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Dritter Programmkongress (11/2021)

Am 22. und 23. November 2021 fand der dritte Programmkongress der „Qualitätsoffensive Lehrerbildung“ als hybride Veranstaltung in Berlin statt. Insgesamt nahmen rund 700 Personen virtuell und 100 vor Ort in Berlin teil.

In einem großen Saal sitzen Menschen an Tischreihen und schauen auf drei Personen, die auf der Bühne sitzen. Darüber sind auf einer Leinwand weitere zwei Personen zu sehen, die über eine Kamera zugeschaltet sind.
Unter 2G-Bedingungen kamen 100 Teilnehmende im bcc in Berlin zum Kongress zusammen. © BMBF/ Reinhardt & Sommer

Die Dynamik der „Qualitätsoffensive Lehrerbildung“ (QLB) trägt dazu bei, unterschiedliche Akteure der Lehrkräftebildung über Fakultäts- und Fächergrenzen hinweg sowie zwischen Hochschulen, Studienseminaren und Schulpraxis miteinander ins Gespräch zu bringen. Seit März 2020 sind insgesamt 91 Projekte aus 72 lehrerbildenden Hochschulen in ganz Deutschland in die Programmförderung einbezogen, davon 79 Einzelprojekte und 12 Verbundprojekte.

Am 22. und 23. November 2021 kamen die Projekte zum 3. Programmkongress der „Qualitätsoffensive Lehrerbildung“ mit weiteren Entscheidern und Gestaltern der Lehrkräftebildung zusammen. Die Veranstaltung wurde im hybriden Format durchgeführt. Neben 100 Teilnehmenden, die sich trotz der verschärften Coronabedingungen in Berlin eingefunden hatten, schalteten sich 700 Personen digital zu und konnten das Geschehen im Plenum live mitverfolgen und Fragen über den Chat einbringen.

40 Rednerinnen und Redner traten im Plenum vor Ort und per Zuschaltung in unterschiedlichen Diskussionsrunden und einem Keynote-Vortrag mit dem Publikum in Austausch. In 19 Austauschforen (4 davon fanden in Präsenz in Berlin statt) und 38 von Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern virtuell moderierten Postern wurden innovative und transferierbare Ansätze zur Gestaltung der Lehrkräftebildung vor dem Hintergrund zentraler Herausforderungen von heute und morgen diskutiert. Ein vielfältiges virtuelles Pausenangebot, die Premieren des neuen QLB-Films und der QLB-Programmbroschüre (die in der rechten Spalte verlinkt sind) sowie musikalische Beiträge des „Jazz-Duos der Berliner Schulen“ rundeten die Veranstaltung ab.

„Die QLB ist eine Marke“ – Eröffnungstalk

Ministerialdirigent Dr. Stefan Luther vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), aus dem Berlin Congress Center (bcc) in Berlin, Ministerialrat Christof Schiene vom Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur und Prof. Dr. Manfred Prenzel, Universität Wien, beide digital zugeschaltet, eröffneten den Kongress mit einem Gespräch zum Thema „Herausforderung(en der) Lehrkräftebildung: Die „Qualitätsoffensive Lehrerbildung“ und ihre Bedeutung für die Lehrkräftebildung in Deutschland“.

Auf einer Bühne sitzen ein Mann und eine Frau, zwei Männer sind digital zugeschaltet und auf einer großen Leinwand über der Sitzgruppe zu sehen.
Dr. Stefan Luther im Gespräch mit der Moderatorin Petra Schwarz. Christof Schiene (oben links) und Prof. Manfred Prenzel (oben rechts) sind digital zum Eröffnungstalk zugeschaltet. © BMBF/ Reinhardt & Sommer

