Workshop: Videos in der Lehrerbildung (06/2016)
Im Rahmen der Programmbegleitung fand am 16./17. Juni 2016 an der Westfälischen Wilhelms‐Universität (WWU) in Münster ein Workshop zum „Einsatz von Videos in der Lehrerbildung“ statt.
Die meisten Projekte der „Qualitätsoffensive Lehrerbildung“ widmen sich dem Einsatz von Videos in der Lehrerbildung. Vorgesehen sind zum Beispiel der Aufbau und die Weiterentwicklung von Videoportalen und ‐datenbanken zu unterrichtlichen Situationen, die Nutzung von Eigenvideos, um Unterrichtshandeln zu reflektieren oder der Einsatz von Videoaufzeichnungen in der Forschung und Evaluation. Vielfach ist das Ziel, den Videoeinsatz im Rahmen von Lehrkonzepten zu verankern und in die Breite zu tragen. Dabei sind viele Herausforderungen zu stemmen: Ethische und rechtliche Aspekte sind zu klären, die Qualität, Nachhaltigkeit und breite Nutzbarkeit sind sicherzustellen.
Am Programm-Workshop haben mehr als 100 Personen aus 40 Universitäten, aus außeruniversitären Einrichtungen (DIPF, IPN) und aus der schulpraktischen Lehrerbildung teilgenommen. Auf mehr als 60 Postern präsentierten die Teilnehmer ihre Projekte zur Videografie. Zwölf Referentinnen und Referenten gaben Impulsbeiträge. Die abschließende Podiumsrunde zur Videografie wurde von Martin Spiewak (ZEIT) moderiert. Die örtliche Tagungsleitung lag bei Prof. Dr. Manfred Holodynski, Prof. Dr. Kornelia Möller und Dr. Marianne Ravenstein von der WWU. Der Workshop wurde gemeinsam mit dem DLR Projektträger ausgerichtet.
Der Workshop bot Gelegenheit, die Ansätze der in der „Qualitätsoffensive Lehrerbildung“ beteiligten Projekte vorzustellen, bereits etablierte Angebote zu diskutieren und die Basis für gemeinsame Entwicklungen und eine programmbegleitende Zusammenarbeit in diesem Feld zu schaffen.
Vorgestellt wurden die folgenden videobasierten Lehrkonzepte und Videoportale (die Beiträge stehen in der zweiten Box rechts zum Download bereit, die Links in der folgenden Aufzählung führen zum entsprechenden Angebot):
- Das WBA-Konzept: Webbasierte Analyse von videografierten Unterrichtsszenen (Leibniz-Universität Hannover)
- ViU: Early Science – Videobasierte Unterrichtsanalyse (WWU Münster)
- ViLLA: Videos in der Lehrerinnen- und Lehrerausbildung/ Lernen mit Unterrichtsvideos in der Lehrerausbildung (Universität zu Köln)
- KODEK und SPrint – Herausforderungen für die Gestaltung videobasierter Lernarrangements (FU Berlin)
- Das Lüneburger Unterrichts-Videoportal ‚Multiview‘(Leuphana Universität Lüneburg)
In folgenden parallelen Arbeitsgruppen wurden Erfahrungen ausgetauscht und Möglichkeiten der Zusammenarbeit besprochen:
- Arbeitsgruppe 1: Konzepte videobasierter Lehrmodule und nachhaltige Verankerung
- Arbeitsgruppe 2: Instrumente zur Erfassung professioneller Kompetenz
- Arbeitsgruppe 3: Technische Aspekte der Videoaufzeichnung und -nachbearbeitung
- Arbeitsgruppe 4: Strukturierung von Videoportalen und -Datenbanken
Die Podiumsrunde am Abschluss des Workshops fasste wichtige Aspekte der Videographie in der Lehrerbildung zusammenfassen und ging auf wichtige Herausforderungen ein. Dabei ging es sowohl um die Videographie in geschlossene Veranstaltungen wie auch um den Aufbau von Videoportalen, um das Film von eigenem Unterricht wie um den Umgang mit fremden Videos.
Deutlich wurde von Beginn an, dass es sich um ein neues Instrument der Lehrerbildung handelt, bei dem noch verschiedene Hürden zu bewältigen sind, bevor es in der Breite etabliert ist. Da ist zum einen die Unsicherheit bzw. die Skepsis gegenüber dem Medium selbst („Scheu sich selbst zu filmen bzw. sich im Film zu sehen“). Zum anderen gilt es von Seiten der Hochschulen beim Filmen von Unterricht den hohen Ansprüchen zu genügen, die der Datenschutz sowie das Persönlichkeitsrecht setzt - und zwar das der Lehrenden wie der Schüler und Schülerinnen. Angemahnt wurde, die Vorschriften zum Datenschutz strikt einzuhalten, um spätere Rechtsstreitigkeiten zu vermeiden, die Videografie-Projekte im schlimmsten Fall gefährden könnten. Datenschutz sei zwar aufwändig aber immer auch möglich. Empfohlen wurde, allen zu erklären, was passiere und auf den Dialog zu setzen.
Sowohl die Vertreter der Universitäten wie auch anwesende Studierende bezeugten das große Potential des Einsatzes von Videos. Dies beträfe die persönliche Reflexion und Verbesserung des eigenen Unterrichts, als auch das pädagogische Gesamtsystem. Die Videografie sei eine große Chance, langfristig die Teamarbeit in Lehrerkollegien zu stärken und den Aufbau professioneller Lerngemeinschaften in deutschen Schulen zu etablieren.