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Netzwerktagung (10/2022)

Unter dem Motto „Zukunftsperspektiven durch Transfer und Nachhaltigkeit gestalten“ fand am 19. und 20. Oktober 2022 die dritte Netzwerktagung der „Qualitätsoffensive Lehrerbildung“ in Leipzig statt.

Blick ins Plenum der QLB-Netzwerktagung in Leipzig
In die historische Kongresshalle am Zoo Leipzig kamen rund 200 Teilnehmende, um sich zu Zukunftsperspektiven durch Nachhaltigkeit und Transfer auszutauschen. © BMBF/punctum/Alexander Schmidt

Mit ihrer gemeinsamen „Qualitätsoffensive Lehrerbildung“ (QLB) unterstützen Bund und Länder seit 2015 Reformen in der Lehrkräftebildung. Die QLB-Netzwerktagung 2022 richtete den Fokus auf die Fragen, wie die angestoßenen Veränderungen transferiert werden, und wie es gelingen kann, dass geschaffene Strukturen verstetigt und Innovationen im Sinne einer Nachhaltigkeit kontinuierlich weiterentwickelt werden – für eine moderne und zukunftssichere Lehrkräftebildung in Deutschland.
Die Auseinandersetzung mit den Themen Transfer und Nachhaltigkeit fand in Plenarveranstaltungen und Foren statt. Das bewährte QLB-Camp-Format gab Raum zur Vertiefung dieser Themen und lud zum offenen Austausch über die Zukunft der Lehrkräftebildung ein.

Die Netzwerktagung richtete sich an die QLB-Projekte und deren Partner in zweiter und dritter Phase der Lehrkräftebildung und insbesondere am ersten Tag an die jeweiligen Hochschulleitungen. Darüber hinaus waren Vertreterinnen und Vertreter von Bund und Ländern sowie des Evaluationsteams beteiligt.

Während die beiden vorangegangenen Netzwerktagungen 2017 und 2019 in Bonn stattfanden, wurde die Veranstaltung 2022 in der Kongresshalle am Zoo Leipzig ausgerichtet.

Vor dem offiziellen Programmbeginn trafen sich die Koordinatoren und Koordinatorinnen der geförderten Projekte zu einem Netzwerktreffen, nähere Informationen dazu finden Sie in der Box unten auf der rechten Seite.

Grußwort des Bundesministeriums für Bildung und Forschung

Ministerialdirigent Dr. Stefan Luther begrüßte als Vertreter des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) die Anwesenden in Vertretung von Frau Staatssekretärin Kornelia Haugg. Er betonte die Bedeutung von Transfer und Nachhaltigkeit für die Fortführung der durch die QLB-Projekte erreichten Entwicklungen und Verbesserungen. Da Transfer nicht automatisch laufe, gelte es, weiter „aktiv Brücken zu bauen“: zwischen Bund und Ländern, zwischen Wissenschaft und Praxis, und dabei mit gegenseitiger „Empathie“ in die Zusammenarbeit zu gehen. Dank der Qualitätsoffensive wurde die Lehrkräftebildung insgesamt auch aus Sicht der Hochschulen deutlich aufgewertet, was eine solide Basis für die nächsten Schritte bildet. Zudem nahm die neue Förderlinie „Kompetenzzentren für digitales und digital gestütztes Unterrichten“ einen wichtigen Platz in seiner Rede ein.

Erfolgreicher Transfer als Herausforderung – Wie gelingt in der Lehrkräftebildung die Weitergabe erfolgreicher Konzepte und Innovationen?

Mehrere Personen sitzen auf einem Podium.
Annette Busse, Carolin Retzlaff-Fürst, Katrin Geneuss und Ilka Parchmann im Gespräch mit Armin Himmelrath. © BMBF/punctum/Alexander Schmidt

Die Transferimpulse haben zu einem lebendigen Start in das Thema Transfer beitragen. In ihren kurzen Impulsvorträgen haben Prof. Dr. Carolin Retzlaff-Fürst, (Universität Rostock), Dr. Annette Busse (Universität Kassel) und Dr. Katrin Geneuss (Ludwig-Maximilians-Universität München) einen Einblick in eine Transfermaßnahme oder in ein Transferkonzept sowie in ihre Erfahrungen, diesen Transfer umzusetzen, gegeben. Prof. Dr. Dr. Ilka Parchmann (Christian-Albrechts-Universität zu Kiel) kommentierte als Critical Friend. Der Open Seat lud anschließend zu einer regen Diskussion ein.
Die Folien der Vortragenden finden Sie in der rechten Spalte.

Podiumsdiskussion „Die QLB als nachhaltiger Impulsgeber für Qualitätsentwicklungen in der Lehrkräftebildung“

In der Podiumsrunde diskutierten Ministerialdirigent Dr. Stefan Luther (Bundesministerium für Bildung und Forschung), Prof. Dr. Cornelia Gräsel (Bergische Universität Wuppertal), Staatssekretärin Dr. Dorit Stenke (Kultusministerium Schleswig-Holstein), Petra Zeller (Sächsisches Staatsministerium für Kultus) und Dr. Fridtjof Filmer (Ministerium für Schule und Bildung des Landes Nordrhein-Westfalen) die Nachhaltigkeit der Qualitätsentwicklungen.

Gefragt nach konkreten Verstetigungspunkten antwortete Cornelia Gräsel, dass dank der QLB unerlässliche Basics für Dauerhaftigkeit – zum Beispiel Zentren für Lehrkräftebildung, Schools of Education, Diskussions- und Kommunikationsräume über Fächer und Ebenen hinweg, Unistrukturen und Studienordnungen sowie klare Verantwortlichkeiten in den Präsidien – geschaffen worden seien. Allerdings beschränkten sich die erarbeiteten Basics auf die berufliche Regellaufbahn. Angesichts des Lehrkräftemangels sei es dringend notwendig, dieselben Basics auch auf den Seiten-/Quereinstieg zu übertragen.

