Digitale Lücken in der Lehrkräftebildung schließen
Digi_GapZusammenfassung
Digi_Gap - Digitale Lücken in der Lehrkräftebildung schließen zielt auf die nachhaltige Verbesserung der Lehrkräftebildung durch die Entwicklung und wissenschaftlich begleitete Implementierung innovativer, transdisziplinärer sowie phasenübergreifender Lehr- und Lernangebote und fokussiert dabei technische, organisationale, individuelle und didaktische Faktoren. Digi_Gap ist eng verzahnt mit den Projekten der ersten und zweiten Förderphase der Qualitätsoffensive Lehrerbildung an der Goethe-Universität, Level (2015 – 2018) und The Next Level – Lehrkräftebildung vernetzt entwickeln (2019 – 2023).
Das Projekt Digi_Gap baut auf dem Systematisierungsrahmen des DOIT-Modells zum Kompetenzaufbau von Lehrkräften im Bereich der Digitalisierung auf. Es wurde aus dem etablierten Mensch-Technik-Organisations-Ansatz (Ulich, 2011) abgeleitet und beschreibt, bezogen auf digitalisierte Lehr-/Lernprozesse, das Gelingen des Einsatzes von digitalen Medien in Bildungsprozessen als erfolgreich gestaltetes Wechselspiel der Faktorenbereiche Didaktik (D), Organisation (O), Individuum (I) und Technik (T) (Horz & Schulze-Vorberg, 2017). Folgende, bereits in der Literatur identifizierte Differenzen (‚gaps‘) werden hier zugrunde gelegt:
D-Gap: Unterschiede bei (angehenden) Lehrkräften, digitale Medien didaktisch sinnvoll im Fachunterricht einzusetzen (z.B. Bos et al., 2014)
O-Gap: Unterschiede hinsichtlich der Unterstützung des Medien- und Technikeinsatzes von Lehrkräften durch die (schulische) Organisation, z.B. Wartungskonzepte, Kompensation von erhöhtem Vorbereitungsaufwand sowie Unterschiede im Ausmaß der Initiierung und Begleitung schulischer Kooperationsprozesse (Lorenz et al., 2017; Drossel, Eickelmann & Lorenz, 2018)
I-Gap: Inkonsistenz in Facetten der digitalen Kompetenzen auf individueller Ebene, z.B. Diskrepanz von Einstellungen, Selbstwirksamkeit und fachdidaktischem Wissen (z.B. Bos et al., 2016)
T-Gap: Unterschiede in der technischen Infrastruktur an Schulen und Hochschulen (Bos et al., 2016; Petko, 2012)
Darüber hinaus werden im Zusammenspiel der vier Faktoren weitere Unterschiede produziert, bspw. zwischen Ausbildungsinhalten in der Lehrkräftebildung an Hochschulen und der Praxis an Schulen, zwischen Studierenden unterschiedlicher Fachdidaktiken oder zwischen unterschiedlichen Schulstandorten (BITKOM-Studie, 2015; Bos et al., 2014; Schaumburg, 2018). Im Projekt wird das DOIT-Modell genutzt, um digital gaps bezogen auf digitale Kompetenzen von Lehrkräften zu identifizieren, zu analysieren und darauf aufbauend Ansätze zur Schließung der digital gaps für unterschiedliche Phasen der Lehrkräftebildung zu generieren.
Inhaltlich adressiert und beforscht werden die angeführten digital gaps in den fünf Teilprojekten
- ReMento (Institut für Psychologie – Prof. Dr. Mareike Kunter; Dr. Charlotte Dignath),
- DigiTeam (Institut für Pädagogik der Elementar- und Primarstufe; Institut für England- und Amerikastudien – Prof. Dr. Ilonca Hardy; Prof. Dr. Daniela Elsner),
- VR-Lernsituation (Institut für Psychologie; ABL – Prof. Dr. Melissa Lê-Hoa Vo; Dr. Miriam Hansen; Dr. Julia Mendzheritskaya),
- diMEx (Institut für Didaktik der Physik; Institut für Psychologie – Dr. Jan Winkelmann; Dr. Mark Ullrich)
- und ViGeBi (Institut für Politikwissenschaft; Seminar für Didaktik der Geschichte; Institut für Humangeographie – Prof. Dr. Tim Engartner; Prof. Dr. Detlef Kanwischer).
