Duale Promotion an der Universität Bremen: Das Referendariat mit der wissenschaftlichen Qualifikation verbinden. : Datum:
Die Lehrerbildung braucht wissenschaftlichen Nachwuchs in den Fachdidaktiken, und die Schulentwicklung braucht wissenschaftlich qualifizierte Lehrkräfte. Nach dem Referendariat im Schuldienst verlieren die jungen Lehrkräfte jedoch oft den Kontakt zu ihrer Hochschule. Die Universität Bremen hat in Zusammenarbeit mit der senatorischen Behörde für Wissenschaft deshalb ein bundesweit einzigartiges Qualifizierungskonzept entwickelt: die "Duale Promotion".
Lehramtsstudierende müssen sich am Ende ihres Studiums entweder für einen Karriereweg in der Schule oder an der Universität entscheiden. Ist man erst einmal im Vorbereitungsdienst (Referendariat) oder später auf einer Planstelle in der Schule angekommen, ist es meist unmöglich, sich nebenher wissenschaftlich weiter zu qualifizieren. An diesem Punkt setzt das Graduiertenprogramm "Duale Promotion" an und möchte den Interessierten beide Karrierewege offenhalten. Es ist am Zentrum für Lehrerinnen-/Lehrerbildung und Bildungsforschung (ZfLB) der Universität Bremen angesiedelt und ein Kooperationsprojekt von „Schnittstellen gestalten“ der Qualitätsoffensive Lehrerbildung. Die erste Kohorte läuft im Zeitraum von 2016 – 2020; der Start der zweiten Kohorte ist für den Herbst 2020 vorgesehen.
Kombination von Vorbereitungsdienst und fachdidaktischer Promotion
Die Kernidee ist, die beiden Ausbildungsabschnitte Vorbereitungsdienst und fachdidaktische Promotion so miteinander zu kombinieren, dass Synergieeffekte entstehen. Dabei stellt der enge Kontakt mit der schulischen Praxis sicher, dass derzeit relevante Fragen der Unterrichtsentwicklung erforscht werden und die Ergebnisse wiederum in den schulischen Alltag einfließen. In diesem Sinne stellt das Programm auch einen Beitrag zur Theorie-Praxis-Relationierung dar.
Ablauf des Graduiertenprogramms
Die Duale Promotion dauert regulär vier Jahre. In den ersten zehn Monaten entwickeln die Stipendiatinnen und Stipendiaten das Konzept für ihr Forschungsvorhaben mit Unterstützung durch das Graduiertenprogramm und in enger Zusammenarbeit mit den Schulen. Danach absolvieren sie ihr Referendariat an den Schulen, mit denen sie bereits zusammenarbeiten und erheben gleichzeitig die Daten für ihre Dissertation. In der restlichen Promotionszeit werden die Forschungsergebnisse abschließend bearbeitet. Während der Dualen Promotion (vier Jahre) sind die Promovendinnen und Promovenden in ein Graduiertenprogramm eingebunden, das von der Universität und dem Studienseminar am Landesinstitut für Schule (LIS) gemeinsam gestaltet wird. Bestimmte Kontingente an Ausbildungsanteilen während des Vorbereitungsdienstes stehen der Universität zur forschungsmethodischen Weiterqualifizierung der dual Promovierenden zur Verfügung (dual use).
Vernetzungsraum Duale Promotion
Die Duale Promotion fördert damit einerseits die Zusammenarbeit zwischen Schule und Universität bei der Erforschung und Gestaltung von Unterricht; sie wird mit Kooperationsschulen durchgeführt, für die das Promotionsvorhaben einen Beitrag zur eigenen Schul- und Unterrichtsentwicklung leistet. Andererseits stärkt die Duale Promotion die phasenübergreifende Zusammenarbeit zwischen Universität und Studienseminar. Durch die inhaltliche Verzahnung von fachdidaktischer Promotion und Vorbereitungsdienst werden Synergieeffekte erzeugt, die unter anderem den Abschluss der Dualen Promotion in der vorgesehenen Dauer von vier Jahren ermöglichen soll.
Zielgruppe und Ausblick
Die erste Gruppe der Stipendiaten ist bunt gemischt. Zu den Promotionsfächern gehören Mathematik, Spanisch, Kunst, Deutsch (Primarstufe), Biologie und Musik.
Die Perspektive ist erfolgsversprechend. Nach Abschluss des ersten Durchgangs Ende 2020 können belastbare Ergebnisse vorgelegt werden.
Schon jetzt gibt es Anfragen von interessierten Kooperationspartnern, wie zum Beispiel von Schulen oder von Universitäten anderer Bundesländer, weil das Projekt bundesweit einzigartig ist. Das Projekt zeigt, wie künftig der universitäre und schulische Teil der Lehrerbildung – aber auch die Aus- und Weiterbildung – immer weiter miteinander verzahnt werden können.