Mehrere Personen sitzen auf einem Podium.
Im Rahmen der Podiumsdiskussion kamen Hochschulen, Bund und Länder ins Gespräch. © BMBF/punctum/Alexander Schmidt

Stefan Luther plädierte für eine gute Zusammenarbeit zwischen Bund und Ländern, wie sie bereits in der QLB existiere: „Das Grundgesetz kennt kein Kooperationsverbot, es kennt Verantwortlichkeiten.“ Um diesen Dialog zu stärken, machte Dorit Stenke nochmals deutlich, dass Bildungspolitik mit anderen Zeiträumen und Geschwindigkeitsvorgaben arbeite als die Wissenschaft. Langfristige Aufgaben müssten vorausschauend bedacht werden. Insgesamt gelte es dann, anhand von zwei Überlegungslinien nachzudenken: Die Erfahrungen aus der Vergangenheit und die Erfahrungen anderer Länder. Hier habe die QLB den Grund gelegt.

Cornelia Gräsel betonte, dass die positiven QLB-Effekte aus der ersten Phase der Lehrkräftebildung in die zweite und dritte Phase gelangen müssten. Der Vorteil bei diesem Transfer in die anderen Phasen sei, dass dank der „Qualitätsoffensive Lehrerbildung“ gemeinsame Begriffe, grundlegende Kompetenzverständnisse und Ideen von Unterricht sowie theoretische und empirische Befunde vorherrschten.

Für die politische Vision der „Lehrerbildung aus einem Guss“ betonte Stefan Luther die Perspektive der Wissenschaft, die bislang in Fortbildungen wenig Mitsprachemöglichkeit hatte. Deshalb seien die „Kompetenzzentren für digitales und digital gestütztes Unterrichten“ ein „gigantisches Experiment“, um die Wissenschaft zu adressieren, mit dem Ziel, Fortbildungen in festen Verbünden/Kooperationen zu konzipieren. Dabei seien die Kompetenzzentren keine Fortschreibung, sondern „Lessons learned“ aus der QLB, auf die er „grundoptimistisch“ gespannt sei. Dorit Stenke äußerte daraufhin den Wunsch nach mehr Uni-Wissen in Schulen: „Ihr müsst Evidenz schaffen und dann zeigt es uns auch!“ Denn Wissen bleibe oft verborgen und damit nicht erfahrbar in der Praxis.

Danach wurde die Runde für das Publikum geöffnet. Offene und kritische Diskussionspunkte holten den Diskurs von der dritten Phase wieder an die Hochschulen und die erste Phase der Lehrkräftebildung zurück und forderten Konkretion seitens des Podiums. Es ging unter anderem um nachhaltige Verankerung zur Vermeidung von Wiederholungsraten, Akkreditierung durch das Land, Schulrechtgesetze und nachhaltig-übergreifende Bund-Länder-Kooperationen nach dem Ende der „Qualitätsoffensive Lehrerbildung“.

Parallele Austauschforen

Die Auseinandersetzung mit den Themen Transfer und Nachhaltigkeit fand auch in sieben parallelen Foren statt.

Forum 1: „Campusschulen, Entwicklungsteams, Partnerschulnetzwerke – Zu den Herausforderungen von Transfer und Nachhaltigkeit in Schul-Hochschulkooperationen“

Im Rahmen eines World Café wurde im Forum 1 mit den Teilnehmenden erarbeitet, auf welchen Wegen Vernetzung, geschaffene Strukturen und erfolgreiche Kooperationsprojekte in der Zusammenarbeit zwischen Schule und Hochschule nach Ablauf der QLB-Förderung nachhaltig weitergeführt werden können. Dabei standen drei Themenbereiche im Fokus: Nachhaltigkeit (im Sinne einer strukturellen Verankerung), Motivation sowie Dokumentation.

Um die strukturelle Verankerung der Schul-Hochschulkooperation langfristig zu gestalten, wurden verschiedene Ideen entwickelt. Eine wesentliche Voraussetzung ist, dass Transparenz über die Zuständigkeiten und Verantwortungsbereiche der beteiligten Akteurinnen und Akteure herrscht und es zwingend vernetzend-koordinierende Instanzen für die gelingende Zusammenarbeit gibt. In Bezug auf diese Instanzen wurde diskutiert, inwiefern sie in bestehende Strukturen, etwa zuständige Stellen für Praxisphasen, integriert werden können. Konsens bestand dabei darin, dass für diese Integration, wie auch allgemein für die langfristige Verankerung der Kooperation an der Universität, die Potentiale und Notwendigkeit der Zusammenarbeit mit den Schulen universitätsweit sichtbarer gemacht werden müssen.

In Bezug auf das Thema Motivation offenbarte eine akteursgruppenspezifische Analyse erkenntnisreiche Unterschiede zwischen den beteiligten Personen an Schul-Hochschulkooperationen, beispielsweise in Bezug auf Credit Points, Professionalisierungschancen und Schulentwicklung. Das Potenzial solcher Kooperationen wurde hier nochmals deutlich festgestellt, allerdings auch, dass die Fachbereiche mit diesen Partnerschaften nicht allein gelassen werden sollten. Auch in diesem Themenschwerpunkt wurde der zwingende Bedarf einer koordinierenden Instanz identifiziert.

Die Diskussion um die Gestaltung der weiteren Projektdokumentation und -begleitung zeigte abschließend, dass, ausgehend von bereits existierenden Formaten, ein gemeinsamer Dokumentationsansatz erarbeitet werden kann, der Impulse der beteiligten Akteurinnen und Akteure beinhaltet und über verschiedene Kanäle verbreitet werden sollte. Den entwickelten Produkten ist Wertschätzung durch eine langfristig verfügbare und übersichtliche Dokumentation in digitaler Form zu erweisen. Dies erfordert neben der regelmäßigen Begleitung mit Bedarfsabfragen der Akteurinnen und Akteure erneut eine koordinierende Stelle. Die koordinierende Instanz zieht sich somit als elementares Moment durch alle drei Themenbereiche, für die ein ausreichendes Stundendeputat einzurechnen sowie allgemeine Akzeptanz für den Bedarf fakultäts-/hochschulweit gegeben sein muss, um Qualität zu gewährleisten, auch bei Integration in bestehende Strukturen.

