Zweiter Bielefelder "Fachtag Praxisreflexion" – Zwischen Meta-Reflexivität, Verfremdung und Eintauchtiefe : Datum:
Am 01. März 2019 standen beim Bielefelder "Fachtag Praxisreflexion" zum zweiten Mal insbesondere hochschuldidaktische Aspekte der Reflexion von Praxis im Fokus. In diesem Jahr kamen beim Fachtag, dessen Idee im Rahmen des "Netzwerk Praxisreflexion" entstanden ist, rund 25 Personen zusammen, um sich über verschiedene Perspektiven auf Reflexion in der Lehrerbildung auszutauschen.
Von Julia Schweitzer
Nach der Begrüßung und Einführung in den Tag durch Prof. Dr. Martin Heinrich (Projektleiter BiProfessional und Leitung des Zentrums für kritisch-reflexive Praxisorientierung an der Bielefeld School of Education) gestaltete sich der Vormittag in Form von vier Vorträgen mit anschließenden Diskussionen.
Zunächst stellten Prof. Dr. Martin Heinrich (Universität Bielefeld) und Dr. Gabriele Klewin (Universität Bielefeld) ihre im Vorfeld gemeinsam mit Anika Lübeck (Universität Bielefeld) erarbeiteten Überlegungen zum Ansatz eines meta-reflective Practitioner vor. Sie führten aus, dass Lehramtsstudierende im Rahmen ihrer universitären Ausbildung mit verschiedenen (professionstheoretischen) Paradigmen konfrontiert werden. Um diese auch einordnen zu können, bräuchte es eine metareflexive Einsozialisation in die Wissenschaft und somit die "Metareflexion" als neue Zielvorstellung einer multiparadigmatischen Lehrerbildung.
Anschließend hinterfragte Dr. Eike Wolf (Universität Bochum) die Versprechungen und Professionalisierungshoffnungen von Praxisreflexion. Anhand eines Beispiels studentischer Reflexion erörterte er, dass die pädagogische Reflexion eine eigene Sinnlogik aufweist und stellte die Frage danach, ob die Universität der Ort einer solchen Logik sein sollte. Schließlich plädierte er dafür, die Sinnlogik einer rationalen wissenschaftlichen Reflexion ins Zentrum der universitären Lehrerbildung zu stellen.
Im dritten Vortrag richtete Björn Stövesand (Universität Bielefeld) die Perspektive auf fachliche Lehr-Lern-Prozesse von Studierenden. Dabei stellte er ein Lehrkonzept aus der Sprachdidaktik vor, welchem ethnographische Beobachtungssettings zugrunde liegen. Mit den entstandenen ethnographischen Protokollen von Deutschunterricht setzen sich die Studierenden unter einer linguistischen Perspektive forschend auseinander und reflektieren somit sprachliche Lernprozesse im Unterricht.
Schließlich endete der Vormittag des Fachtags mit den Ausführungen von Prof. Dr. Angelika Paseka (Universität Hamburg) und Dr. Jan-Hendrik Hinzke (Universität Gießen). Sie präsentierten das hochschuldidaktische Konzept der Forschungswerkstätten aus der Hamburger Lehrerbildung und erläuterten ausgewählte Ergebnisse aus der Begleitstudie. So zeigt die Fragebogenstudie, dass die Studierenden im Verlauf der Forschungswerkstätten ihre eigene Reflexionsfähigkeit höher einschätzen. Dahingegen ist ihr Interesse an Forschung gesunken.
An diese Ergebnisse wurde dann im zweiten Teil des Fachtags angeschlossen. Von den zwei Workshops wurde einer von Angelika Paseka und Jan-Hendrik Hinzke gestaltet. Anhand von Protokollen zweier Gruppendiskussionen von Studierenden der Forschungswerkstätten wurde sich im Workshop mit deren Irritationen im Kontext des Forschenden Lernens auseinandergesetzt.
Im anderen Workshop von Björn Stövesand (Universität Bielefeld) wurde ebenfalls an konkretem Datenmaterial gearbeitet. Hier lagen studentische ethnographische Feldnotizen und Protokolle von Deutschunterricht vor. Gemeinsam wurde diskutiert, welche Forschungspotentiale und auch welche Lehrpotenziale in den Textdaten stecken.
Außerdem wurde der Fachtag für die Steuergruppensitzung des "Netzwerk Praxisreflexion" genutzt, in der weitere Netzwerkaktivitäten (z. B. Expertengespräche, Fachtag in Wuppertal) angebahnt wurden.