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Beratung und Supervision in der Bildung von Lehrkräften – Rückblick auf die Online-Tagung der Universität Bielefeld : Datum:

Bei der virtuellen Tagung am 18. und 19. Juni 2021 standen unterschiedliche Formate von Beratung und Supervision im Fokus, die zum Ziel haben, die Professionalisierung von (angehenden) Lehrkräften durch Berufsrollen- und Fallreflexion zu unterstützen. Die rund 70 Teilnehmenden aus allen Phasen der Lehrerbildung diskutierten Implikationen der theoretischen Verortungen und empirischen Forschungsergebnisse für die Lehrerbildung, Wissenschaft und Praxis.   

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Das Veranstaltungsteam v.l.n.r.: Phillip Borgmann, Prof. Dr. Saskia Bender, Prof. Dr. Martin Heinrich, Florian Aschhoff, Hans-Peter Griewatz, Agnieszka Franiel, Dr. Denise Klenner © Julia Schweitzer

von Julia Schweitzer

Veränderungen in der Landschaft der Schulformen und Schulorganisation, die Forderung nach einer (multiprofessionellen) Zusammenarbeit im Team und eine damit einhergehende Ausweitung der Berufsrolle von Lehrkräften führten derzeit dazu, dass Formate der Beratung und Supervision verstärkt in den Fokus der praxisorientierten Entwicklungsbemühungen und des wissenschaftlichen Interesses rückten, erläuterte Prof. Dr. Saskia Bender, die zur Begrüßung in das Thema der Tagung einführte. Ziel der Tagung sei vor allem, theoretische Verortungen und empirische Forschung zu Beratung und Supervision zu bündeln. Es stellten sich insbesondere die Fragen, welche reflexionsunterstützenden Formate sich für die Bildung von Lehrkräften als erfolgreich bzw. passend erweisen und inwiefern diese auf spezifische Bedarfe in Bezug auf das pädagogische Handeln in der Schule reagieren.

Nachdem Prof. Dr. Martin Heinrich die institutionelle Einbindung der Tagung als Kooperation der Fakultät für Erziehungswissenschaft, dem Forschungs- und Entwicklungszentrum Praxisreflexion der Bielefeld School of Education sowie dem Projekt BiProfessional und die dahinter liegende Idee der multiparadigmatischen Lehrerbildung an der Universität Bielefeld beschrieben hatte, verteilten sich die Teilnehmenden am Freitagnachmittag und Samstagvormittag auf verschiedene Arbeitsgruppen.

In vier bzw. fünf parallelen Slots wurden insgesamt 35 Beiträge diskutiert. Die Diskussionen waren dabei sehr vielfältig: Das Spektrum reichte von Fragen theoretischer Verortungen und normativer Bestimmungen (z. B. Beratung als Raum selbstkritischer Professionalisierung) über die Vorstellung von konkreten Formaten im Rahmen der Lehrerbildung (z. B. kollegiale Fallberatung) und damit einhergehenden Forschungsergebnissen bis hin zu forschungsmethodischen Fragen (z. B. neue Fragebogen-Instrumente).

Bestandteil der Tagung war außerdem der Hauptvortrag von Dr. Sieglinde Jornitz und Dr. Christoph Leser. In ihren Ausführungen bearbeiteten sie die Frage, ob Supervision als Instrument der Professionalisierung von Lehrkräften taugt. Gestützt durch die objektiv-hermeneutische Rekonstruktion eines Falls begründeten sie ihre These, dass Supervision entgegen ihrer Intention auch eine deprofessionalisierende Wirkung entfalten kann. Entlang der Strukturlogik supervisorischer Prozesse kamen sie zu dem Schluss, dass Professionalisiertheit der Praxis vielmehr eine Voraussetzung denn ein Ziel von Supervision darstelle. Anschließend wurde im Plenum u.a. über die Zuständigkeit und einen möglicherweise gesellschaftlichen Auftrag von Supervision sowie über Normen für Supervisionsprozesse und damit einhergehende Rollen von Supervisorinnen und Supervisoren in der Lehrerbildung diskutiert.

Die abschließende Diskussion der Tagung eröffnete weitergehende Anknüpfungspunkte. So lässt sich die Abgrenzung von Beratung und Supervision bisher nicht klar konturieren, da die Deutungshoheiten eher ungeklärt sind und sich sehr unterschiedliche Praktiken dahinter verbergen. Es gilt, weiter empirisch zu untersuchen, was sich in den Tätigkeiten vollzieht, zum Beispiel wenn Lehrkräfte verstärkt beratend tätig sein sollen und inwiefern Differenzen zwischen Programmatiken und Praxen, die sich vor Ort etablieren, entstehen.

Die Tagung wird in den Bielefelder Online-Zeitschriften „PraxisForschungLehrer*innenBildung“ (PFLB) und „Die Materialwerkstatt“ (DiMawe) dokumentiert. Die Veröffentlichung ist für Herbst 2022 geplant.