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Research – Relevance – Responsibility. Aufbau eines nachhaltigen Forschungs- und Transferzentrums: Digitalisierung in der Lehrerbildung

TueDiTeach

Zusammenfassung

Digitalisierung erfasst alle gesellschaftlichen Bereiche. Die lernwirksame Nutzung digitaler Medien im Unterricht wird dabei als eine der zentralen gesellschaftlichen Herausforderungen der Gestaltung eines erfolgreichen Bildungssystems im 21. Jahrhundert diskutiert. Akteuren im Bildungswesen ist dabei bewusst, dass eine Verbesserung der technischen Ausstattung von Bildungseinrichtungen nicht hinreichend ist, um eine lernwirksame Nutzung digitaler Medien im Unterricht sicherzustellen. Vielmehr bedarf es zusätzlich sehr gut ausgebildeter Lehrkräfte, die in der Lage sind, die didaktischen Potenziale digitaler Medien für die Vermittlung fachlichen Wissens zu erkennen, sie für die Gestaltung effektiver medienbasierter Lehr-Lernszenarien zu nutzen und vor dem Hintergrund ethischer und gesellschafts- sowie bildungstheoretischer Implikationen kritisch zu reflektieren.

Ziel des Vorhabens ist die Umsetzung eines umfassenden und nachhaltigen Gesamtkonzepts für die Lehrerbildung an der Universität Tübingen, mit dessen Hilfe eine forschungsbasierte Entwicklung digitalisierungsbezogener Kompetenzen von Lehrkräften erfolgen kann. Das Gesamtkonzept sieht Aktivitäten in vier Arbeitsbereichen, einem Forschungsbereich und drei Transferbereichen, vor: Forschung; Translation und Transformation; Lehrerbildung 1. Phase; Fort- und Weiterbildung. Bereits stattfindende sowie im Vorhaben geplante Aktivitäten werden ab März 2020 in einem durch die Universität Tübingen und das außeruniversitäre Forschungsinstitut Leibniz-Institut für Wissensmedien "Forschungs- und Transferzentrum: Digitalisierung in der Lehrerbildung" (TüDiTeach) unter einem Dach zusammengeführt sowie systematisch und nachhaltig gemeinsam mit zentralen Akteuren der Lehrerbildung ausgebaut. Damit verbunden ist die Einrichtung einer durch die Universität finanzierte Tenure Track/W3 Professur für "Erziehungswissenschaft mit dem Schwerpunkt Lehren und Lernen mit digitalen Medien".

Struktur und Organisation (Arbeitsbereiche)

Das Konzept von TüDiTeach orientiert sich eng an der durch die KMK (2016) formulierten Ziel­vorstellung, dass „Lehrkräfte digitale Medien in ihrem jeweiligen Fachunterricht professionell und didaktisch sinnvoll nutzen sowie gemäß dem Bildungs- und Erziehungsauftrag inhaltlich reflektieren können”. Dieser Zielvorstellung folgend, sieht das Tübinger Konzept im Sinne einer Forschungsbasierung in der Lehrerbildung Forschung und Wissenstransfer in drei digitalisierungsbezogenen Inhaltsbereichen als zentral an:

(1) Unterrichtskonzepte zum Einsatz digitaler Medien in fachlichen Kontexten,

(2) Merkmale des Professionswissens von Lehrkräften (Kompetenzen) und

(3) Strategien zur Professionalisierung von Lehrkräften (Kompetenzentwicklung).

Das Tübinger Konzept fokussiert auf die Etablierung eines kohärenten und forschungsbasierten Lehrkonzepts vor dem Hintergrund dieser drei Inhaltsbereiche für die erste Phase der Lehrerbildung, in dem bildungswissenschaftliche und fachdidaktische Perspektiven gleichermaßen adressiert und aufeinander bezogen werden. Zudem werden die zweite Phase und dritte Phase in das Gesamtkonzept mit einbezogen, indem wissenschaftliche Erkenntnisse und Praxisbeispiele zu den oben genannten Inhaltsbereichen sowohl den Akteuren als auch den Zielgruppen aller Phasen z.B. als Open Educational Resources (OER) zur Verfügung gestellt werden. Darüber hinaus ist eine enge Zusammenarbeit mit den Akteuren der zweiten und dritten Phase bei der Relationierung von Theorie und Praxis sowie der Entwicklung phasenübergreifender Aus- und Weiterbildungskonzepte geplant. Ziel ist eine systematische und forschungsbasierte Lehrerbildung im Hinblick auf das Thema Digitalisierung, die ausgehend vom Standort Tübingen eine deutliche überregionale Wirkung erzielt. 

