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Mehr Geld für die Digitalisierung in der Lehrerbildung : Datum:

„Wir werden die Qualitätsoffensive durch eine weitere Förderlinie ergänzen“, sagt Bundesbildungsministerin Anja Karliczek beim 2. Programmkongress der "Qualitätsoffensive Lehrerbildung" in Berlin. Bund und Länder wollen damit die Digitalisierung in der Lehrerbildung und das berufliche Lehramt stärken.

Bundesbildungsministerin Anja Karliczek
"Wertschätzung für Lehrkräfte muss jederzeit spürbar sein: Sie muss schon im Studium an der Hochschule deutlich werden", sagt Bundesbildungsministerin Anja Karliczek bei der Eröffnung des 2. Programmkongresses der "Qualitätsoffensive Lehrerbildung". © BMBF/Hans-Joachim Rickel

Meldung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung von 7.11.2018

Rede der Bundesministerin für Bildung und Forschung Anja Karliczek MdB anlässlich des 2. Programmkongresses der „Qualitätsoffensive Lehrerbildung" am 7.11.2018 in Berlin.

Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrte Frau Quante-Brandt,

sehr geehrte Frau Prof. Gräsel,

sehr geehrter Herr Prof. Prenzel,

meine sehr geehrten Damen und Herren!

Schulen sind ein Spiegel der Gesellschaft. Wir erleben, dass unsere Gesellschaft vielfältiger wird und wir sehen, dass neue Aufgaben auf uns zukommen. Das verändert auch die Schulen: Themen wie Digitalisierung, Integration und Inklusion prägen die Schulen und wirken sich unterschiedlich auf den Berufsalltag der Lehrkräfte aus.

Viele Lehrer sind glücklich mit ihrem Beruf. Laut einer aktuellen Forsa-Umfrage ist die Mehrheit der Lehrerinnen und Lehrer in Deutschland mit ihrem Beruf zufrieden, knapp neun von zehn Lehrkräften arbeiten „sehr gerne" oder „eher gerne".

Gleichzeitig hören wir immer wieder von Lehrern, die von hoher Belastung im Beruf berichten.

Eines jedoch ist allen gemein: Sie erfüllen eine wesentliche Aufgabe für die Gesellschaft und bereiten sie auf ihre Zukunft vor. Sie sind Bezugspersonen unserer jungen Menschen in einer sehr prägenden Zeit ihres Lebens. Die Schüler von heute sind die Gestalter unserer Gesellschaft von morgen. Wir sind darauf angewiesen, dass sie sich aktiv und engagiert mit ihren Begabungen in unsere Gesellschaft einbringen. Die Schule legt Grundlagen dafür.

Bildung in Schulen heißt natürlich Wissensvermittlung. Darüber hinaus kann den jungen Menschen dort auch vermittelt werden, dass jeder Einzelne unterschiedliche Begabungen hat. Dass es sich lohnt, sie zu entwickeln und dass jede Begabung gebraucht wird.

Schulalltag vermittelt zudem Werte des Zusammenlebens, Formen des Kommunizierens und Kooperierens und soziale Kompetenzen. Im Schulalltag spielen deswegen die Menschen, denen wir unsere Kinder anvertrauen, natürlich eine zentrale Rolle.

Wertschätzung und Anerkennung für den Lehrerberuf sind deshalb wichtig um heute junge Menschen für den Lehrerberuf zu gewinnen, müssen wir ihnen ein Angebot machen, das auf Attraktivität und Qualität setzt. Und auf Respekt für alle, die sich für die Bildung unserer jungen Menschen einsetzen. Dass heute in nahezu jedem Bundesland zu wenig Lehrerinnen und Lehrer an unseren Schulen sind, hat aus meiner Sicht entscheidend damit zu tun.

Wertschätzung muss jederzeit spürbar sein: Sie muss schon im Studium an der Hochschule deutlich werden. Hier setzt die Qualitätsoffensive Lehrerbildung an. Die Qualitätsoffensive stärkt das Lehramtsstudium in seinen Strukturen, Inhalten und Methoden. Sie setzt die Lehrerbildung nicht nur auf die bildungspolitische, sondern auch auf die hochschulpolitische Agenda.

I.

Als die Qualitätsoffensive vor über drei Jahren startete, war sie ein Novum. Ein Bund-Länder-Programm zur Förderung der Lehrerbildung hat es in dieser Größenordnung zuvor noch nicht gegeben. Die Strahlkraft war enorm und ist es bis heute.

