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Für die Lehrerausbildung "aus einem Guss"

Manfred Prenzel, Vorsitzender des Auswahlgremiums der "Qualitätsoffensive Lehrerbildung", über Herausforderungen in der Lehrerausbildung und die Freude an einem Beruf, der so wertvoll, wichtig und erfüllend ist. Ein Interview nach der ersten Auswahlrunde am 05. März 2015.

Herr Prenzel, auf was haben Sie bei der Auswahl der Projekte besonders geachtet?

Das Auswahlgremium hat zunächst darauf geachtet, dass die Projekte zu den inhaltlichen Anforderungen der Ausschreibung passen. Wir haben dann sehr gründlich die Analysen der Stärken und Schwächen der Lehrerbildung an der jeweiligen Hochschule betrachtet, um die geplanten Vorhaben einzuschätzen. Wichtig war es, dass die angestrebten Qualitätsverbesserungen möglichst viele Akteure aus den Fächern, Fachdidaktiken und Bildungswissenschaften einbeziehen, so dass alle Studierenden profitieren können.

Selbstverständlich ging es auch um die Frage, wie die Lehrerbildung und die beantragten Vorhaben gesteuert werden und wer Verantwortung trägt. Die Jury hat sich zudem dafür interessiert, ob sich die Hochschulleitung auch klar zu dem Vorhaben bekennt.

Was hat der Wettbewerb bisher schon bewirkt?

Mit der Ausschreibung der Qualitätsoffensive waren ja starke Signale verbunden: Der Lehrerbildung  wird eine Schlüsselrolle in unserer Gesellschaft zugeschrieben; es kommt auf Qualität an und Hochschulen können sich durch eine sehr gute Lehrerbildung profilieren. Die 80 eingereichten Projektskizzen zeigen, dass die Hochschulen sich auf die Herausforderungen eingelassen haben. Es ist schon ein erster und wichtiger Schritt, wenn die Hochschulen – und insbesondere deren Leitungen – systematisch der Frage nachgehen, wie gut die eigene Lehrerbildung aufgestellt ist und ob die typischen Probleme gemeistert werden, zum Beispiel, ein wissenschaftlich fundiertes Studium und gleichzeitig ausreichend Praxisbezug anzubieten. Es ist auch in vielen Anträgen nachzulesen, dass Verbesserungsmöglichkeiten in der Abstimmung der Lehrerbildung zwischen den Fächern, den Fachdidaktiken und den Berufswissenschaften und in einer besseren Verzahnung mit der Praxis gesehen werden. Der Wettbewerb hat so von Beginn an Problembewusstsein geweckt. Und es ist zu hoffen, dass weitere Projektkonzepte eingereicht werden und damit noch mehr Kräfte an den Hochschulen aktiviert werden.

Was sind derzeit die größten Probleme und Herausforderungen bei der Ausbildung des Lehrernachwuchses?

Eine große Herausforderung besteht darin, eine Lehrerbildung aus „einem Guss“ anzubieten, also ein kohärentes und für das Lehramt maßgeschneidertes Studienkonzept, das die späteren beruflichen Anforderungen berücksichtigt. Allerdings stellt sich auch die Frage, wie Hochschulen die für ein Lehramt geeigneten jungen Menschen anspricht, berät und über ihr Studium begleitet, um sicherzustellen, dass der Beruf später Freude macht.

Selbstverständlich bedeuten heute Veränderungen in der Zusammensetzung von Schulklassen, dass Lehrkräfte mit heterogenen Lerngruppen erfolgreich arbeiten können und Ansprüchen der Integration und Inklusion nachkommen. Auch die Digitalisierung muss Teil der Lehrerbildung sein.

Grundsätzlich müssen wir in Deutschland Sorge dafür tragen, dass Lehrkräfte an allen Standorten nach ähnlichen Qualitätsansprüchen ausgebildet werden und dann – egal in welchem Bundesland – erfolgreich an Schulen wirken können. Nicht zuletzt gilt es, die zukünftigen Lehrerinnen und Lehrer an den Hochschulen immer wieder spüren zu lassen, dass der von ihnen angestrebte Beruf wertvoll, wichtig und erfüllend ist.