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Manufaktur Lehrerbildung Berufskolleg (FAKTUR)

FAKTUR

Zusammenfassung

Die Lehrerbildung für die berufliche Bildung leidet sowohl unter dem Problem mangelnder Nachfrage als auch mangelnder Qualität. Letzteres zeigt sich u.a. darin, dass das bereits 1996 (KMK Handreichungen) eingeführte Lernfeldkonzept mit seinem fächerintegrativen Unterricht und neu definiertem Bildungsanspruch bis heute nur sehr unvollständig umgesetzt wird. FAKTUR hat zum Ziel, sowohl dieses Qualitätsproblem als auch das Problem mangelnder Studierendenzahlen dadurch zu reduzieren, dass

  • reale Arbeitsanforderungen an Lehrkräfte in das Zentrum von Modulen gestellt werden, die als Case Studies (vgl. Simons 2009, Case study research in practice. London: Sage) unter Bearbeitung, Nutzung und Erzeugung wissenschaftlicher Erkenntnis aufgearbeitet werden;
  • ein Lehrerbildungskonzept entsteht, welches sich an der Kernidee des Lernfeldprinzips (über projektorientiertes Handeln zum Gestalten) orientiert und dadurch die Entwicklung von Lehrerprofessionalität durch eine systematische Theorie-Praxis-Verzahnung fördert;
  • durch Case Studies ein völlig neues Lernen mit unverändert hohem wissenschaftlichen Anspruch entsteht, welches insbesondere für ingenieurwissenschaftlich sozialisierte FH-Absolvent*innen (aus der NRW-Initiative AGORA) den inhaltlich fassbaren Einstieg in das pädagogische und didaktische Denken der Lehrerprofession ermöglicht;
  • ein studienbegleitendes Mentoring die Berücksichtigung individueller Studienfortschritte und spezifischer Schwerpunktsetzungen der Studierenden durch individuell angepasste Empfehlungen sichergestellt und
  • so insgesamt die Rekrutierung neuer Zielgruppen zur Behebung des Nachfrageproblems kombiniert wird mit einer Qualitätsverbesserung des Studiums.

FAKTUR setzt damit bei den mit den AGORA-Studienmodellen erfolgreich implementierten Reformen der Universität Siegen für die gewerblich-technischen BK-Lehrerbildung an, indem die dort entwickelten alternativen Zugangswege und Organisationsmodelle nunmehr durch ein entsprechendes inhaltliches Studienkonzept verstetigt und transferierbar gestaltet werden. In Analogie zu den Lernfeldern orientieren sich Case Studies an konkreten Fragestellungen bzw. Handlungsproblemen der Praxis, die unter Bezugnahme auf wissenschaftliche Erkenntnis und Methodik bearbeitet werden. Fragestellungen bzw. „Probleme“ als inhaltliche Grundlage der Cases werden kollaborativ mit Studierenden und Akteur*innen der beruflichen Bildung (i.d.R. Berufskollegs, Unternehmen, Zentrum für Schulpraktische Lehrerausbildung (ZfsL)) entwickelt. Es wird dadurch möglich sein, sowohl auf aktuelle wie zukünftige Bedarfe (z.B. Migration, Digitalisierung, Hybridisierung) begegnen und insofern der basalen Herausforderung nach Inklusion angemessen entsprechen zu können.

Case Studies vertiefen als Micro-Teaching-Einheiten, in denen berufsbildungswissenschaftliche und fachdidaktisch gewerblich-technische Expertise aufeinander bezogen werden, das wissenschaftliche Begründungswissen. Das Praxissemester bleibt formal unangetastet. Das Modell FAKTUR erzeugt damit keine grundsätzlichen Probleme gegenüber LABG und LZV. Über das Studiengangmodell AGORA Modell C der Universität Siegen liegen ideale Voraussetzungen für die durch FAKTUR geplante Implementierung des Case Study-Konzepts vor.

Lehramtstypen, die das Vorhaben betrifft

  • Lehrämter der Sekundarstufe II berufliche Fächer oder für die beruflichen Schulen