Dr. Sandra Fischer-Schöneborn, Zukunftszentrum Lehrkräftebildung-Netzwerk (ZZL-Netzwerk), Leuphana Universität Lüneburg
Dorothea Körner, Zentrum für Lehrerbildung und Bildungsforschung (ZeLB), Universität Potsdam
Anja Beuter, Binational School of Education (BiSE), Universität Konstanz

Forum 2: „Wie gelingt der Transfer wissenschaftlicher Forschungsergebnisse in die Praxis? Potentiale und Standards der Wissenschaftskommunikation für die Lehrkräftebildung“

(Angehende) Lehrpersonen sind dazu aufgefordert, Befunde der Bildungsforschung zu kennen, in der Praxis zu berücksichtigen und zu reflektieren (KMK, 2019). Dies erfordert jedoch, dass sich Lehrpersonen kontinuierlich informieren und eine hohe forschungsmethodische Kompetenz besitzen, um komplexe Sachverhalte zu verstehen und auf den eigenen Praxiskontext zu übertragen. Sogenannte Clearing Häuser unterstützen dabei, indem sie den aktuellen Forschungsstand zu einem bestimmten Thema systematisch zusammenfassen und unter Anwendung von Qualitätskriterien für Praktikerinnen und Praktiker übersichtlich und verständlich aufbereiten.

Im Forum 2 „Wie gelingt der Transfer wissenschaftlicher Forschungsergebnisse in die Praxis?“ wurden vier dieser Angebote vorgestellt, ihre jeweiligen Strategien zur Förderung des Transfers zwischen Wissenschaft und Praxis und zur Qualitätssicherung der Angebote präsentiert, sowie aktuelle Herausforderungen thematisiert: Das Clearing House TüDi-Base der Universität Tübingen zu Unterricht mit digitalen Medien (Salome Wagner), das Clearing House zu MINT-Unterricht der Technischen Universität München (Annika Diery), das Informationsportal e-teaching.org des Leibniz-Instituts für Wissensmedien in Tübingen (Anne Thillosen) und der Forschungsmonitor Schule (ein Projekt der Landesinstitute und Qualitätseinrichtungen der Länder für den Transfer von Forschungswissen; Alexandra Dehmel und Johannes Rosendahl). Die Vorstellungen des DIPF sowie des digital.learning.lab aus Hamburg (ein offenes online-Kompetenzzentrum für die Unterrichtsgestaltung in digitalen Zeiten) mussten kurzfristig abgesagt werden. Ziel des Forums war es Gelingensbedingungen für den Transfer wissenschaftlicher Forschungsergebnisse in die Praxis zu identifizieren, Synergien zwischen den Angeboten zu nutzen, nachhaltige Transferstrategien zu etablieren und sich über die Herausforderungen bei der Translation und dem Transfer wissenschaftlichen Wissens in die Praxis auszutauschen.

In vier Fokusgruppen wurden im zweiten Teil des Forums Themen wie „Gemeinsame Standards“, „Nutzung der Angebote“, „Herausforderungen und Lösungen der Translation“ und „Kooperation zwischen den Angeboten“ diskutiert. Hauptergebnis der verschiedenen Fokusgruppen war, dass langfristig eine Art Metaplattform sinnvoll wäre, auf der die Ressourcen und Angebote gebündelt werden könnten. Durch solch eine Allianz oder eine Metaplattform (ähnlich dem Konzept des Meta-Videoportals) könnten potenzielle Nutzende leichter erreicht, Redundanzen vermieden und stattdessen Verlinkungen zwischen den einzelnen Angeboten hergestellt werden und die Angebote sich so gegenseitig ergänzen. Auf diese Weise könnten die einzelnen Angebote ihre Stärken nutzen und bewährte Lösungsstrategien beibehalten werden. Gleichzeitig könnte durch gemeinsame technische Standards, Erreichbarkeit und Bekanntheit ein leichterer Überblick für die verschiedenen Nutzerkreise geschaffen und die Niedrigschwelligkeit der Wissenschaftskommunikation gefördert werden.

Im Nachgang an die Netzwerktagung werden sich die Akteure des Forums weiter über mögliche Kooperationen austauschen. Solch eine Metaplattform zur Bündelung verschiedener Angebote der Wissenschaftskommunikation, wie sie in den Fokusgruppen des Forums angedacht wurde, wird als wünschenswerte Chance gesehen, über die QLB-Förderphase hinaus die bisher entwickelten Ergebnisse und Produkte zu sichern, die aufgebauten Angebote und Plattformen zur Wissenschaftskommunikation zu erhalten und fortführen zu können.

Salome Wagner und Iris Backfisch, Tübingen School of Education, Eberhard-Karls-Universität Tübingen
Dr. Annika Diery, TUM School of Social Sciences and Technology
Hannah Kleen, DIPF | Leibniz-Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation
Ronny Röwert, Technische Universität Hamburg
Frau Anne Thillosen, Leibniz-Institut für Wissensmedien, Tübingen
Herr Johannes Rosendahl, Forschungsmonitor Schule

Forum 3: „Wie kommt die QLB in die zweite Phase? Dialog? Na logisch!“

Im Forum 3 wurde der Frage nachgegangen, wie die QLB in die zweite Phase kommt. Dementsprechend wurde das Forum auch von jeweils zwei Vertreterinnen und Vertreter der ersten und der zweiten Phase der Lehrkräftebildung gestaltet.

