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Ausbildung beruflicher Lehrkräfte im Blick der Forschung : Datum:

„Grau, (…), ist alle Theorie.“ Was der Dichter und Naturwissenschaftler Johann Wolfgang Goethe schon vor über 200 Jahren formulierte, ist bis heute aktuell. Deshalb schauten sich Forscherinnen und Forscher vom Institut für Berufspädagogik der Universität Rostock die Arbeit von Berufsschullehrkräften direkt in der Praxis an. Die gewonnenen Erkenntnisse sollen die Qualität der Ausbildung von Lehrkräften für berufliche Schulen maßgeblich verbessern, indem sie den Praxisbezug stärken.

Eine Frau sitzt an einem Schreibtisch, im Hintergrund hängen Gitarren an der Wand
Unterrichtsvorbereitung im Fach Musik, Berufsbildende Schule Güstrow © Universität Rostock

Von Anne Traum


Objektiv bedingungsbezogene Arbeitsanalysen bei beruflichen Lehrkräften zeigen ein breites Spektrum

„Grau, (…), ist alle Theorie“ (Goethe). Das gilt auch und ganz besonders für die Verbesserung der Qualität der Ausbildung beruflicher Lehrkräfte. Folgerichtig gingen Experten und Expertinnen der objektiven Tätigkeitsanalyse gemeinsam mit Forschenden der Universität Rostock, Projekt Campus BWP MV – Individuum in Berufsschulen, um die Arbeit der Lehrkräfte vor Ort zu beobachten. Dabei wurden die Lern- und Gesundheitsförderlichkeit sowie die Gestaltungsmöglichkeiten objektiv und bedingungsbezogen bewertet. Im Fokus standen Arbeitsinhalte und kognitive Anforderungen an die Lehrkräfte, die Organisation der Arbeit (z.B. Kooperationsformen und Kommunikationsarten), die Verantwortung für die Ergebnisse sowie das intrinsische Lernpotential der Tätigkeit.

Ziele

Das Ziel der objektiv bedingungsbezogenen Arbeitsanalysen ist die Ableitung von Kompetenzprofilen für berufliche Lehrkräfte. Auf dieser Grundlage können Studieninteressierte besser über die zukünftigen Aufgaben und Anforderungen informiert werden. Außerdem wird die Qualität der Ausbildung der Studierenden im Lehramt für berufliche Schulen verbessert. Die Kompetenzprofile sind zur Gewinnung von Studierenden, im Sinne einer Realistic Job Preview, als auch für die Erfassung der Kompetenzzuwächse über den Studienverlauf nutzbar.

Vorgehen

Im Zeitraum von 06.-24. September 2021 waren Arbeitspsychologinnen der Universität Halle, die zugleich Entwicklerinnen des „Verfahrens zur Tätigkeitsanalyse und Gestaltung bei mentalen Arbeitsanforderungen (TAG-MA)“ sind (Renate Rau, Lea Besser), vor Ort in Rostock und unterstützten die Kollegen und Kolleginnen des Instituts für Berufspädagogik (ibp) der Universität Rostock. Sie führten Schulungen und Beobachter-Trainings durch und übernahmen gemeinsam mit den Forschenden aus Rostock (Franz Kaiser, Julia Laß, Anne Traum, Uta Ziegler) die Arbeitsanalysen in beruflichen Schulen. Beobachtet wurden Lehrkräfte der Fachrichtungen Metall-, Informations- und Elektrotechnik, Agrarwirtschaft sowie Gesundheit und Soziales – jene fünf Fachrichtungen also, in denen Studierende am ibp derzeit ausgebildet werden.

Vorläufige Ergebnisse

Auf Basis der objektiven Analysen wurden acht relevante, trainierbare Kompetenzen identifiziert (z.B. Abstimmungsfähigkeit, Motivieren, Reflexionsfähigkeit, Reziprozität) und dazu (52) Items formuliert. Diese werden zur Entwicklung und Validierung eines Kompetenzfeststellungsverfahrens für berufliche Lehrkräfte genutzt. Beim letzten Workshop „Beruflich-empirische Lehrkräftebildungsforschung“ wurden bereits Kooperationen mit anderen Universitäten geplant, an denen berufliche Lehrkräfte ausgebildet werden (z.B. Universität Gießen, PH Freiburg, Universität Paderborn). Interessierte Kollegen und Kolleginnen erhalten die Items auf Anfrage bei Anne Traum.