Das Gesamtkonzept sieht insgesamt vier im Austausch stehende Arbeitsbereiche unter dem Dach des durch die Universität Tübingen gemeinsam mit dem IWM gegründeten „Forschungs- und Transferzentrums: Digitalisierung in der Lehrerbildung“ (TüDiTeach) vor:

1. Im Hinblick auf den Arbeitsbereich Forschung sollen Synergien am Standort Tübingen bezogen auf die thematischen Inhaltsbereiche zur Digitalisierung in der Lehrerbildung gestärkt, Forschungsaktivitäten zusammengeführt und als Basis für zukünftige gemeinsame Vorhaben genutzt werden. Dies erfolgt derzeit maßgeblich über die eingerichtete Professur für ‘Erziehungswissenschaft mit dem Schwerpunkt Lehren und Lernen mit digitalen Medien’

Der (im Vorhaben fokussierte) Erkenntnistransfer in die Bildungspraxis erfolgt in den folgenden drei Bereichen.

2. Im Arbeitsbereich Translation und Transformation werden wissenschaftliche Erkenntnisse zu den o.g. Inhaltsbereichen in Form von systematischen Reviews und Metaanalysen aggregiert sowie herausragende Praxisbeispiele zu (fachbezogenen) Lehr- und Unterrichtskonzepten zusammengeführt und für die Lehrerbildung handlungsleitend aufbereitet.

3. Im Rahmen des Arbeitsbereichs Lehrerbildung 1. Phase sollen in der Zusammenarbeit von Bildungswissenschaften und Fachdidaktiken verpflichtende Lehrangebote für die erste Phase der Lehrerbildung entwickelt und flächendeckend umgesetzt werden, die alle Lehramtsstudierenden auf das Unterrichten in einer digital geprägten Welt vorbereiten. Kennzeichnend für die Umsetzung innovativer Lehrkonzepte am Standort Tübingen ist dabei die Einbindung des von der Universität Tübingen und dem IWM gemeinsam betriebenen Tübingen Digital Teaching Lab (TüDiLab), in dem Lehramtsstudierende eigene digitale Unterrichtsszenarien entwickeln und z.B. im Rahmen von Micro-Teaching Szenarien erproben können. Die Angebote sollen als OER auch in den weiteren Phasen der Lehrerbildung sowie überregional genutzt werden können.

4. Für den Arbeitsbereich der Fort- und Weiterbildung wird perspektivisch eine Abstimmung mit dem 2019 gegründeten Zentrum für Schulqualität und Lehrerbildung (ZSL) des Landes Baden-Württemberg angestrebt. Flankiert werden diese Maßnahmen durch systematische Begleitforschungen, um die Effektivität der Angebote zu evaluieren.

Geplante Transferangebote

Das Vorhaben ist auf eine vielfältige, offen zugängliche, überregionale und nachhaltige Nutzung der erzielten Ergebnisse ausgerichtet. Die verschiedenen Arbeitsbereiche ebenso wie die geplanten Aktivitäten insbesondere innerhalb des Arbeitsbereichs Translation und Transformation adressieren unterschiedliche Zielgruppen (in den drei Phasen der Lehrerbildung tätige Personen, Lehramtsstudierende, Lehrkräfte, Bildungsadministration) und dienen der Evidenzbasierung der Arbeit dieser Personen. Das Projekt zielt auf Unterstützung der genannten Personengruppen und deckt damit einen offensichtlichen und langfristigen Bedarf hinsichtlich einer flächendeckenden und nachhaltigen Qualifizierung im Hinblick auf digitalisierungsbezogene Kompetenzen:

  • Mit den Maßnahmen des Arbeitsbereichs Translation und Transformation soll sowohl ein Erkenntnistransfer von der digitalisierungsbezogenen Bildungsforschung in die Bildungspraxis hergestellt als auch Verbindungen zwischen Unterrichts- und Aus- und Fortbildungspraxis gestärkt werden. U.a. ist der Aufbau eines webbasierten, frei zugänglichen Informationsangebots für Akteure und Zielgruppen aller Phasen der Lehrerbildung geplant, in dem wissenschaftliche Befunde und Praxisbeispiele handlungsorientiert zur Verfügung gestellt werden.
  • Im Arbeitsbereich Lehrerbildung 1. Phase soll vor dem Hintergrund eines handlungsleitenden Kompetenz(entwicklungs)modells zum digitalisierungsbezogenen Professionswissen von Lehrkräften ein Vermittlungskonzept entwickelt, implementiert und evaluiert werden, welches zukünftige Lehrkräfte zu einem reflexiven Einsatz digitaler Medien in ihrem Fachunterricht befähigt. Die im Rahmen der Konzeption eines digitalisierungsbezogenen Spiralcurriculums entwickelten und implementierten Module zur Professionalisierung angehender Lehrkräfte sollen auch in Form von OER-Angeboten aufbereitet werden und in den weiteren Phasen der Lehrerbildung sowie überregional genutzt werden können.
  • Für den Arbeitsbereich Fort- und Weiterbildung wird eine Abstimmung mit dem Zentrum für Schulqualität und Lehrerbildung angestrebt, da aktuell die Fortbildungsstruktur in Baden-Württemberg umstrukturiert wird. Ein Beginn des Arbeitsbereichs wird 2022 angestrebt.