Um die vorangestellte Frage des Forums zielführend beantworten zu können, wurden Kooperationsformate, die auf einen phasenübergreifenden Dialog setzen und in Dresden bereits erfolgreich durchgeführt werden, vorgestellt. Im ersten Teil des Forums wurde den Teilnehmenden von den Praxiserfahrungen mit diesen drei bewährten Kooperationsformaten berichtet. Die Teilnehmenden analysierten und diskutierten dabei die Stärken und Schwächen sowie die Chancen und Risiken der einzelnen Formate.

Im zweiten Teil des Forums erhielten die Teilnehmenden die Möglichkeit, ausgehend von den Berichten Transferideen für ihre eigenen Projekte zu entwickeln. Dazu erstellten sie ein Jobprofil für eine:n ideale:n Transferagent:in. Im Ergebnis wurden sowohl strukturelle Gegebenheiten als auch persönliche Eigenschaften der Transferagent:innen als Bedingungen für eine gelingende Kooperationsformate identifiziert. So ist es zunächst notwendig, dass räumliche und zeitliche sowie finanzielle Ressourcen für Kooperationsformate bereitgestellt werden, um bleibende Outcomes zu generieren. Weiterhin sollten Transferagent:innen unter anderem eine gute Mischung aus Idealismus, Pragmatismus, Offenheit sowie Frustrationstoleranz mitbringen, um für dieses komplexe Vorhaben besonders geeignet zu sein. Insgesamt wurde im gemeinsamen Austausch deutlich, dass es für eine wirksame Kooperation zwischen der ersten und zweiten Phase erforderlich ist, die entsprechenden Akteurinnen und Akteure für das Ziel einer kohärenten Lehrkräftebildung zu begeistern und an einen Tisch zu bekommen. In Anlehnung an Aristoteles nach dem Motto „Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile“.

Martin Fritzenwanker, Technische Universität Dresden
Annemarie Marx, Technische Universität Dresden
Katja Kober, Landesamt für Schule und Bildung, Lehrerausbildungsstätte Dresden
Christopher Jänisch, Landesamt für Schule und Bildung, Lehrerausbildungsstätte Dresden

Forum 5: „Die nachhaltige Kollaboration mit den Fachwissenschaften: Good-Practice Beispiele“

In dem Forum wurde der Frage nachgegangen, welche Formate sich eignen, um systematische Kommunikationsprozesse zwischen den Lehrenden (Fachdidaktik und Fachwissenschaft, sowie Bildungswissenschaften) in Bezug auf die Lehrkräftebildung zu ermöglichen. Die Standorte Gießen und Marburg haben ihre Formate für den systematischen Austausch über Fachdisziplinen (Fachdidaktiken, Fachwissenschaften und Bildungswissenschaften) hinweg vorgestellt und sind mit den Forumsteilnehmenden in einen Erfahrungsaustausch über die Eignung, Vorteile und Grenzen der vorgestellten Formate getreten. Das Forum 5 wurde als Peer-Learning-Format umgesetzt. Mit diesem Konzept werden im Sinne des kollegialen Austauschs die vorgestellten Foren als Plattformen für hauptamtliche Lehrende der Lehrkräftebildung angeboten, in denen auf inhaltlicher Ebene selbstgewählte Schwerpunkte und Querschnittsthemen bearbeitet werden

Mit den Teilnehmenden des Forum 5 diskutiert wurden unter anderem die beiden Fragen „Wie gelingt eine hohe Verbindlichkeit?" und „Durch welchen individuellen Benefit kann Output hergestellt werden?". Als wesentliche Diskussionsergebnisse lassen sich festhalten, dass eine Koordinationsstelle für alles Organisatorische wie beispielsweise Kontaktpflege, Einladung, Vor - und Nachbereitung, Räumlichkeiten und Durchführung zentral ist, um einen gelingenden Austausch zu ermöglichen.
Intensiv diskutiert wurde außerdem, dass die Verbindlichkeit mit einem (individuellen) Benefit verbunden scheint, das heißt dass im Sinne einer Kosten-Nutzen-Rechnung der (individuelle) Nutzen die zusätzlich dafür aufgewendeten, insbesondere zeitlichen, Ressourcen aufwiegen muss. Was als Profit gesehen wird, ist dabei personenspezifisch. Da die Generierung von Output von den Teilnehmenden abhängt, wurden Möglichkeiten diskutiert, um die Teilnahmebereitschaft zu steigern.
Eine Möglichkeit, die diskutiert wurde, um die Verbindlichkeit zu steigern und dadurch auch den Output zu erhöhen, ist die Institutionalisierung und Verankerung von Austauschformen anstatt einer personengebundenen Teilnahme. Eine Idee ist auch, Anreize für Teilnahme anzubieten, beispielsweise indem eine regelmäßige aktive Teilnahme auf das Lehrdeputat angerechnet wird. Zudem fand die Aussage, eine qualitativ hochwertige Lehre sei ein kollektives Gut und somit eines der wichtigsten „Outcomes“, sehr hohe Zustimmung unter den Teilnehmenden.