Einigkeit herrschte bei allen Beteiligten darüber, dass die QLB ein sehr gelungenes Beispiel für die Zusammenarbeit zwischen Bund und Ländern ist – die Qualitätsoffensive sei eine Marke geworden. Die Zusammenarbeit aller an der Aus- und Weiterbildung von Lehrerinnen und Lehrern beteiligten Personen und Institutionen wurde verbessert und die Lehrkräftebildung an den Hochschulen deutlich sichtbarer gemacht. Auf dieser positiven Basis gilt es weiter aufzubauen und Strukturen nachhaltig zu festigen. Dabei dürfe die 1. Phase, und hier waren sich Bund und Land einig, nicht überfrachtet werden. Die Vernetzung aller drei Phasen der Lehrkräftebildung müsse weiter systematisch vorangetrieben werden, die „Lehrerbildung aus einem Guss“ sei weiterhin oberste Zielsetzung. Aktuelle Themen wie die unterschiedlichen Lernausgangslagen von Schülerinnen und Schülern, die Unterrichtsqualität und die Technikakzeptanz müssen weiter in den Fokus rücken, eine Problemlösekultur und ein konstruktiver Umgang mit den täglichen Herausforderungen des Schulalltags etabliert werden, so Professor Prenzel.

Durch den Eröffnungstalk führte die Gesamtmoderatorin Petra Schwarz.

Keynote „Lehrkräftebildung MIT – ÜBER – IN digitalen Medien“

„MIT – ÜBER – IN“ lautet das Motto des Vortrags von Prof. Dr. Beat Döbeli Honegger, Leiter des Instituts für Medien und Schule und der Professur „Digitalisierung und Bildung“ an der Pädagogischen Hochschule Schwyz, in welchem er die aktuellen Anforderungen an die Lehrkräftebildung in einer digitalisierten Welt skizzierte.

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Der Austausch über Digitalisierung findet in der Regel unter „Fachfremden“ statt. Modelle der Kommunikation müssen folglich so einfach sein, dass die Kernbotschaft für Beteiligte aller Perspektiven auf den Punkt gebracht werden kann. 

Beat Döbeli Honegger

Bereits seit über 20 Jahren wird das Lernen MIT digitalen Medien in Schulen und der Lehrerkräftebildung diskutiert und erforscht. Erst seit kürzerem scheint der Aspekt des Lernens ÜBER digitale Medien insbesondere mit dem Einbezug der Informatik sein Nischendasein verloren zu haben und zentrales Thema in Curriculumsdiskussionen und in der Lehrkräftebildung zu werden.

Und erst am Horizont tauchen Überlegungen auf, wie sich Lehren und Lernen verändern, wenn sich alle Beteiligten dank persönlicher technischer Ausstattung und zuverlässig funktionierender Internetanbindung zunehmend auch in der (Hoch-)Schule IN digitalisierten Welten bewegen und welche erwünschten und unerwünschten Konsequenzen die dadurch mögliche Datafizierung der Schule haben kann.

Den vollständigen Vortrag können Sie rechts in der Box „Präsentation“ downloaden.

Eröffnung der virtuellen Posterausstellung

Stellvertretend für 38 wissenschaftliche Nachwuchskräfte zeigte Vanessa Lang von der Universität des Saarlandes ihr Poster im Gespräch mit der Moderatorin, die den Weg zu den Postern auf der Konferenzplattform wies.

Die „Qualitätsoffensive Lehrerbildung“ unter der Lupe – zur Evaluation des Förderprogramms

Dr. Anja Durdel von der Ramboll Management GmbH, die die „Qualitätsoffensive Lehrerbildung“ als Projektleiterin der Programmevaluation seit 2016 begleitet, zeigte in Ihrem Impulsvortrag die Meilensteine im Evaluationsverlauf und jeweilige zentrale Erkenntnisse auf.

Zentrales Thema der anschließenden Diskussionsrunde mit Prof. Dr. Thorsten Bohl, Leiter der Tübingen School of Education, der Bremer QLB-Projektleiterin Prof. Dr. Sabine Doff und Prof. Dr. Herbert Altrichter aus Linz, der das Evaluationsteam von Ramboll mit seiner wissenschaftlichen Expertise seit Beginn der Programmevaluation unterstützt, war die Institutionalisierung der Lehrkräftebildung. Mit Bezug auf das gleichnamige, aus der QLB heraus entstandene Eckpunktepapier sowie den Erkenntnissen des aktuellen Jahresberichts der Evaluation „Strategien für Transfer und Nachhaltigkeit“ wurde deutlich, dass Implementierungen von Strukturen und Prozessen häufig auf die Kooperations- und Unterstützungsbereitschaft von Akteurinnen und Akteuren in der Hochschulleitung und der Landesebene angewiesen sind – und es entsprechender Strategien bedarf, diese anzusprechen und einzubinden.
Links zum Jahresbericht der Evaluation sowie zum Eckpunktepapier „Institutionalisierung Lehrerbildung“ finden Sie rechts in der Box „Publikationen“.

