlicher, fachdidaktischer und erziehungswissenschaftlich-psychologischer Lehreraus- und -weiterbildung beizutragen. Häufig werden diese drei Disziplinen jedoch nicht miteinander vernetzt gelehrt und gelernt, sondern weitgehend unabhängig voneinander und ohne ausreichenden Bezug zum Schulalltag. Daher fördert die Toolbox Lehrerbildung die gezielte Vernetzung der drei Disziplinen.

Die interaktiven Lehr-Lernmodule setzen sich aus unterschiedlichen Medialen Komponenten zusammen. Die Schulwirklichkeit dient dabei als disziplinverbindender Anker und wird durch gescriptete Unterrichtsvideos eingebunden. Jede(r) Lehrende oder Lernende kann die jeweils relevanten Bausteine aus den Modulen auswählen, oder ein Modul als Ganzes betrachten, um disziplinverbindend zu lehren bzw. lernen.

Die kostenlose, öffentlich zugängliche Toolbox Lehrerbildung kann in Lehr- und Fortbildungsveranstaltungen in allen Phasen der Lehrerbildung sowie beim individuellen Erarbeiten der Inhalte im Selbststudium Anwendung finden.

Da die Materialien in allen Phasen der MINT-Lehrerbildung genutzt werden können, stärkt die Toolbox Lehrerbildung nicht nur die interne Kohärenz der universitären Ausbildung, sondern bietet Unterstützung für andere Hochschulstandorte und nachfolgenden Phasen der Aus- und Weiterbildung.

Begleitforschung und Evaluation

Begleitend zur Entwicklung und Gestaltung der Inhalte und Materialien, werden die Lehr-Lernmodule evaluiert. Es wurde ein umfassendes Evaluationskonzept erarbeitet, das aus unterschiedlichen Komponenten besteht und Aspekte wie Akzeptanz, Usability, Motivation, Lernzuwachs, Disziplinverbindung, etc. erfasst:

  1. Prototyping der einzelnen Bausteine
  2. Formative Evaluationen des Einsatzes der Toolbox Lehrerbildung in Lehrveranstaltungen intern an der TUM
  3. Summative Evaluationen des Einsatzes der Toolbox Lehrerbildung an externen Hochschulen
  4. Online Nutzerdaten/Tracking

Jedes Evaluationsszenario ist im Pre-Post-Design aufgebaut.

Die ersten Ergebnisse aus der Formativen Evaluation zeigen, dass die Nutzung der Toolbox Lehrerbildung zu einem deutlichen Lerngewinn führt. Zudem werden die Akzeptanz und die Usability sehr positiv bewertet.

Clearing House Unterricht

Evidenz für die Lehrerbildung. Die aktuelle empirische Bildungsforschung stellt eine Vielzahl an unterrichtsrelevanten Forschungsergebnissen in Form von wissenschaftlichen Publikationen bereit. Damit können die Ausbildung und das Handeln von Lehrkräften besser denn je auf der Basis gesicherten Wissens stattfinden. Die Fülle an Informationen, deren unterschiedliche Qualität, und andere Zugangsbarrieren erschweren es jedoch Vertreterinnen und Vertretern der Bildungspraxis, den Überblick zu behalten und aus Forschungsergebnissen einen tatsächlichen Nutzen für ihr Handeln und Entscheiden im Unterricht zu ziehen. Davon betroffen sind nicht nur Lehrkräfte an den Schulen, sondern auch Lehrerbildnerinnen und -bildner in den verschiedenen Phasen der Lehrerbildung, die eine wichtige Multiplikatorfunktion für die Verbreitung evidenzbasierten Wissens einnehmen. Auch sie tun sich schwer, aktuelle Entwicklungen im Forschungsprozess nachzuvollziehen und sich so fortzubilden, dass sie über wichtige neue Ergebnisse informiert bleiben. Um aktuelle empirische Evidenz auch für die weiteren Phasen der Lehrerbildung bereit zu stellen, sind Maßnahmen notwendig, die für diese Zielgruppen wichtige Evidenzen adressatengerecht bereit stellen. Das Projekt Clearing House Unterricht setzt hier an und will in einem ersten Schritt vor allem der Zielgruppe Lehrerbildnerinnen und -bildnern einen leichteren Zugang zu evidenzbasiertem Wissen ermöglichen. Der Fokus liegt dabei auf dem zentralen Themenfeld des Unterrichts in den MINT-Fächern der Sekundarstufe unterschiedlicher Schularten. Ziele und Aufgaben des Projekts liegen damit in den beiden Bereichen der Forschungssynthese und der Kommunikation wissenschaftlicher Befunde an bestimmte Zielgruppen der Bildungspraxis.

