"Zur Erforschung Forschenden Lernens" – Fachtagung an der Universität Bielefeld : Datum:
Am 14. Februar 2019 kamen rund 160 Akteure aus der Lehrerbildung, Wissenschaft und Praxis an der Universität Bielefeld zusammen, um theoretische Perspektiven sowie empirische Befunde zum Forschenden Lernen zu diskutieren. Dabei standen stets die praktischen Implikationen für die Ausbildung von Lehrerinnen und Lehrern im Fokus.
von Julia Schweitzer
Zu dem Austausch über die "Erforschung Forschenden Lernens" hatte das Cluster II des Bielefelder QLB-Projekts BiProfessional eingeladen. Im Rahmen der Begrüßung durch Prof. Dr. Martin Heinrich (Projektleiter BiProfessional), Dr. Norbert Jacke (Geschäftsführer der Bielefeld School of Education) und Prof. Dr. Beate Wischer (stellvertretend für die wissenschaftliche Leitung des Clusters II) betonte die Professorin die Bedeutsamkeit Forschenden Lernens für die Lehrerbildung aufgrund der Einführung des Praxissemesters. Sie machte deutlich, um welch "komplexes Forschungsfeld" es sich dabei handle, da es bisher wenig evidenzbasierte Erkenntnisse sowie große fächerspezifische Übersetzungsspielräume gebe.
Diese Aspekte griff auch Prof. Dr. Petra Herzmann (Universität zu Köln) im Eröffnungsvortrag der Fachtagung auf. Sie stellte theoretische Perspektiven und empirische Befunde zum "Professionalisierungsversprechen Forschendes Lernen im Praxissemester" vor. Als Zwischenfazit hielt sie fest, dass die unterschiedlichen fachdidaktischen Verständnisse von Forschendem Lernen mit einer Orientierung an der jeweiligen Disziplin einhergehen, die in relativer Nähe oder Distanz zu sozialwissenschaftlicher bzw. empirischer Bildungsforschung steht. Zudem eröffnete die Kölner Professorin drei Möglichkeitsräume für die Anbahnung einer forschenden Grundhaltung bei den Studierenden. Der Vortrag endete mit der Frage, inwiefern die von den Studierenden geforderte Mehrfachreflexivität als Zumutung, Entgrenzung oder un(ein)lösbares Professionalisierungsversprechen gedeutet werden kann. Sofern aber eine reflexive Lehrerbildung das Ziel sei, so Prof. Dr. Petra Herzmann, müsse man die Zumutung bzw. Entgrenzung "wissentlich in Kauf nehmen".
Im Anschluss an den Eröffnungsvortrag konnten sich die Tagungsteilnehmenden zwischen neun Panelsession mit jeweils drei Vorträgen entscheiden. Thematisch fokussierten die Sessions entweder Lehr-Lern-Praktiken, (institutionelle) Rahmenbedingungen, (Fach-) Didaktische Prinzipien, Wirksamkeits- und Evaluationsforschung, theoretische Analysen, lehrerbildungsbezogene Implikationen oder Forschungsmethoden Forschenden Lernens. In der zweiten Tageshälfte gab es die Möglichkeit zwischen sechs Symposien und vier Workshops zu wählen, die je wiederum unterschiedliche Aspekte Forschenden Lernens thematisierten. Über weitere zwölf Projekte konnten sich die Tagungsteilnehmenden in den Pausen anhand von Postern informieren.
Schließlich rahmte Prof. Dr. Wolfgang Meseth (Phillips Universität Marburg) im Abschlussvortrag den Tag, indem er aus systemtheoretischer Perspektive
"Forschendes Lernen zwischen Wissenschafts- und Praxisorientierung" beleuchtete. Nach einem historischen Blick auf Lehrerbildung an Universitäten schloss er mit möglichen Operationalisierungen der Kontingenzformel "Bildung durch Wissenschaft" an. Der Marburger Professor konkludierte, dass die Herausbildung eines wissenschaftlich-reflexiven Habitus die Bedingung der Einlösung des Professionalisierungsversprechens ist, benannte drei Differenzen als Folgeprobleme und schloss mit der Feststellung, dass die Professionalisierungsleistung der Studierenden in der ersten Phase der Lehrerbildung in der herausfordernden Handhabung der Differenzen besteht.
Abschließend gab Prof. Dr. Martin Heinrich (Universität Bielefeld) einen Rückblick auf den Tag und beleuchtete die Zielsetzungen des Fachtages auf interaktive Weise.