Alle Arbeitsergebnisse werden über den Hochschulkontext hinaus über existierende und bereits erfolgreich arbeitende Kommunikationskanäle in die Bildungspraxis frei zugänglich gemacht und überregional zur Verfügung gestellt. Darüber hinaus sind im Projekt Forschungsarbeiten, nationale und internationale Publikationen sowie Tagungsbeiträge geplant.

Partner innerhalb der Hochschule

Die Tübingen School of Education (TüSE) arbeitet eng zusammen mit der Hochschulleitung, der Zentralen Verwaltung, mehr als 25 Lehramtsfächern der lehrerbildenden Fakultäten und sämtlichen bildungswissenschaftlichen Instituten – wobei die Kooperation zwischen Fächern, Fachdidaktiken und Bildungswissenschaften einen zentralen Schwerpunkt darstellt –, der Graduiertenschule und dem Forschungsnetzwerk LEAD (Learn­ing, Educational Achievement and Life Course Development), dem Netzwerk für Qualitative Methoden in der sozial- und wirtschaftswissenschaftlichen Lehre und Forschung und der Graduiertenakademie, dem Institut für Erziehungswissenschaft (IFE), dem Hector-Institut für Empirische Bildungsforschung (HIB), dem Leibniz-Institut für Wissensmedien (IWM), dem Internationalen Zentrum für Ethik in den Wissenschaften (IZEW) und dem Zentrum für Gender und Diversitätsforschung (ZGD).

Wesentlich innerhalb des Projekts "Research - Relevance - Responsibility. Exzellenz in der Lehrerbildung - Aufbau eines nachhaltigen Forschungs- und Transferzentrums: Digitalisierung in der Lehrerbildung (TüDiTeach)" ist die Kooperation mit der Professur für Erziehungswissenschaft mit dem Schwerpunkt Lehren und Lernen mit digitalen Medien am Institut für Erziehungswissenschaft der Universität Tübingen. 

Projekt- und teilprojektbezogene Kooperationen zwischen Fachwissenschaft, Fachdidaktik, Bildungswissenschaften

Die Gesamtkonzeption der Lehrerbildung der Tübingen School of Education zielt auf eine enge Verbindung von Fachwissenschaften, Fachdidaktiken und Bildungswissenschaften. So sind sämtliche Fachdidaktik-Professuren fachwissenschaftlich verankert und über das School Board als zentrales Gremium der Tübingen School of Education mit Akteuren aus allen Lehramtsfächern und den bildungswissenschaftlichen Instituten vernetzt. Die vom School Board entwickelte Rahmenkonzeption Fachdidaktiken, in der u.a. die Vernetzung mit Fachwissenschaften und Bildungswissenschaften explizit als Kriterien formuliert sind, ist verbindlich von den Fakultäten verabschiedet worden und Grundlage für die Systemakkreditierung der Lehramtsstudiengänge. Darüber hinaus ist die Verbindung von Fachwissenschaften, Fachdidaktiken und Bildungswissenschaften in zahlreichen Forschungs- und Lehrkooperationen verankert. Für die Maßnahmen des Projekts TüDiTeach sind speziell folgende Kooperationen beispielhaft zu nennen:

