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Neue Ausgabe des heiEDUCATION Journal erschienen – Heft Nr. 7/2021 : Datum:

In seiner siebten Ausgabe widmet sich das heiEDUCATION Journal dem Konnex von „Schule und Normativität“. Dabei werden normative Erwartungen in den Blick genommen, mit denen sich Schulen im Kontext eines weiter gefassten Bildungsauftrags und der Transformation zu Lern- und Lebensorten konfrontiert sehen. Das erkenntnisleitende Interesse gilt der Eignung solcher Erwartungen für die Entwicklung von Kompetenzen für eine gelingende Lebensführung, der Einbettung in bildungspolitische Diskurse und dem Konfliktpotential normativer Bildungsansprüche.

In einem Klassenraum schreibt ein Mann an eine Tafel, im Vordergrund ist ausschnittsweise eine Person zu sehen, die ein Smartphone in der Hand hält.
Das Heft 7 des heiEDUCATION Journals beleuchtet normative Erwartungshaltungen gegenüber Schulen © : CC0-Lizenz frei, https://www.pexels.com/de-de/foto/mann-im-schwarzweiss-poloshirt-neben-schreibbrett-159844

Von Bernd Hirsch

Die disziplinär heterogenen, an der Schnittstelle von Fachwissenschaft und Fachdidaktik situierten Überlegungen basieren größtenteils auf Vorträgen, die im Rahmen einer vom Cluster „Gesellschaft und Gesundheit“ an der Heidelberg School of Education organisierten Ringvorlesung gehalten wurden. In der Gesamtschau legen die Beiträge die Einsicht nahe, dass die konfliktträchtige Verhandlung der Trias von politischer Aktivierung, Nachhaltigkeit und Gesundheitsvorsorge Schulen vor beträchtliche Herausforderungen stellt, denen auch die Lehrkräftebildung Rechnung zu tragen hat.
Gemäß den von den Autoren und Autorinnen jeweils adressierten Ausprägungen von Normativität im Bildungssektor untergliedern sich die Texte in drei Themenfelder:


1.) ‚Verantwortliches‘ gesundheitsbezogenes Verhalten
Lotte Rose, Rhea Seehaus und Tina Gillenberg zeigen in ihrem ethnografischen Beitrag „Schulverpflegung zwischen gesundheitserzieherischer Programmatik und der Subversion des Alltags“, wie sich Gesundheit als normative Leitfigur des Schulessens darstellt und wie sie in der täglichen Praxis wirksam verhandelt wird. Dabei werden die pädagogischen Strategien für erwünschtes Essverhalten genauso in den Blick genommen wie der Umgang der Schülerschaft mit solchen institutionellen Verhaltenserwartungen.

2.) ‚Nachhaltige‘ und ‚bewusste‘ Entscheidungen
Johanna Weselek untersucht „Globales Lernen von Jugendlichen im außerschulischen Bildungsbereich“ und setzt Nachhaltigkeit als politisches Leitbild in ein kritisches Verhältnis zu aktuellen Gesellschaftsdiagnosen. Sie analysiert Bildungsprozesse des Globalen Lernens in Workshops mit Jugendlichen und arbeitet Orientierungsschemata der Lernenden heraus, denen durch die Stärkung der kritischen Reflexion entgegengewirkt werden könnte. Bernd Overwien rekonstruiert ausgehend von Bewegungen wie Fridays for Future die historische Entwicklung der Konzepte „Bildung für nachhaltige Entwicklung und Globales Lernen“. Diese setzt er in Zusammenhang mit politischer Bildung und plädiert vor dem Hintergrund der Debatte um Kontroversität und Handlungsorientierung für schulische Kooperationen mit Akteuren der außerschulischen Bildung, um politische Handlungsfähigkeit im Bildungskontext zu ermöglichen.

3.) ‚Soziale‘ Verantwortung, ‚aktives‘ Engagement und das vermeintliche Neutralitätsgebot
Alexander Wohnig setzt „Ungleichheit und politische Bildung“ miteinander ins Verhältnis und analysiert, welche Auswirkungen multiple Ungleichheiten auf die Ziele politischer Bildung haben. Als Konsequenz seiner empirischen Befunde argumentiert er, dass das Schaffen von Gelegenheiten zu politischer Partizipation als Ziel politischer Bildung verstärkt in den Fokus genommen werden sollte. Matthias Heil untersucht in einer empirischen Studie zu den Meldeplattformen der AfD die Schülerschaft und Eltern dazu aufruft, kritische Lehrerinnen und Lehrer zu denunzieren, die Haltung angehender Lehrkräfte zum Umgang mit eigenen politischen Standpunkten. Auf der Grundlage der von ihm erhobenen Daten konstatiert er eine zunehmende Entpolitisierung des Lehramts.

Im Zuge einer editorischen Neuausrichtung wartet Heft 7 des heiEDUCATION Journals überdies erstmals mit der Rubrik „Forum“ auf, die Initiativeinreichungen jenseits des Themenschwerpunkts Raum gibt.

Das Journal richtet sich an Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, Studierende mit dem Berufsziel Lehrkraft, in der Unterrichtspraxis tätige Lehrkräfte, Akteure der Fort- und Weiterbildung sowie Bildungspolitikerinnen und Bildungspolitiker. Es bietet eine Plattform für den interdisziplinären Austausch und fördert den Dialog über die Grenzen der Fächer und Institutionen hinweg.
Das heiEDUCATION Journal ist eine Open-Access-Publikation im Verlag Heidelberg University Publishing. Ab dem 3. Februar 2022 besteht auch die Möglichkeit, die Druckversion des Heftes im Buchhandel zu erwerben.