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Session 4: Multiprofessionelle Kooperation will gelernt sein! Standortübergreifende Netzwerkarbeit zur Stärkung einer kooperationssensiblen Hochschuldidaktik

Multiprofessionelle Kooperation wird unter anderem als Gelingensbedingung für Inklusion und Ganztagsschule gehandelt. Daher werden aktuell in der Lehrkräftebildung professionsübergreifende Lehr-/Lernkonzepte konzipiert, implementiert und evaluiert, unter anderem an den Universitäten Kassel und Bielefeld. Die Veranstaltung, an der 19 Interessierte aus 15 Hochschulen teilnahmen, diente der Diskussion von entsprechenden Konzepten und Erfahrungen.

Kinder spielen an einem Kletterseil auf dem Schulhof
Multiprofessionelle Kooperation gilt als eine der Gelingensbedingungen für Inklusion und Ganztagsschule © BMBF/Alexandra Roth

Zunächst wurden die QLB-Projekte der Organisatoren und Organisatorinnen vorgestellt. An der Universität Kassel implementiert das Projekt MuTiG eine professionsübergreifende Lehrveranstaltung für Studierende des Lehramts und der Sozialen Arbeit. Damit sollen bereits im Studium Grundlagen einer gelingenden Kooperationskultur vermittelt und erste Kooperationserfahrungen ermöglicht werden. Erste Ergebnisse der Begleitforschung deuten darauf hin, dass es gelingt, positive Einstellungen gegenüber multiprofessioneller Kooperation zu fördern. Es ist geplant, das entstandene Manual für andere Hochschulen nutzbar zu machen.

An der Universität Bielefeld wurde im Rahmen der Bielefelder QLB ein innovatives Lehrprojekt konzipiert, das die an inklusiven Ganztagsschulen vorfindbaren akademischen Berufsgruppen in einem gemeinsamen Seminar adressiert und sie auf eine zukünftige professionsübergreifende Zusammenarbeit vorbereiten soll. Wie die Analyse der längsschnittlich erfassten Daten der Begleitforschung zeigt, konnten mithilfe des Seminars zuvor bestehende, naive Vorstellungen durch die Konfrontation mit teilweise problemhaltigen Kooperationskonstellationen und Daten relativiert und eine stärkere reflexive Haltung in Bezug auf die inklusive Kooperation angeregt werden. Zentrale Zielsetzungen des Projekts sind die Übertragung des Seminar-Konzepts in ein didaktisch aufbereitetes und für andere Lehrende nutzbares (digitales) Format, dessen Erprobung und Evaluation sowie der Transfer in weitere Fakultäten der Universität Bielefeld sowie an andere Hochschulstandorte.

In Kleingruppen erfolgte im zweiten Schritt der Austausch über besondere Herausforderungen der multiprofessionellen Kooperation a) unter Hochschullehrenden und b) unter Studierenden.

In Bezug auf Kooperationserfahrungen unter Studierenden erwiesen sich ungleiche Rahmenbedingungen sowie curriculare Vorgaben der beteiligten Studiengänge und die Arbeit in Studierendentandems als herausfordernd. Es empfiehlt sich, Kleingruppen von Studierenden zu bilden und tragfähige sowie vergleichbare Rahmenbedingungen zu schaffen. Mit Blick auf die Lehrenden wurden ebenfalls strukturelle Hindernisse der Kooperation diskutiert. Allgemeine Herausforderungen in multiprofessionellen Teams, wie Zuständigkeitsdiffusion, stellen sich prinzipiell auch Lehrendenteams. Hier ist die strukturelle Verankerung einer Vernetzung unter den Fakultäten und Lehrenden anzustreben, die die Kooperation und Reflexion erleichtert.

Insgesamt wurde der Austausch von Konzepten und Erfahrungen zwischen den Hochschulstandorten als sehr wünschenswert bewertet. Zu diesem Zweck wurde 2019 das "Expert*innennetzwerk Multiprofessionelle Kooperation" an der Universität Kassel gegründet. Dieses wurde in der Veranstaltung präsentiert, um weiteren Hochschulen der Qualitätsoffensive die Beteiligung zu ermöglichen.


Prof. Dr. Oliver Böhm-Kasper & Alessa Schuldt, Universität Bielefeld
Prof. Dr. Natalie Fischer, Prof. Dr. Hans Peter Kuhn & Lea Stahl, Universität Kassel