Forschungssynthese und Wissensdissemination. Mit dem Clearing House Unterricht wird damit nach bestehenden Initiativen in den USA („What Works Clearinghouse“) und in UK („Best-Evidence Synthesis“) deutschlandweit erstmalig ein Clearing House in den Bildungswissenschaften eingerichtet. Die Ziele des Projektes bestehen einerseits darin, den sich rasant entwickelnden Forschungsstand zu wichtigen Themen des Unterrichts zusammenzufassen und aktuelle Forschungssynthesen in Form von Metaanalysen für die Wissenschafts-Community zu erstellen (wissenschaftliche Forschungssynthese). Damit leistet das Clearing House Unterricht einen wichtigen Beitrag, weitere bildungswissenschaftliche Evidenz auf einer höheren Stufe der Evidenzhierarchie bereitzustellen. Anderseits geht es darum, den aktuellen Forschungsstand für die Bildungspraxis zielgruppengerecht aufzubereiten (Wissenschaftskommunikation/ Dissemination). In dieser Projektphase konzentrieren sich die Bemühungen insbesondere auf Lehrerbildnerinnen und -bildner an Hochschulen und Universitäten, an Seminarschulen und an Fortbildungsinstituten. Um diese Informationen auch Lehrerbildnerinnen und -bildnern leicht zugänglich zu machen, fertigt das Clearing House Unterricht schriftliche Kurzreviews zu den Metaanalysen an. Damit sind kurze deutschsprachige Zusammenfassungen inkl. Einschätzung der Ergebnisse der Forschungssynthesen gemeint, mithilfe derer sich Lehrerbildnerinnen und -bildner ökonomisch über den aktuellen Forschungsstand informieren können bzw. welche sie auch direkt in ihren Lehrveranstaltungen einsetzen können. Die Informationen werden dazu auf wenigen Seiten anschaulich und in allgemein verständlicher Sprache aufbereitet. Diese Kurzreviews stehen kostenfrei auf der Online-Plattform Clearing House Unterricht zur Verfügung und werden derzeit um weitere bewährte Formate ergänzt. Dort können diese von Lehrerbildnern und Lehrkräften aufgegriffen werden, um sich zu informieren und ihre Aus- und Fortbildungsangebote oder den schulischen Unterricht auf der Basis aktueller Forschungsbefunde zu gestalten. Die Plattform des Clearing House Unterricht ging im Juli 2017 online.

Geplante Transferangebote

Alle Arbeitsbereiche des Projekts sind so angelegt, dass die Dissemination und Nutzbarkeit für folgende Zielgruppen immanent ist: (a) Andere Lehrerbildungsinstitutionen aller Phasen, (b) Lehrkräfte an Schulen sowie (c) Verantwortliche der Bildungsadministration. Arbeitsbereich 1: Die Studienpläne und Modulkataloge des Masterstudiengangs werden einsehbar sein und können leicht adaptiert werden. Die TUM bietet für Interessierte eine Beratung zur Umsetzung an. Arbeitsbereich 2: Auch hier wird eine Einsehbarkeit möglich und Beratung verfügbar sein. Arbeitsbereich 3: Die Toolbox Lehrerbildung wird über einen gesonderten Bereich der TUM-Webseiten zugänglich gemacht. Arbeitsbereich 4: Das Clearing House veröffentlicht laufend aufbereitete Forschungsergebnisse und -synthesen im Internet. Die Angebote werden für wissenschaftliche und praktische Nutzer beworben.

Promotionen (abgeschlossene und in Bearbeitung befindliche)

  • Kronsfoth, Katharina: Phasenübergreifende Kooperation in der Lehramtsausbildung zur Verzahnung von Theorie und Praxis. Unter Betreuung von Frau Prof. Dr. Kristina Reiss.
  • Schuhwerk, Barbara: Steigerung der Systemkompetenz in der Lehrerbildung durch Integration außerschulischer Lernorte. Unter Betreuung von Frau Prof. Dr. Claudia Nerdel.
  • Huber, Kerstin: Lehren und Lernen mit digitalen Medien. Unter Betreuung von Frau Prof. Dr. Maria Bannert.
  • Zaragoza, Adriana: Fostering the Use of Teacher’s Professional Knowledge during Lesson Planning and Lesson Reflection. Unter Betreuung von Frau Prof. Dr. Tina Seidel.

Lehramtstypen, die das Vorhaben betrifft

  • Lehrämter für alle oder einzelne Schularten der Sekundarstufe I

  • Lehrämter der Sekundarstufe II allgemeinbildende Fächer oder für das Gymnasium

  • Lehrämter der Sekundarstufe II berufliche Fächer oder für die beruflichen Schulen