Prof. Dr. Edith Braun, Justus-Liebig-Universität Gießen
Dr. Michaela Goll, Justus-Liebig-Universität Gießen
Prof. Dr. Hélène Martinez, Justus-Liebig-Universität Gießen
Tahnee Herzig, Justus-Liebig-Universität Gießen
Manuel Hermes, Philipps Universität Marburg
Dr. Nina Meister, Philipps Universität Marburg
Prof. Dr. Carina Peter, Philipps Universität Marburg

Forum 6: „Nachhaltigkeit durch anpassungsfähige Hochschulentwicklung“

Die nachhaltige Sicherung der in der Qualitätsoffensive Lehrerbildung (QLB) erfolgreich entwickelten Maßnahmen rückt mit fortschreitendem Projektverlauf weiter in den Fokus und stand daher im Mittelpunkt des vom MoSAiK -Projekt der Universität Koblenz-Landau verantworteten Forums, das von Prof. Dr. Constanze Juchem-Grundmann und Insa Schnittjer geleitet wurde. Prof. Dr. Schrader, Wissenschaftlicher Direktor des Deutschen Instituts für Erwachsenenbildung, legte zu Beginn mit einem Kurzimpuls zur Relevanz und Herausforderung von Transformations- und Implementationsprozessen im Bildungssystem die Grundlage für die Diskussion zweier konträrer Beispiele für aktuelle hochschulstrukturelle Änderungen. Prof. Dr. Seidel (TU München) stellte den von innen motivierten strukturellen Änderungsprozess vor, der zur Überführung der dortigen School of Education zu einem Department innerhalb der School of Science and Technology führte. Dem stellten die präsidialen Leitungen der sich in einem einzigartigen Trennungsprozess befindlichen Universität Koblenz-Landau, Prof. Dr. Wehner (Campus Koblenz) und Prof. Dr. Schaumann (Campus Landau), die unterschiedlichen Herausforderungen und Strategien für den jeweiligen Standort gegenüber. Die Nachhaltigkeit von MoSAiK steht im Spannungsfeld der unterschiedlichen Prozesse. Die Herausforderung für den Campus Koblenz, sich als eigenständige Universität aufzustellen, birgt hierbei zugleich die Chance, Nachhaltigkeit durch Festschreibung konkreter Strukturen zu sichern. Der zeitgleiche Fusionsprozess des Campus Landau mit der TU Kaiserslautern zur neuen Rheinland-Pfälzischen Technischen Universität fordert sowohl den Ab- und Umbau paralleler Strukturen wie auch das Überdenken bereits etablierter Konzepte.

Aus Sicht der Forums-Teilnehmenden zeigen sich, wenn auch weniger gravierend als in den skizzierten Beispielen, Veränderungen und Änderungsbedarfe an allen Standorten, sei es auf Ebene des Gesamtsystems, auf Ebene des Studiengangmodells oder auch in einzelnen Fächern oder Organisationseinheiten. Wesentlich für den Erfolg ist dabei die kontinuierliche Kommunikation mit den unterschiedlichen Stakeholdern, deshalb gilt es die entstandenen Austauschformate langfristig zu sichern. Auch die Frage nach dem Erhalt der durch die QLB positiv verstärkten Sichtbarkeit der Lehrkräftebildung auch ohne weitere Fördermittel wurde aufgeworfen und Überlegungen zur Übertragung von Maßnahmen auf nicht QLB-geförderte Hochschulen als wichtiges Ziel identifiziert. In diesem Kontext entstand die Idee zur Gründung einer Gesellschaft für Lehrkräftebildung, die im weiteren Verlauf der Tagung vielfach diskutiert wurde.

Prof. Dr. Constanze Juchem-Grundmann, Universität Koblenz-Landau
Prof. Dr. Alexander Kauertz Universität Koblenz-Landau
Prof. Dr. Josef Schrader, Deutsches Institut für Erwachsenenbildung – Leibniz-Zentrum für Lebenslanges Lernen (DIE)
Prof. Dr. Tina Seidel Technische Universität München

Forum 7: „Nachhaltigkeit durch curriculare Verankerung: Digitalisierungsbezogene Kompetenzen in der Lehrer:innenbildung“

Ziel des Forums war es, Herausforderungen und Gelingensbedingungen bei der Verankerung digitalisierungsbezogener Kompetenzen in der Lehrkräftebildung zu identifizieren sowie über entsprechende Lösungen und prozessuale Steuerungsmöglichkeiten zu diskutieren. Hierfür wurden in Impulsreferaten die bildungspolitischen Rahmenbedingungen sowie die Hochschulkonzepte der sächsischen QLB-Projekte PraxisdigitaliS, TUD-Sylber² und DigiLeG skizziert, kritisch reflektiert und mit den Teilnehmenden im anschließenden Ideencafé im Kontext bundesweiter QLB-Projekte betrachtet.

Schwerpunkte des Referats aus der administrativen Perspektive bildeten die Berücksichtigung von Standards und Rahmenbedingungen bei der Verankerung digitalisierungsbezogener Kompetenzen sowie auch der in Sachsen neu geschaffene, rechtliche Rahmen als Grundlage für eine curriculare Realisierung in den Hochschulen. Bei der universitären Perspektive lagen die Akzente auf der der QLB-Projekte und der novellierten rechtlichen Bestimmungen für die weitere Implementierung in die Lehramtsstudiengänge unter den jeweiligen Bedingungen der verschiedenen sächsischen Standorte. Dabei gewährten die Referent:innen Einblick in die inhaltliche Ausgestaltung und in die komplexen Prozesse der Studiengang- und Modulentwicklung einschließlich der damit verbundenen Herausforderungen. Neben Überlegungen zu Möglichkeiten der Implementierung als Querschnittsthema oder als eigenständiges Modul, gab es hierbei auch einen regen Austausch zur Frage der Qualitätssicherung der Lehr-Lernangebote in Verbindung mit der Ressourcenverteilung sowie zur Abstimmung zwischen Bildungswissenschaften und Fachdidaktiken.

