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Ausgezeichnet: Zertifikatsprogramm el mundo ist Vorbild für nachhaltige Entwicklung : Datum:

Am 24. September 2021 haben das Bundesministerium für Bildung und Forschung und die Deutsche UNESCO-Kommission erstmalig im UNESCO-Programm „BNE 2030“ die Nationale Auszeichnung – Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) vergeben. Insgesamt 25 Akteure wurden für ihr herausragendes Engagement im Bereich BNE ausgezeichnet. Dabei wurden vor allem die Innovativität der Inhalte und Ideen sowie die Aktivierung der Lernenden zur verantwortungsvollen Mitgestaltung einer nachhaltigen Zukunft berücksichtigt. Das Zertifikatsprogramm „el mundo – Bildung für nachhaltige Entwicklung im Lehramt“ der LMU überzeugte die Jury durch ein beispielhaftes Engagement für BNE und einen besonderen Einsatz für die Globalen Nachhaltigkeitsziele (Sustainable Development Goals) der Vereinten Nationen.

Vier junge Leute sitzen in einem Stuhlkreis zwischen bunten Kartons
Szene aus einem el mundo-Seminar © LMU/el mundo

Der Initiator von el mundo, Dr. Christian Hoiß, äußert sich dazu an dieser Stelle im Interview:


Was bedeutet die Auszeichnung für Sie?

Für unser Projekt bedeutet die Auszeichnung eine große Wertschätzung, nämlich, dass die jahrelange Arbeit im Bereich BNE in der Lehrerkräftebildung gesehen und geschätzt wird und sich in gewisser Weise auch auszahlt. Neben der Wertschätzung ist auch die Sichtbarkeit wichtig. Denn als universitäres Projekt waren wir eine Ausnahme unter den ausgezeichneten Bildungsinstitutionen.

Wie war der Auswahlprozess? Mussten Sie sich bewerben oder kam das Komitee auf Sie zu?

Man musste sich aktiv bewerben und die Bewerbung war sehr umfangreich. Zu vielfältigsten Aspekten musste man Auskunft geben, z.B. wie der pädagogische Zugang gestaltet wird, wie man spezifische Themen angeht und welche Zielgruppe man erreichen möchte. Darüber hinaus wurde aber auch nach der systemischen Ebene der eigenen Einrichtung gefragt, d.h. es ging nicht nur um die Lehre, sondern auch darum, wie man seinen eigenen Arbeitsalltag nachhaltig gestaltet.


Das ist ja sehr interessant. Es geht also nicht nur darum, andere in der Bildung für nachhaltige Entwicklung zu schulen, sondern man muss selbst auch nachweisen, dass man BNE lebt. Könnten Sie uns ein Beispiel nennen, das Sie in der Bewerbung angeführt haben?

Bei unseren eigenen Veranstaltungen versuchen wir ausschließlich Caterings mit regionalen, saisonalen und biologischen Produkten zu nutzen. Das Thema spielt aber auch inhaltlich eine Rolle, wenn wir Schulen bei ihren Veranstaltungen unterstützen oder mit ihnen an einer curricularen Anbindung in Richtung BNE arbeiten. Wir geben hier aber nichts „von oben“ vor, sondern besprechen das immer gemeinsam mit den teilnehmenden Personen und Organisationen.


Wenn wir nun nochmals auf die Anfänge von el mundo zurückkommen: Wann und wodurch ist die Idee entstanden?

Die Anfänge liegen in der sog. Diskurs-Arena, einem Projekt, das 2015 aus der Theologie und Germanistik entstanden ist. Die grundlegende Idee dabei war, ein interdisziplinäres Format anzubieten, durch das Lehramtsstudierende aller Fachbereiche und Schularten mit Nachhaltigkeitsthemen in Berührung kommen können. Über drei Jahre verlief die Pilotphase und daraus entstand letzten Endes el mundo. El mundo ist zwar in der Geographie verortet, wo wir dem Projekt auch eine klare Struktur gaben und ein Zertifikatsprogramm aufgebaut haben. Es ist aber grundsätzlich interdisziplinär angelegt und steht allen Lehramtsstudierenden offen. Jetzt sind wir ein strukturell integriertes Programm, das man neben dem Studium absolvieren kann. Zusätzlich zu den Modulen im Zertifikatsprogramm bietet el mundo ein breites Rahmenprogramm, wie z.B. die Global Talks. In den Global Talks kommt man mit Bildungsakteuren vor Ort, aber auch weltweit zusammen, um sich darüber auszutauschen, was Nachhaltigkeit, Gerechtigkeit und Diversität im schulischen Kontext bedeuten. Der weltweite Austausch ist ein Kernthema von el mundo, denn el mundo heißt ja schließlich 'die Welt', und das machen wir uns auch zum Motto.


Wo sehen Sie das Projekt in Zukunft?

Wir arbeiten gerade an einer Verstetigung des Zertifikatsprogrammes. Einerseits soll das bestehende Programm beibehalten werden, gleichzeitig wollen wir das Projekt ausdehnen, so dass es für alle Studierenden zugänglich ist. Als ein Schwerpunktthema soll in Zukunft die Frage im Mittelpunkt stehen, wie man Digitalisierung nachhaltig gestalten kann. Allgemein geht es, wenn man von Digitalisierung oder Digitaler Bildung spricht, primär um die Anschaffung von digitalen Geräten und deren Nutzung, aber es müsste auch darum gehen, welche Materialien darin verbaut sind, wo diese herkommen und was mit diesen passiert, wenn sie ausgedient haben. Oft wird hier zu kurz gedacht und wir wollen hier ein Zeichen setzen. Es ist ein inhaltlicher Kernaspekt des Projekts auch diesen blinden Fleck bei der Digitalisierung zu beleuchten und einen reflektierten, mündigen und kritischen Umgang mit dem Thema zu erreichen. Es könnte auch sein, dass el mundo eines Tages überflüssig wird, wenn BNE in allen Fächern integriert ist, aber das sehe ich in den nächsten zwanzig Jahren eher noch nicht.

Das Interview führte Anna-Maria Spiegel (Münchener Zentrum für Lehrerbildung an der LMU München).