  • Die Leitungsstruktur des neuen Forschungs- und Transferzentrums wird durch die professorale Besetzung des Lenkungsausschusses eng mit dem School Board als zentralem Gremium der TüSE und somit mit allen relevanten fachdidaktischen und bildungswissenschaftlichen Akteuren und Instituten an der Uni Tübingen verknüpft. Der für das Zentrum selbst einzurichtende Beirat zur fachlichen Beratung der Leitung und des Zentrums sieht ebenfalls (universitätsinterne) Mitglieder aus den Bildungswissenschaften und Fachdidaktiken vor.
  • Verpflichtende Verankerung des Themas Digitalisierung in der Lehrerbildung mit einem eigenständigen Modul im M. Ed. zusätzlich zur bisherigen Verortung des Themas im Wahlpflichtbereich als Basis für eine flächendeckende Auseinandersetzung mit dem Thema in den Bildungswissenschaften und den Fachdidaktiken.
  • In mehreren Projekten finden Kooperationen mit Fachdidaktiken und Bildungswissenschaften statt, etwa in den Projekten ‚TPACK 4.0 – interdisziplinäre, praxisorientierte und forschungsbasierte Förderung mediendidaktischer Kompetenzen von Lehrkräften’ (z.B. mit Mathematik, Englisch, Deutsch, Biologie, Philosophie) und ‘Digitale Medien im adaptiven Unterricht der gymnasialen Oberstufe der Gemeinschaftsschule’ (z.B. Mathematik, Englisch)
  • Gemeinsame Durchführung von Forschungsprojekten, bspw. zur Nutzung mobiler Geräte im Kontext biologischer Feldexkursionen zur Verknüpfung innerschulischen und außerschulischen Lernens. Das Projekt wird durch den WissenschaftsCampus Tübingen – als gemeinsamen Forschungsverbund der Universität Tübingen und dem IWM – gefördert.
  • Das Tübingen Digital Teaching Lab (TüDiLab) als Gemeinschaftsprojekt der Tübingen School of Education und des IWM kommt regelmäßig z.B. für Micro Teachings in den Fachdidaktiken zum Einsatz.
  • Im Arbeitsbereich Lehrerbildung 1. Phase ist die gemeinsame Konzeption eines Spiralcurriculums in den Bildungswissenschaften, den Fachdidaktiken und an den Schnittstellen beider Bereiche sowie die Entwicklung entsprechender mediengestützter Module zur Qualifizierung von Lehrkräften in fächerübergreifender Zusammenarbeit vorgesehen.

Partner außerhalb der Hochschule

  • Es bestehen enge Kooperationsbeziehungen mit dem außeruniversitären Leibniz-Institut IWM, die z.B. in dem 2008 gemeinsam gegründeten WissenschaftsCampus Tübingen, dem gemeinsam betriebenen TüDiLab sowie der Zusammenarbeit im Kontext der TüSE sowie der Graduiertenschule und dem Forschungsnetzwerk LEAD zum Ausdruck kommen. Das IWM ist als Kooperationspartner an der Gründung des Forschungs- und Transferzentrums: Digitalisierung in der Lehrerbildung sowie der Umsetzung der Projektmaßnahmen TüDiTeach beteiligt.
  • Beteiligung externer Mitglieder aus der zweiten und dritten Phase der Lehrerbildung und Akteuren aus der Bildungsadministration, im Beirat des Forschungs- und Transferzentrums.
  • Externe Forschungskooperationen bezüglich des Themas Digitalisierung bestehen am IWM mit nationalen und internationalen Universitäten (u.a. Universität Hannover, TU Kaiserslautern, Universität Oslo, Universität Padua).
  • Über das vom MWK Baden-Württemberg geförderte Projekt ‚TPACK 4.0’ besteht eine enge Kooperation mit Vertreterinnen und Vertretern aus Fachdidaktiken und Bildungswissenschaften der PH Weingarten bzgl. der Förderung mediendidaktischer Kompetenzen von Lehramtsstudierenden.
  • Es besteht eine Kooperation mit dem Deutschen Institut für Erwachsenenbildung (DIE)/Bonn.
  • Im Arbeitsbereich Fort- und Weiterbildung werden in einer Praxiskooperation mit Tübinger Schulen erfahrene Lehrpersonen hinsichtlich der fachbezogenen Nutzung digitaler Medien qualifiziert.
  • Im Arbeitsbereich Fort- und Weiterbildung ist perspektivisch zudem eine enge Zusammenarbeit mit dem Zentrum für Schulqualität und Lehrerbildung (ZSL) geplant.

Projekt- und teilprojektbezogene Kooperationen mit Akteuren der zweiten und/oder dritten Phase der Lehrerbildung

Ein Einbezug der zweiten und dritten Phase in das Gesamtkonzept erfolgt, indem wissenschaftliche Erkenntnisse und Praxisbeispiele sowohl den Akteuren als auch den Zielgruppen aller Phasen z.B. als Open Educational Resources (OER) zur Verfügung gestellt werden. Darüber hinaus ist eine enge Zusammenarbeit mit den Akteuren der zweiten und dritten Phase bei der Relationierung von Theorie und Praxis sowie der Entwicklung phasenübergreifender Lehrerbildungskonzepte geplant.

Lehramtstypen, die das Vorhaben betrifft

  • Lehrämter der Sekundarstufe II allgemeinbildende Fächer oder für das Gymnasium