Diese Impulse aus den sächsischen QLB-Projekten dienten im zweiten Teil des Forums als Ausgangspunkt und Reflexionsanlass, um im Format des Ideencafés an vier Gruppentischen einen bundesweiten Blick auf Herausforderungen und Gelingensbedingungen zu gewinnen und gemeinsam mit den Teilnehmenden Ideen bzw. Lösungen für prozessuale Herausforderungen der curricularen Verankerung zu erarbeiten. Zahlreiche der anwesenden QLB-Projekte befinden sich mitten im Prozess der curricularen Verankerung. Deutlich wurde dabei, dass dieser in unterschiedlichen Geschwindigkeiten umgesetzt wird. Als Desiderat wurde die noch offene systematische Strukturierung der digitalisierungsbezogenen Kompetenzen benannt, die bundesweit in unterschiedlichen Katalogen oder Modellen diskutiert wird. Von hier ausgehend veranstalteten Julia Nickel und Rebekka Haubold eine QLB-Campsession „Digitalisierungsbezogene Kompetenz (Kataloge) am Folgetag (20.10.22). Für die wahrgenommene Vielzahl und Vielfalt von Querschnittsthemen – wie dem der digitalisierungsbezogenen Kompetenzen, aber auch Inklusion, BNE usw. – wurden Lösungsvorschläge hinsichtlich einer stärkeren Begriffsklärung und Systematisierung sowie entsprechende Anbindung an Kernthemen bzw. auch deren Umsetzung im Rahmen eines Wahl- bzw. Wahlpflichtbereichs im Lehramtsstudium (zum Beispiel Ergänzungsstudien) genannt. In diesem Zusammenhang wurde auch die von Anfang an mitzudenkende Thematik der Akkreditierung angesprochen. Ein großes Thema stellte zudem die Stabilität und Kontinuität bei Ressourcen wie Personal, Strukturen und Inhalten, auch Produkten wie Tools, Konzepte, usw. dar. Vorschläge hierfür richteten sich u.a. auf die Sicherung von Inhalten bzw. Produkten auf mehreren und zentralen OER-Plattformen (Beispiel Projekt Clearing House) sowie an zentralen und etablierten Struktureinheiten von universitären und anderen Forschungseinrichtungen. Auch die Zentren für Lehrerbildung könnten als Transferinstitutionen im Sinne einer nachhaltigen Absicherung der Ergebnisse genutzt werden. Generell wurde für die langfristige Absicherung von zentralen Themen in den Lehramtsstudiengängen insbesondere die Notwendigkeit einer rechtlichen Grundlage auf Länderebene betont.

Prof. Dr. Meike Breuer, Technische Universität Chemnitz
Anna Förster, Universität Leipzig
Prof. Dr. Sonja Ganguin, Universität Leipzig
Prof. Dr. Axel Gehrmann, Technische Universität Dresden
Petra Zeller, Referatsleiterin für Lehrerbildung, Sächsisches Staatsministerium für Kultus.

Forum 8: „Nachhaltiger Transfer durch projektbezogene phasenübergreifende Zusammenarbeit in Communities of Practice? Erfahrungen aus dem QLB-Projekt ComeIN“

Das Forum 8 ging der Frage nach, inwiefern sich Wissens- und Ergebnistransfer durch projektbezogene, phasenübergreifende Zusammenarbeit im Kontext der Lehrkräftebildung durch Communities of Practice nachhaltig sichern lässt. Zur Beantwortung dieser Fragestellung wurden erfahrungs- und evidenzbasierte Inputs, die im Rahmen des QLB-Verbundprojektes COMeIN generiert wurden, von beteiligten Vertreterinnen und Vertreter der drei Phasen der Lehrkräftebildung präsentiert sowie gemeinsam mit den Forumsteilnehmenden diskursiv ausgetauscht und reflektiert. Im QLB-Projekt COMeIN arbeiten Vertreterinnen und Vertreter aller lehrkräftebildender Phasen gemeinsam in Communities of Practice an digitalisierungsbezogenen Ressourcen für das Lehrkräftebildungssystem und schaffen zugleich ein Prototyp für die phasenübergreifende Zusammenarbeit, weshalb sich das Projekt als Ausgangspunkt zur Beantwortung der Frage besonders eignete.

Unterschiedliche methodische Zugänge wie stille Reflexionsphasen und der Einsatz von unterstützenden Kollaborationstools, wie TaskCards, bildeten neben den erfahrungsbezogenen Inputs die Grundlage für die gemeinsame Diskussion. Im Ergebnis zeigte sich, dass phasenübergreifende, überregionale Transferperspektiven in der Regel nicht durch Einzelprojekte sichergestellt werden können und ein nachhaltiger Transfer und die Implementierung der Ergebnisse zumeist erst am Ende bzw. nach Abschluss durchgeführter Projekte stattfinden. In Bezug auf eine phasenübergreifende Lehrkräftebildung wurde die Empfehlung ausgesprochen, den Ergebnistransfer als langfristige (politische) Perspektive mitzudenken und ausreichend Zeit für Implementationen einzuplanen.

Weiter konnte festgehalten werden, dass es sich bei einem idealtypischen, nachhaltigen Transfer um einen idealtypischen Zyklus aus bildungspolitischen Leitlinien, Ausschreibung von Förderprogrammen und Förderung von Projekten, die sich wiederum in die Phasen Forschung, phasenübergreifende Entwicklung und überregionale, phasenübergreifende Implementation untergliedern, handelt. Um Transfer nachhaltig gestalten zu können, sollten vor diesem Hintergrund Lehr-Lern-Forschung, Implementation und Transferforschung Teil der Projektlaufzeit sein. Vor dem Hintergrund, dass nachhaltiger Ergebnistransfer, insbesondere digitaler Bildungsmaterialien (OER im Idealfall), zum großen Teil durch einen Trickle-Down-Effekt erschwert wird, scheint es zudem unabdinglich, sich frühzeitig strategische Gedanken zu Auffindbarkeit, Zugänglichkeit und Nutzung von Arbeitsergebnissen zu machen. Eine Lösungsmöglichkeit wurde insbesondere mit der Etablierung von für alle Phasen zugänglichen bzw. phasenspezifischen Online-Portalen mit OER benannt.

Universität Paderborn: Anna Raneck-Kuhlmann, Dr. Johanna Schulze, Jan Niemann
Universität Duisburg Essen: Charlyn Lipke, Dr. Günther Wolfswinkler
QUA-LiS Nordrhein-Westfalen: Severin Teschner
ZfSL Köln: Ingo Schaub

QLB-Camp: Zukunftsperspektiven durch Transfer und Nachhaltigkeit gestalten

Das QLB-Camp lud zum offenen Austausch über die Zukunft der Lehrkräftebildung ein.