Die Teilprojekte zielen darauf ab, die vier Faktorenbereiche des DOIT-Modells zu untersuchen und adressieren dabei digital gaps mit verschiedener Schwerpunktsetzung sowie mit unterschiedlichen wissenschaftlichen Zugängen. Bei allen Teilprojekten steht die Entwicklung individueller digitaler Kompetenzen von Lehrkräften im Mittelpunkt, die jeweils in Kombination mit den anderen Faktoren des DOIT-Modells analysiert werden. Dabei sollen Lehr-Lernumgebungen in unterschiedlichen Kontexten der Hochschule und Schule interdisziplinär entwickelt, phasenvernetzt implementiert und hinsichtlich ihrer Effektivität zur Schließung von digital gaps untersucht werden.
Um bei der Umsetzung dieser Ziele die transdisziplinäre Zusammenarbeit zu gewährleisten, die insbesondere eine weitere Intensivierung von fachdidaktischer und bildungswissenschaftlicher Lehre und Forschung vorsieht, vereint Digi_Gap Beteiligte aus allen schulrelevanten Fächern der Geistes-, Sozial- und Naturwissenschaften (England- und Amerikastudien, Erziehungswissenschaften, Geschichtswissenschaften, Gesellschaftswissenschaften, Geographie, Physik und Psychologie).
Die nachhaltige strukturelle Verankerung der Lehr-Lern-Innovationen wird unterstützt durch kooperierende inner- und außeruniversitäre Institutionen, wie z.B. der Akademie für Bildungsforschung und Lehrerbildung (ABL) als zentrale Lehrkräftebildungseinrichtung der GU, der Goethe-Lehrerakademie (GLA) als Dachinstitution des Lehrkräftefortbildungsangebots und dem Interdisziplinären Kolleg Hochschuldidaktik (IKH) als zentrale Einrichtung für die Qualifizierung im Bereich Hochschullehre.
BITKOM e. V. (2015). Digitale Schule – vernetztes Lernen. Ergebnisse repräsentativer Schüler- und Lehrerbefragungen zum Einsatz digitaler Medien im Schulunterricht. Verfügbar unter https://www.bitkom.org/sites/default/files/file/import/BITKOM-Studie-Digitale-Schule-2015.pdf
Bos, W., Eickelmann, B., Gerick, J., Goldhammer, F., Schaumburg, H., Schwippert, K., … Wendt, H. (Hrsg.) (2014). ICILS 2013. Computer- und informationsbezogene Kompetenzen von Schülerinnen und Schülern in der 8. Jahrgangsstufe im internationalen Vergleich. Münster: Waxmann.
Bos, W., Lorenz, R., Endberg, M., Eickelmann, B., Kammerl, R., & Welling, S. (Hrsg.) (2016). Schule digital – der Länderindikator 2016. Kompetenzen von Lehrpersonen der Sekundarstufe I im Umgang mit digitalen Medien im Bundesländervergleich. Münster: Waxmann.
Drossel, K., Eickelmann, B. & Lorenz, R. (2018). Determinanten der unterrichtlichen Computernutzungshäufigkeit und der medienbezogenen Lehrerkooperation. Eine Analyse auf Grundlage des Länderindikators 'Schule digital'. Unterrichtswissenschaft, 46 (4), 481–498.
Horz, H., & Schulze-Vorberg, L. (2017). Digitalisierung in der Hochschullehre. In Konrad Adenauer Stiftung (Hrsg.), Digitale Gesellschaft – Gestaltungsräume (S. 57-71). Konrad Adenauer Stiftung e.V.: Berlin/Sankt Augustin. Verfügbar unter http://www.kas.de/wf/doc/kas_50782-544-1-30.pdf?171123080940.
Lorenz, R., Bos, W., Endberg, M., Eickelmann, B., Grafe, S., & Vahrenhold, J. (Hrsg.) (2017). Schule digital – der Länderindikator 2017. Schulische Medienbildung in der Sekundarstufe I mit besonderem Fokus auf MINT-Fächer im Bundesländervergleich und Trends von 2015 bis 2017. Münster: Waxmann.
Petko, D. (2012). Hemmende und förderliche Faktoren des Einsatzes digitaler Medien im Unterricht: Empirische Befunde und forschungsmethodische Probleme. In R. Schulz-Zander, B. Eickelmann, H. Moser, H. Niesyto, & P. Grell (Hrsg.), Jahrbuch Medienpädagogik 9 (S. 29-50). Wiesbaden: VS.
Schaumburg, H. (2018). Empirische Befunde zur Wirksamkeit unterschiedlicher Konzepte des digital unterstützten Lernens. In N. McElvany, F. Schwabe, W. Bos, & H. G. Holtappels (Hrsg.), Digitalisierung in der schulischen Bildung. Chancen und Herausforderungen (S. 27-40). Münster: Waxmann.
Ulich, E. (2011). Arbeitspsychologie (7., neu bearb. und erw. Aufl.). Zürich: vdf Hochschulverlag an der ETH.