Wir stehen jetzt am Ende der ersten Förderphase. Und können einen Erfolg verbuchen: In diesem Jahr sind alle geförderten Projekte einer Zwischenbegutachtung unterzogen worden. Es wurde geprüft: Was haben sie erreicht? Wie wollen sie weitergehen?

Das Ergebnis ist mehr als erfreulich. Das Auswahlgremium hat fast alle Projekte für eine Anschlussförderung empfohlen. Sie verteilen sich wie in der 1. Förderphase auf alle Bundesländer.

Wir können also sagen: Die Lehrerbildung ist an den Hochschulen deutlich besser und deutlich sichtbarer geworden – sowohl in der Lehre als auch der Forschung.

Dazu hat schon die Anlage des Förderprogramms beigetragen: die qualitätsorientierte Auswahl der Projekte, der Einbezug der Hochschulleitungen in die Antragstellung. Wir halten weiterhin unser Versprechen: Bis zu 500 Mio. Euro stellen wir für die Qualitätsoffensive Lehrerbildung zur Verfügung – eine Summe, die Interesse geweckt hat und Wirkung entfacht. Die Profilierung der Lehrerbildung an den Hochschulen ist schon jetzt einer der wichtigsten Erfolge der Qualitätsoffensive. Lehrerbildung wird an den Hochschulen sichtbar und wertgeschätzt.

II.

Was bedeutet das? Dass sich für Studierende die Situation dank der Qualitätsoffensive verbessert hat. Einerseits sichtbar bei den Strukturen, andererseits bei konkreten inhaltlichen Unterstützungsangeboten.

1. Zu den Strukturen: Die Qualitätsoffensive trägt dazu bei, das Lehramtsstudium als ein eigenständiges Studium stärker erkennbar zu machen. Außerdem hilft sie, die oft beklagte Fragmentierung des Lehramtsstudiums abzubauen.

Verantwortliche für die Lehrerbildung sind weiter aufeinander zugegangen und haben die Zusammenarbeit intensiviert. Jetzt werden Studieninhalte besser abgestimmt und in der Forschung gibt es engere Kooperationen.

Die meisten der Projekte sind interdisziplinär angelegt.

Ein schönes Beispiel ist das Projekt „Schnittstellen gestalten" der Universität Bremen: Ziel ist es, Wissen zwischen Disziplinen, also zum Beispiel zwischen Fachwissenschaften und Erziehungswissenschaften, und zwischen Theorie und Praxis besser miteinander zu vernetzen.

Oder es gibt Angebote zur Unterstützung in Praxisphasen:

All diese Maßnahmen haben einen gemeinsamen Nenner: Sie fördern die Ausbildung von Reflexionskompetenz. Sie steigern nicht einfach nur die Nähe zur Praxis, sondern sie erhöhen die Qualität des Praxisbezugs in der Lehrerbildung. Die Qualität des Praxisbezugs zu steigern, ist ein Kernanliegen der Qualitätsoffensive.

Hier helfen auch die Möglichkeiten der Technik: Viele Standorte setzen Videosequenzen ein, die den Studierenden anschaulich zeigen, wie sie in bestimmten, herausfordernden Unterrichtssituationen reagieren können. Besonders erfreulich ist, dass die Projektteilnehmer intensiv ihre Erfahrungen austauschen und sich vernetzen: Die Universität Münster arbeitet eng mit den Universitäten Frankfurt am Main, Köln, Duisburg-Essen, der FU Berlin und der LMU München zusammen.

III.

Wir wollen bei dem Erreichten aber nicht stehen bleiben: Der Zwischenbericht der Evaluation hat uns auch gezeigt, wo wir unser Engagement noch vertiefen können. Und genau das werden wir schon in Kürze tun: Wir werden die Qualitätsoffensive durch eine weitere Förderlinie ergänzen. Das haben Bund und Länder in der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz Ende Juni diesen Jahres beschlossen, und wir bringen es nun zügig auf den Weg. Das ist einerseits ein starkes Signal, wie wichtig für uns die Lehrerbildung ist. Andererseits wenden wir uns damit nochmal explizit den drängenden Zukunftsthemen Digitalisierung in der Lehrerbildung und das berufliche Lehramt zu:

1. Wir wollen die Hochschulen dabei unterstützen, für die Digitalisierung in der Lehrerbildung innovative Wege zu suchen: bei der Vermittlung digitaler Kompetenzen, bei der Entwicklung digital gestützter Lernkontexte, bei digitalen Ansätzen in der Verbindung von Theorie und Praxis und bei der Verzahnung des Lehramtsstudiums an der Hochschule mit dem Referendariat und der Fort- und Weiterbildung. Wichtig ist, dass die Vorhaben in ein Gesamtkonzept der Hochschule zur Lehrerbildung eingebettet sind. Nur so können nachhaltige Wirkungen entstehen.