Zwei Frauen schauen auf eine Metaplanwand mit kleinen Zettelchen
Das Sessionboard des QLB-Camps © BMBF/punctum/Alexander Schmidt

Nach einem Warm-Up am Abend des ersten Tages zur Einführung in das Format und zum gegenseitigen Kennenlernen, startete am Morgen des zweiten Tages die Themenfindung. Neben vorab eingereichten Vorschlägen wurde über zahlreiche spontan vorgeschlagene Ideen für Sessions abgestimmt. Insgesamt kamen 13 Sessions zustande.
Eine Auswahl:

Thema: „Weitere Qualitätsentwicklung der Lehrkräftebildung – Impulse aus der Evaluation“

Moderation: Dr. Anja Durdel und Jan Morgenstern, Ramboll-Evaluationsteam

Mehrere Zettel und Einträge auf einer Metaplanwand
Beispiel Baden-Württemberg © BMBF/punctum/Alexander Schmidt

Vor den Graphiken zur Lehrkräftebildung in den verschiedenen Bundesländern unter der Leitung von Dr. Anja Durdel (Ramboll, Evaluation) lag das Augenmerk auf bundeslandspezifischen „Beratungs- und Verhandlungsräumen“ zwischen Hochschulen (blau) und Landesstrukturen (grün), besonders in der dritten Phase der Lehrkräftebildung. Während in einigen Bundesländern die strikte Trennung von Ministerien und phasenspezifischen Zuständigkeiten die Lehrkräftebildung bestimmen, konnten in anderen Regionen Expertenkommissionen etc. wesentlich Einfluss gewinnen.
Auch wenn zwischenzeitliche, politische Änderungen manche Graphik verzerrten, wurden die schematischen Darstellungen gelobt, da sie maßgeblich zum besseren Verständnis beitrügen.

Thema: „Anerkennung und Autonomie der Lehrkräftebildung – Impulse aus der Evaluation“

Moderation: Dr. Anja Durdel und Jan Morgenstern, Ramboll-Evaluationsteam

Ausgehend von der Graphik „Mehrebenensystem Lehrerinnen- und Lehrerbildung“ (Bohl/Beck 2020: 284) suchte das zweite Ramboll-Camp Schnittstellen und Zwischenebenen hochschulischer Autonomie und Handlungsfähigkeit. Insgesamt wurde deutlich, dass die Zusammenarbeit häufig personenabhängig ist. Erschwerend komme hinzu, dass Hochschulleitungen Förderwürdigkeit oft nach Drittmittelstärke bewerteten, obschon die Lehrkräftebildung oft nach einer anderen Logik agiere: Transfer, Vernetzung, übergreifende Kooperationen etc. seien zum Beispiel Ergebnisse mit hohem Mehrwert. Ohne Zielvereinbarungen zwischen Land und Hochschulen beziehungsweise Hochschulen und Fakultäten rede man aneinander vorbei. Fazit war ein Aufruf zum Dialog und mehr Selbstbewusstsein.

Thema: „Innovation Hub Inklusion – nachhaltige Kooperation durch Netzwerke“

Moderation: Prof. Dr. Conny Melzer, Universität Leipzig, Alexander Herwix, Universität Leipzig und Dr. Daria Ferencik-Lehmkuhl, Universität zu Köln

Der bundeslandübergreifende Innovation Hub INKLUSION (www.inklusion.network) präsentierte seinen Ansatz für nachhaltige Kooperationsstrukturen nach den Prosocial-Kern-Gestaltungsprinzipien (nach Hanisch, Eirdosh, Atkins 2020). Dabei werden bereits aktive Inklusions-„Nischen“ zur Schaffung einer inklusiven Kultur unterstützt.

In der Diskussion ging es um Definitionen, Werte und Haltungen, Ängste vor De-Professionalisierung und die Zukunft des deutschen Sonderschullehramt-Studiengangs. Schlagworte waren Kontext-Sensitivität, psychische Flexibilität und soziale Innovationsprozesse. 

Thema „Institutionalisierung der Lehrerbildung“

Moderation: Prof. Dr. Thorsten Bohl, Universität Tübingen und Dr. Lilian Streblow, Universität Bielefeld

Den Ausgangspunkt der Diskussionen bildete das Eckpunktepapier „Institutionalisierung der Lehrerbildung“, das von mehreren Wissenschaftler*innen im Jahr 2020 verfasst wurde und dessen Entstehung auf eine Barcamp-Diskussion bei der QLB-Netzwerktagung 2019 zurückging. Neben den zentralen Thesen des Papiers wurde insbesondere die Rolle der Lehrkräftebildung im System Hochschule in den Bick genommen wurde. Die Lehrkräftebildung sollte, so die Meinung einiger Diskutant*innen, als fester Bestandteil der Universität verstanden und etabliert werden.

Hierzu gehöre auch, dass Lehrkräftebildung nicht nur als Lehre und Ausbildung verstanden wird, sondern auch ihre Forschungsleistungen verdeutlicht werden.

Thema „Nachwuchs nachhaltig fördern“

Moderation: Prof. Dr. Sabine Doff, Universität Bremen und Prof. Dr. Katja Koch, Universität Braunschweig

In diesem Camp wurden Erkenntnisse, Maßnahmen und Schritte für die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses in der Lehrkräftebildung in den Blick genommen. Methodisch wurde mit fiktiven „Personae“ gearbeitet, um zu diskutieren, welche Förderung diese benötigen und welche Maßnahmen zielführend wären. Dabei wurde betont, dass die Frage der wissenschaftlichen Qualifizierung, die in der Regel über die Promotion erfolgt, immer beide Seiten berücksichtigen muss: den Nutzen für den/die Nachwuchswissenschaftler*in und den Nutzen für die Institution, an der sie promoviert oder arbeitet.

