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Forum 8: Den Übergang zwischen Schule und Hochschule im Zeitalter der Digitalen Transformation gestalten

Der Einfluss der Digitalen Transformation an der Schnittstelle von Schule zu Hochschule muss deutlich sichtbar gemacht und Kriterien für das Gelingen des Übergangsprozesses einvernehmlich definiert werden. Im Rahmen des Forums wurde daher die Statuspassage der Lernenden als Modellprozess herangezogen und mit den jetzt oder in Zukunft in der Lehrerbildung verfügbaren digitalen Werkzeugen, Methoden und Netzwerken exemplarisch hinterfragt und prototypisch neu gestaltet.

Graphic Recording Forum 8 des QLB-Programmkongresses
© Graphic Recording: Sven Kröger; https://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/4.0/deed.de

Das Forum 8 widmete sich der Fragestellung:

“Wie kann die Lehrerbildung helfen, den Übergang zwischen Schule und Hochschule besser zu gestalten in einer Welt, die sich durch die Digitale Transformation und den Einsatz digitaler Medien immer stärker vernetzt?”

Auf diese Fragestellung haben sich die Akteure geeinigt, da der Übergang ein bekanntes Problem im System Schule und Hochschule ist, zu der eine Vielzahl von Erkenntnissen vorliegt. Zum einen besteht das Risiko einer fehlenden Passung der am Ende der Schulphase verfügbaren Kompetenzen mit der am Studieneinstieg geforderten Kompetenzen (Johnen/Schulz-Nieswand, 2013). Zum anderen fühlen sich Schüler*innen aus bildungsnahen Elternhäusern mit ihren Kompetenzen besser gewappnet als Schüler*innen aus bildungsfernen Elternhäusern (Asdonk/Sterzig 2011), was für eine soziale Ungleichheit spricht. Beides betrifft die Lehrerbildung unmittelbar, da eine hohe Abbruchrate mit einem Mangel an Absolventen für den Arbeitsmarkt verbunden ist, und mittelbar, da die Kolleg*innen in den Fachwissenschaften die Lehrerbildung in der Verantwortung sehen wenn das Kompetenzniveau der Studienanfänger*innen sich ändert.

Der Workshop fand nach der Design-Thinking-Methode statt. Zuerst wurden Experten und Betroffene zu Ihren Erfahrungen befragt und Gemeinsamkeiten herausgestellt. Hierbei wurden vor allem auf der Beziehungsebene interessante Muster deutlich:

  • Studierende fühlen sich in ihrem Fach angekommen, wenn sie auf andere Studierende treffen die ein ähnliches Kompetenzniveau haben und ähnliche Fachinteressen verfolgen.
  • Studierende fühlen sich am richtigen Ort angekommen, wenn Sie auf Lehrende treffen die für Ihr Fach “brennen”, d.h. eine hohes Interesse, hohe Fachkenntnis und hohe intrinsische Motivation zeigen.
  • Auf der anderen Seite kann die hohe Fachkenntnis dazu führen, dass das Kompetenzniveau der Studierenden überschätzt wird und Überforderung einsetzt.

Überraschenderweise wurde auch von Seiten der Hochschullehrer “Angst vor den Erstsemestern” geäußert. Diese Angst wird gespeist aus der Unkenntnis vor den in der neuen Kohorte vorhandenen Kompetenzen und führt zu der Sorge, das Kompetenzniveau zu überschätzen und Studierende zu verlieren - oder auf der anderen Seite: das Kompetenzniveau zu unterschätzen, Banalitäten zu erklären und somit die Rolle des hervorragenden Experten nicht zu erfüllen.

Als Lösung wurde erarbeitet:

Die Diagnostik in Erstemesterveranstaltungen mit Feedback-Systemen zu fördern. Elektronische Rückmeldesysteme könnten diagnostisch eingesetzt werden, um das Kompetenzniveau der Teilnehmer richtig einzuschätzen. Genannt wurde spontan eine Vielzahl von bereits existierenden und mittlerweile zuverlässigen Systemen: Plickers, Klicker, Kahoot, ZOOM.us, Microsoft Forms und die RWTHApp. Eine personelle Unterstützung des Dozenten durch einen Assisstenten ist empfehlenswert, um die Informationen aus dem Rückmeldekanal für den Dozenten in Echtzeit aufzubereiten und so die Rückmeldung für die Gestaltung der Veranstaltung zu nutzen.

Forum 1.8 QLB-Programmkongress 2018
© BMBF/Michael Reitz

Mit der Maßnahme verbunden könnte ein Outreach zum System Schule sein: Wenn Schüler*innen über Videokonferenzsysteme an der Vorlesung Teilhaben können und zugleich die kumulierten, anonymisierten Ergebnisse der Umfragen im Hörsaal sichtbar gemacht werden, könnten die Schüler*innen ihr Kompetenzniveau im Vergleich zu den Studierenden in den Erstsemesterveranstaltungen einschätzen. Dies könnte es den Schüler*innen erleichtern, einen Studiengang zu finden der zu ihnen passt.

Weitere Ideen waren:

  • Ein digitales Orientierungsstudium
  • Digitale Lerngruppen, Peer to Peer, Peer to Expert und Mentor-Mentee Modelle, die in den Learning Management Systemen der Hochschulen gebildet werden, und an denen auch Schüler*innen teil haben können.
  • Video- & Dokureihen von Lernbiografien mit Geschichten über das Scheitern und die Bewältigen von Übergangsschwierigkeiten;
  • Zum Studienbeginn eine Informierende App über die Hochschule, die zunächst als Orientierungshilfe dient, im Rahmen der Erstsemesterbegrüßung aber mittels Geocaching-Funktionalität aber auch die Grundlage für eine „digitale Schnitzeljagd“ über den Campus liefert.
  • Im Rahmen einer praxisorientierten Lehrerbildung könnte die Orientierungs-App auch die Lage und das Schulprofil von Praktikumsschulen im Umfeld darstellen.

Als Grundsätzliche Funktionen der Digitalisierung in der schulischen und Universitären Bildung wurden beschrieben: Informieren, Visualisieren, Feedback geben, und das Automatisieren von studienbezogenen Prozessen, nicht zuletzt aber auch das Unterhalten im Sinne eines Edutainmments und das Vernetzen von Lehrenden und Lernenden im Rahmen dieser Prozesse.


Universität zu Köln: Prof. Dr. André Bresges
Freie Universität Berlin: Prof. Dr. Volkhard Nordmeier, Prof. Dr. Hilde Köster
Ludwig-Maximilians-Universität München: Prof. Dr. Raimund Girwidz, Lars-Jochen Thoms, Matthias Schweinberger
Universität Konstanz: Prof. Dr. Stephan Schumann, Matthias Conrad

Coaches: Galina Emelina, Karl Hosang, Nils Karn