Digitale Bildung braucht entsprechende Ausstattung. Aber Technik ist bei weitem nicht alles. Der Grundgedanke des Digitalpakts Schule ist: Die Bundesregierung unterstützt die Länder mit einem kräftigem Schub bei der Ausstattung der Schulen.

Die Länder sorgen für die Qualifizierung der Lehrerinnen und Lehrer und die Weiterentwicklung der Lehrpläne. Wir haben bewusst die Bezeichnung „Pakt" gewählt. Hand in Hand können Bund und Länder aus den Investitionen gute Bildung machen. Und nur so können Lehrerinnen und Lehrer ihre Arbeit gut machen. Viele Lehrer üben ihren Beruf mit viel Motivation und Engagement aus. Viele Lehrer engagieren sich für ihre Schülerinnen und Schüler. Viele Lehrerinnen und Lehrer haben eine große Bereitschaft, sich auf neue Entwicklungen einzustellen. Dafür verdienen sie Wertschätzung und Anerkennung. Und sie verdienen eben auch unsere Unterstützung, damit sie den Schulalltag gut meistern können.

Bei den Verhandlungen des Digitalpaktes stehen wir kurz vor dem Abschluss. Jetzt müssen sich nur noch die Grünen und die FDP an ihre Wahlkampfversprechen erinnern, dann kann die Umsetzung des Digitalpaktes kommen.

Beim Bundesrat bin ich zuversichtlich. Wenn Bundestag und Bundesrat den Weg frei machen für die notwendige Grundgesetzänderung, dann kam dass der Digitalpakt Schule im kommenden Jahr starten kann.

2.Die neue Förderrichtlinie hat einen zweiten Schwerpunkt, dessen Wichtigkeit gar nicht genug betont werden kann: Wir brauchen mehr Lehrer an den beruflichen Schulen. Im Bereich der Berufsbildung sind die Nachwuchssorgen besonders groß. Und der gesellschaftliche Wandel, der oft zuerst die Arbeitswelt erfasst, schlägt in den Berufsschulen unmittelbar durch.

Wir wollen für das berufliche Lehramt neue Zielgruppen ansprechen. Dafür müssen wir aber die Studienstrukturen im beruflichen Lehramt flexibler gestalten. Modelle des Quereinstiegs oder Formate des berufsbegleitenden Studiums sind Wege, um dies zu erreichen.

So wird zum Beispiel im Projekt „Teach@TUM" der Technischen Universität München ein Masterstudiengang für das berufliche Lehramt entwickelt, der sich an Quereinsteiger mit einem Bachelor-Abschluss im Bereich Elektro- und Informationstechnik haben.

Wir müssen junge Menschen für das berufliche Lehramt nicht nur gewinnen, wir müssen sie auch halten. Das heißt: Wir müssen dringend die Abbruchquoten senken. Die sind leider im beruflichen Lehramt besonders hoch. Hierfür sind der Ausbau von Beratungsangeboten notwendig und neue Formen der Begleitung in Studium und Referendariat. Auch darum wird es in der Förderlinie gehen.

Und natürlich gelten für das berufliche Lehramt all jene Herausforderungen, die wir aus dem Lehramt für die allgemeinbildenden Schulen kennen: die Koordination aller Hochschulbereiche, die an der Lehrerbildung beteiligt sind, der Umgang mit Inklusion und Heterogenität, die Stärkung der Praxisbezüge, die Digitalisierung.

IV.

Sie sehen, wir haben noch einiges zu tun. Aber es wird sich lohnen.

Die Zeiten des Wandels sind für alle eine Herausforderung. Und bestimmend für unsere Lehrerinnen und Lehrer, die den Wandel im Brennglas des Klassenzimmers erleben.

„Du kannst niemanden etwas lehren. Du kannst ihm nur beibringen, es selbst zu entdecken", sagte Galileo Galilei einmal. In diesem Sinne können Lehrer unsere jungen Menschen dabei unterstützen, die notwendigen Zukunftskompetenzen zu entwickeln.

Lassen Sie mich die heutige Veranstaltung nutzen, Ihnen für Ihre Arbeit, Ihre Mühen und Ihr Engagement zum Wohle unserer Kinder und damit unserer gesamten Gesellschaft zu danken.

Dieser Kongress gibt Gelegenheit, uns über das bisher Erreichte auszutauschen, die Zukunft in den Blick zu nehmen und gemeinsam weiterzudenken. Ich wünsche Ihnen zwei spannende Tage.