Session 4: Lehrkräftebildung kohärent und zukunftsfähig gestalten – Systematische Kooperation von Schule und Hochschule im Praxissemester
Wo braucht Schule die Hochschule? Wo die Hochschule die Schule? Was sind die Gelingensbedingungen für die Kooperation von Schule und Hochschule? Diese Fragen standen im Fokus des virtuellen Workshops "Lehrkräftebildung kohärent und zukunftsfähig gestalten – Systematische Kooperation von Schule und Hochschule im Praxissemester." Mehr als 42 Teilnehmende lehrkräftebildender Hochschulen, anderer QLB-Projekte sowie Mitglieder von Zentren für Lehrerbildung nahmen am interdisziplinären Austausch teil.
Zu Beginn des Workshops stellte Frau Professsorin Bärbel Kracke das Projekt "Digitale Lerngemeinschaften" (DiLe) vor. Dessen Augenmerk liegt auf dem systematischen Austausch von schulische Mentorinnen und Mentoren, Universitätsdozierenden und Lehramtsstudierenden in den drei Bereichen (1) Rolle – Kommunikation – Beratung, (2) Heterogenität/Inklusion sowie (3) Fachkultur. Als Partner im Praxissemester wie auch als Leiter einer Pilotschule im Projekt DiLe erörterte Axel Weyrauch – Schulleiter der Gemeinschaftsschule Wenigenjena – die Chancen und Herausforderungen der Kooperation von Schule und Hochschule in digitalen Lerngemeinschaften.
PD Dr. Karin Kleinespel und Maya Zastrow berichteten anschließend über das PROFJL²-Teilprojekt "Ausbildung der Ausbilder" (AuAu). Hier erarbeiten schulische Mentorinnen und Mentoren in Kooperation mit Universitätsvertreterinnen und -vertretern eine Perspektive auf gemeinsame Unterrichtsplanung, -durchführung und -nachbesprechung, die systematisch durch die Ausbildung von Multiplikatorinnen und Multiplikatoren in der Breite implementiert werden soll. Sylke Schiller, Lehrerin am Gymnasium Bad Berka und abgeordnete Lehrkraft am Zentrum für Lehrerbildung und Bildungsforschung (ZLB) Jena, berichtete ihrerseits über ihre langjährige Erfahrung als Teilnehmerin im AuAu-Projekt sowie ihre Rolle als Multiplikatorin der bildungswissenschaftlichen Inhalte.
Intensiviert wurde die Diskussion in den anschließenden "Breakout-Sessions". Im Fokus des Austauschs in zwei zufällig zusammengestellten Teilnehmendengruppen stand die Frage der Gelingensbedingungen wie der praktischen Ausgestaltung der Kooperationsbeziehungen von Schule und Hochschule in der Lehrkräftebildung.
Im abschließenden Plenum wurden die Erfahrungen aus den Teilgruppen zusammengeführt. Zentrale Ergebnisse sind:
(1) Schulen als Praxis- und Erprobungsfeld sind für die Entwicklung innovativer hochschuldidaktischer Lehr- und Lernangebote als Partner unerlässlich.
(2) Gleichzeitig benötigen Schulen die Hochschulen, um auch in peripheren Regionen für Lehrkräftenachwuchs zu sorgen und im Kontakt mit den Hochschulen für ihre Schule zu werben.
(3) Als entscheidende Gelingensbedingung wird die Schaffung von Begegnungsräumen ("Third Spaces") betrachtet. Neben kollegialen Arbeitsräumen, in denen spezifische Themen bearbeitet werden, gilt es, eine gemeinsame Vision für die Kooperationsbeziehungen zu entwickeln, die in gegenseitiger Anerkennung der jeweiligen Expertise einen Austausch "auf Augenhöhe" ermöglicht. Hierfür sind engagierte und motivierte Persönlichkeiten auf beiden Seiten wichtige Ansprechpartner. Um diese für die Mitarbeit zu gewinnen, muss ein greifbarer "Outcome" geschaffen werden, zum Beispiel sollen Zertifikate für Fort- und Weiterbildungen oder eine zeitliche Kompensation in Betracht gezogen werden.
(4) Die häufig ablehnende Haltung von Lehrkräften gegenüber der erforderlichen Digitalisierung wird als Problem in der Zusammenarbeit identifiziert. Daran knüpft die Frage an, welchen Beitrag Hochschulen leisten können, diesbezüglich Bedenken auszuräumen. Studierende im Praktikum können hierbei möglicherweise als "Vermittler" fungieren, indem sie neue digitale Lehr- und Lernansätze einbringen. Hierfür ist es erforderlich, erneut den gemeinsamen Professionalisierungsauftrag von Schule und Hochschule anzuerkennen und wirksame Angebote zur Qualifizierung von Mentorinnen und Mentoren zu machen.
Auf Seiten des Projekts "DiLe" wurde der Workshop von Herrn Prof. Dr. Alexander Gröschner (FSU Jena) – Projektsprecher und Teilprojektleiter des Moduls Rolle – Kommunikation – Beratung/Coaching – und von Frau Prof. Dr. Bärbel Kracke (FSU Jena) – Leiterin des Teilmoduls "Heterogenität und Inklusion" – gestaltet.
Ergänzt wurde die Hochschulperspektive durch Herrn Axel Weyrauch, der als Schulleiter der Gemeinschaftsschule Wenigenjena im Projekt "DiLe" als Praxispartner tätig ist.
Das PROFJL²-Teilprojekt "AuAu" wurde von Frau PD Dr. Karin Kleinespel (FSU Jena) – Wissenschaftliche Geschäftsführerin des ZLB Jena und Projektleiterin des Projektes "AuAu" – und Maya Zastrow (FSU Jena) – Wissenschaftliche Mitarbeiterin in den Projekten „AuAu“ und „DiLe“– vorgestellt.
Als Teilnehmerin und Mentorin im Projekt „AuAu“ stellte Sylke Schiller (Lehrerin Gymnasium Bad Berka und abgeordnete Lehrkraft am ZLB Jena) ihre Praxiserfahrungen vor.
Moderiert wurde der digitale Workshop von Bernd Fiedler.