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Forum 4: Beratung und Begleitung als Instrumente der Kompetenzentwicklung: Brauchen wir neue Konzepte?

An zahlreichen Hochschulen wurden bereits Programme zur Weiterentwicklung und Intensivierung von Beratungsstrukturen und -prozessen sowie zur Vermittlung von Beratungskompetenzen eingerichtet. Auf der Grundlage gemachter Erfahrungen mit den verschiedenen Ansätzen einschließlich systematischer Wirkungsanalysen wurden im Forum Grundkonzepte von Beratung und Coaching im Kontext der Kompetenzentwicklung der Lehramtsstudierenden diskutiert und reflektiert.

Graphic Recording Forum 4 des QLB-Programmkongresses
© Graphic Recording: Susanne Asheuer; https://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/4.0/deed.de

Beratung ist eine Kernaufgabe von Hochschulen und gleichzeitig eine Grundkompetenz von Lehrpersonen. Deshalb ist es kein Wunder, dass die Qualitätsoffensive Lehrerbildung das Thema Beratung als eine Zielrichtung der Weiterentwicklung der Lehrerbildung formuliert und ein entsprechendes Forum auf dem Programmkongress 2018 eingerichtet hat.

Das Forum wurde durch Impulsvorträge von Seiten der Universitäten Bamberg, Erfurt, Marburg und München sowie der TU Braunschweig eingeleitet und mündete in lebhafte Gesprächskreise sowie einer abschließenden Zusammenfassung im Plenum. Auf besonderes Interesse stieß der Beitrag der LMU München. Dort wird ein vielschichtiges Beratungskonzept mit Unterstützung zahlreicher aus der Praxis kommender und entsprechend weiterqualifizierter Beratungslehrkräfte umgesetzt.

Die Beteiligten waren sich einig, dass die klassischen Formen der Studien- und psychosozialen Beratung zu den grundlegenden Aufgaben der Lehrerbildung an den Hochschulen gehören. In den Projekten der Qualitätsoffensive wurden diese Aufgaben gefestigt, vertieft und in kreativer und kompetenter Weise weiterentwickelt. Ein umfassendes Beratungskonzept zielt vor allem auf die Reflexion der eigenen Motive und Bedürfnisse, Ziele und Werte sowie Stärken und Schwächen als Grundlage einer überlegten Berufswahl, als Basis informativer Praxiserkundungen und als Ausgangspunkt der Entwicklung einer vielseitigen beruflichen Identität. So verstanden, erfolgt Beratung nicht mehr ausschließlich im Paradigma der Studienorientierung und Lebenshilfe, sondern als fester Bestandteil der Persönlichkeitsentwicklung und bildet somit die Basis des für den Lehrberuf notwendigen Kompetenzerwerbs und der für den Kompetenzerhalt notwendigen lebenslangen Berufsbewältigung.

Die beteiligten Hochschulen arbeiten in unterschiedlicher Weise an zeitgemäßen Beratungskonzepten. Während an den Hochschulen Erfurt und Marburg eine persönlichkeitsorientierte Beratung auf der Grundlage psychologischer Diagnoseverfahren angeboten wird, orientieren sich die Ansätze an der TU Braunschweig und der LMU München stärker an der Entwicklung eines professionellen Selbst durch vertiefte Auseinandersetzung mit beruflichen Anforderungen. Die Angebote zur Selbstreflexion werden an der TU Braunschweig mit dem Kompetenzerwerb im Bereich der Klassenführung und praktikumsbegleitenden Seminaren verbunden, während an der Universität Bamberg die Selbstreflexion in Form einer strukturierten Vermittlung von Beratungskompetenzen erfolgt. Hier sind Selbstfindungs- und Selbstentwicklungsangebote in ein Curriculum zum Erwerb beratungsbezogener Kompetenzen eingebettet.

Forum 1.4 QLB-Programmkongress 2018
© BMBF/Michael Reitz

Konsens unter den Teilnehmenden bestand darin, dass Beratung substantielle Ressourcen benötigt, schon allein deshalb, weil Einzel- oder Kleingruppengespräche ein notwendiges Format für die Auseinandersetzung mit der eigenen Person und Biografie darstellen. Beratungsaufgaben sind personalintensiv. In Bamberg und Braunschweig wurden dazu mit großem Erfolg Konzepte des Peer Counseling und Peer Mentoring unter Einbeziehung erfahrenerer Studierender erprobt. Ebenfalls bestand Konsens darin, dass Selbsterfahrungsangebote mit Beratungselementen auf jeden Fall verbindlich in den Studienmodulen zu verankern seien, damit möglichst viele Lehramtsstudierende dabei angeleitet werden können, sich mit sich selbst auseinanderzusetzen. Dabei ist die individuelle Entwicklungsbereitschaft zu berücksichtigen, damit Angebote genutzt werden und ihre Wirksamkeit entfalten. Insgesamt zeigte sich großes Interesse an einem weiterführenden und tiefergehenden Austausch.


Universität Erfurt: Prof. Dr. Ernst Hany
Technische Universität Braunschweig: Dr. Hannah Perst, Dr. Gesa Uhde, Prof. Dr. Barbara Thies
Philipps-Universität Marburg: Dr. Jost Stellmacher
Ludwig-Maximilians-Universität München: Dr. Markus Reiserer, OStRin Petja Meidlinger
Otto-Friedrich-Universität Bamberg: Prof. Dr. Daniela Sauer, Prof. Dr. Barbara Drechsel, Dr. Jennifer Paetsch, Prof. Dr. Jörg Wolstein