Workload von Studierenden und Lehrenden – eine Untersuchung zur digitalen Lehre im Sommersemester 2020 : Datum:
Die Herausforderungen durch COVID-19 betreffen auch die Hochschulen und das dortige Studium. Die Umstellung auf digitale Lehre im Sommersemester 2020 bedeutete sowohl für Studierende als auch Lehrende Neuerungen, Einschränkungen und Umorientierung in einem großen Ausmaß. Die instantane Fokussierung digitaler Lehre gegenüber der Präsenzlehre beinhaltet zwar zeitgemäße Chancen, aber möglicherweise auch nicht intendierte Effekte, wie zum Beispiel den erhöhten Workload für alle Beteiligten.

Von Präsenzlehre zur digitalen Lehre
Schnell sollte es gehen, die Umstellung von klassischer Präsenzlehre zu digitaler Lehre im Sommersemester 2020. Was bislang undenkbar war, wurde innerhalb kürzester Zeit realisiert. Um den Hochschulbetrieb auch in Zeiten von COVID-19 aufrecht zu erhalten, wurden allerorts digitale Lehrangebote geschaffen, die synchron oder asynchron die Präsenzlehre komplett ersetzten. Im Rückblick – vielleicht auch im Ausblick – stellen sich natürlich Fragen zur Umsetzung, Verbesserung oder Studierbarkeit digitaler Lehre.
Arbeitsaufwand im Kontext digitaler Lehre
Um diesen und weiteren Fragen an der Technischen Universität (TU) Kaiserslautern zu begegnen, wurde eine universitätsweite Online-Befragung aller Studierenden und Lehrenden durchgeführt, die neben Aspekten wie Zufriedenheit oder Studiensituation, insbesondere den Arbeitsaufwand in den Blick genommen hat. Die Erfassung des Workloads wurde sowohl itembasiert als auch mit der am Zentrum für Lehrerbildung (ZfL) entwickelten Workloadkurve durchgeführt. Die Workloadkurve als grafisches Erhebungsinstrument ermöglicht es, den zeitlichen Verlauf des Workloads in Form einer Kurve intuitiv nachzuzeichnen und zu modellieren.
Hoher Workload trotz Zufriedenheit bei Studierenden und Lehrenden
An der hochschulweiten Befragung haben insgesamt 1383 Studierende und 216 Lehrende teilgenommen. Auch wenn rund 65% der befragten Studierenden und 63% der Lehrenden mit dem Sommersemester insgesamt zufrieden waren, zeigt sich bei beiden Gruppen ein vergleichsweise hoher Arbeitsaufwand. Die zeitliche Arbeitsbelastung wurde itembasiert auf einer Skala von sehr niedrig (1) bis sehr hoch (5) von den Studierenden im Mittel bei 3,93 und von den Lehrenden bei 4,27 als recht hoch eingeschätzt. Auch der Verlauf der Workloadkurve stützt diese Einschätzung. Als Ursachen für den erhöhten Aufwand gaben die Studierenden an, aufgrund verschobener Studienleistungen und Klausuren des vorherigen Wintersemesters mit mehr Prüfungsvorbereitungen konfrontiert zu sein. Auf Seiten der Lehrenden war die Organisation und die Entwicklung von digitalen Workflows ein Workloadtreiber.

Erhöhter Workload bei Lehramtsstudierenden
Bei Studierenden des Lehramts zeigte sich im Sommersemester ein statistisch signifikant höherer Workload als bei Studierenden anderer Abschlüsse. Ähnlich verhält es sich bei der Einschätzung der Anforderungen, die an die künftigen Lehrkräfte gestellt werden. Durch die digitale Lehre scheint sich der Workload der Lehramtsstudierenden keineswegs zu reduzieren. Wer allerdings Vorerfahrungen zur digitalen Lehre mitbringt, hat das Semester als signifikant weniger zeitaufwendig und weniger überfordernd erlebt. Daher scheint es besonders wichtig, Studierende möglichst früh in die Digitalisierung und Medienbildung einzubeziehen. Dies vermag nicht nur mögliche Nachteile während des Studiums auszugleichen, sondern bereitet besonders im Lehramt auf die künftigen Berufsanforderungen in den Schulen vor, welche sich immer stärker unter dem Druck der Digitalisierung sehen.
Medienbildung entlang der Lehrerbildungskette – Unified Education (U.EDU)
Das Projekt U.EDU arbeitet daran, unterschiedliche Aspekte der Digitalisierung gewinnbringend in die Lehrkräftebildung zu integrieren. Hierzu geben auch die Erkenntnisse der Workloadforschung des ZfL Hinweise auf mögliche Arbeitsschwerpunkte, die die Qualität in Studium und Lehre weiter verbessern.