Promovierende oder promovierte Lehrkräfte können eine Brückenfunktion zwischen Wissenschaft und dem Schulsystem erfüllen.

Thema „Wie kann die QLB nachhaltig werden?“

Moderation: Prof. Dr. Eva Arnold, Universität Hamburg und Prof. Dr. Axel Gehrmann, Technische Universität Dresden

Die nachhaltige Wirksamkeit der „Qualitätsoffensive Lehrerbildung“ wurde hier anhand der Frage diskutiert, welche Elemente aus Sicht der Teilnehmenden besonders geholfen haben, die QLB zu einem Erfolg zu machen und ihre Ziele zu erreichen. Besonders betont wurden dabei die netzwerkbildenden Effekte des Förderprogramms. Diese Netzwerke wurden erfolgreich zwischen Fachwissenschaften, Fachdidaktiken und Bildungswissenschaften innerhalb der Hochschule etabliert.

Ebenso erfolgreich war in vielen Fällen die Vernetzung über Hochschulstandorte hinweg, die Vernetzung mit Schulen in der Region und mit der dritten Phase der Lehrkräftebildung. Auch die Stärkung der Forschung zur Lehrkräftebildung wurde als Erfolg wahrgenommen.

Thema „Neues Normal der Lehre in der Lehrkräftebildung“

Moderation: Prof. Dr. Ulrike Buchmann, Universität Siegen

In diesem Camp wurde eine 2D Umgebung vorgestellt, die Studierenden einen Perspektivwechsel vom vorwissenschaftlichen Theorie-Praxis-Verständnis hin zu fall- und institutionenbezogenem Netzwerkdenken ermöglichen soll. Das digitale Tool ist zugleich Forschungs- und Kommunikationsplattform und bildungstheoretisch konzipierter Lernort. Ziel ist es, Studierende zu Lehrkräften auszubilden, die an jedem Gegenstand der eigenen Fachrichtung die Welt erklären können, d.h. dass sie den Rollenwechsel zu selbständigen Lehrpersonen schaffen. Die 2D-Welt ermöglicht dies insbesondere dadurch, dass es keine Handlungsanleitung gibt, sondern selbständiges Agieren und Denken bereits in der Anwendung des Tools notwendig ist.

Verschiedene Elemente sprechen zudem unterschiedliche Lerntypen und Sinne an, so dass auf vielfältige Weise zur autonomen Aneignung und Weiterverarbeitung von Lehrinhalten animiert wird.

Thema „Paradigmenwechsel Lehrer*in im Anthropozän“

Moderation: Nora Oehmichen, Teachers for Future Germany e.V.

Anhand einer praktischen Übung wurden hier zunächst eingefahrene Denk- und Lösungsmuster vor Augen geführt. Bestimmte Erwartungshaltungen sowie erlernte Strukturen prägen mentale Infrastrukturen, die zwar notwendig und sinnvoll sind, um Orientierung zu bieten, die aber bisweilen verhinderten, dass wir Offensichtliches wahrnähmen. Einer Definition des Anthropozäns (Zeitalter, in dem der Mensch einen Fußabdruck in der Erdschicht hinterlassen hat) folgte eine angeregte Diskussion über die Frage, wie Lehrkräftebildung hin zur Integration eines Tell-the-Truth-Denkens und Handelns weiterentwickelt werden könne, was dieses ausmacht und ausmachen sollte. Wichtig sei dabei auch, im Sinne des Whole Institution Approachs die gesamten Institutionen zu erreichen.

Thema war auch der Beutelsbacher Konsens und dessen Implikationen für politisch motiviertes Engagement der Lehrpersonen.

Thema „Verrechtlichung Gesetzliche Verankerung“

Moderation: Thomas Neumann, Referat 51 Wissenschaftspolitik und Hochschulen, Ministerium für Wissenschaft, Energie, Klimaschutz und Umwelt (WMU) des Landes Sachsen-Anhalt

Die letzte Session im Bach-Saal thematisierte, wie und was in Hochschulgesetzen geregelt werden kann und sollte. Die Frage des Gegenstands und auf welchen Ebenen dies geschehen müsse, stand im Mittelpunkt der Diskussionen. Dabei wurden auch Zielkonflikte zwischen Politik und verschiedenen Akteursgruppen der Hochschule deutlich, die zu unterschiedlichen Ansätzen und Wünschen hinsichtlich der gesetzlichen Regelung bestimmter Errungenschaften der QLB führten. Auch unterschiedliche Zeithorizonte kamen zur Sprache.

So erwarte die Politik schnelle Ergebnisse ihrer Maßnahmen, während die Hochschulen und ihre Bildung und Forschung erst mittel- bis langfristig wirken könnten. Gemeinsam war den Diskutierenden das große Interesse an einer Stabilisierung der institutionellen Neuerungen bzw. Änderungen.

Filmbeitrag „Klima, Umwelt, Nachhaltigkeit“

Der Klimawandel zählt zu den größten Herausforderungen unserer Zeit. Die Technische Universität Berlin und die Universität Konstanz zeigen im diesjährigen QLB-Film ihre Konzepte, um angehende Lehrkräfte aller Fachrichtungen zu Themen des Umweltschutzes und der Nachhaltigkeit im Unterricht auszubilden.

Der Film wurde erstmals auf der Netzwerktagung in Leipzig gezeigt. Im Anschluss an den Filmbeitrag diskutierten die Mitwirkenden Nora Oehmichen (Vorsitzende der Organisation Teachers for Future), Jun.-Prof. Dr. Christiane Bertram (Universität Konstanz) und Prof. Dr. Nina Langen (Technische Universität Berlin) mit dem Moderator der Veranstaltung, Armin Himmelrath, den Film und unterschiedliche Aspekte der Nachhaltigkeit.