„Digitalisierung in der Lehrkräftebildung“ im Film

Ob VR-Brillen oder digitale Tools – die Lern- und Lehrformate in der Lehrkräftebildung passen sich immer stärker an die zunehmend digitale Lebenswelt der Schülerinnen und Schüler an. Das zeigen die QLB-Projekte in Dresden, Kaiserlautern und Passau. Im neuen QLB-Film, der zu Beginn des zweiten Veranstaltungstages erstmals der Öffentlichkeit präsentiert wurde, stellen sie exemplarisch innovative und zukunftsweisende Maßnahmen vor.

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Digitale Medien sollten nicht additiv benutzt werden, sondern selbstverständlich und anwendungsbezogen in der Unterrichtspraxis genutzt werden.

Julia Siwek

Stellvertretend für ihre Standorte traten nach der Premiere des Films Prof. Dr. Axel Gehrmann, Geschäftsführender Direktor des Zentrums für Lehrerbildung, Schul- und Berufsbildungsforschung (ZLSB) der Technischen Universität Dresden, Julia Siwek, Wissenschaftliche Mitarbeiterin im Projekt SKILL.de der Universität Passau und deren Studentin Jessica Schneider auf dem Podium in Diskussion. Zugeschaltet wurde Prof. Dr. Jochen Kuhn, Wissenschaftlicher Leiter des Projekts U.EDU der Technischen Universität Kaiserslautern.

Auf einer Bühne sitzen vier Personen im Gespräch, eine Person ist digital zugeschaltet auf einer großen Leinwand darüber zu sehen.
Nach der Premiere des neuen QLB-Films kamen Vertretungen aller drei Hochschulen aus dem Film im hybriden Format zu einem Gespräch zusammen. Von links nach rechts: Petra Schwarz (Moderation), Prof. Axel Gehrmann, Julia Siwek, Jessica Schneider, digital zugeschaltet: Prof. Jochen Kuhn © BMBF/ Reinhardt & Sommer

Beispielhaft wurde aufgezeigt, wie Medienkompetenz zum festen Bestandteil der Aus- und Weiterbildung wird, wie sich durch digitale Technologien das Studium unterschiedlichster Fachbereiche, die Lehre und der spätere Berufsalltag verändern und wie im Bereich der Medienbildung die Zusammenarbeit mit Partnerschulen umgesetzt wird. Die Digitalisierung in Schule und Hochschule müsse zur Selbstverständlichkeit werden und Lehrkräften Zeiträume in deren Erprobung eingeräumt werden.

Blitzlichter aus den Foren: Erfahrungsberichte, Lessons Learned und Kontroverses

In den Blitzlichtern aus den Foren traten Vertreterinnen und Vertreter der 19 Austuschforen in drei Diskussionsrunden vor Ort und digital zugeschaltet in einen regen Austausch über die Ergebnisse und Erkenntnisse der Arbeitsphasen.

Unter anderem wurde darüber gesprochen, welche Effekte die Digitalisierung in der Lehrkräftebildung auf die Entwicklung eines professionellen Lehrkräfteverständnisses hat und wie die Verzahnung von Fachwissenschaften, Bildungswissenschaften und Fachdidaktiken in der Praxis tatsächlich gelingt. Die Frage, welche Lehrkräfte wir heute und in der Zukunft brauchen, um Schülerinnen und Schüler auf einen kritischen Umgang mit gesellschaftlichen, ökologischen und kulturellen Herausforderungen vorzubereiten, wurde dabei ebenso engagiert diskutiert, wie die Erfordernisse, die gemachten wissenschaftlichen Erkenntnisse in die schulische Praxis zu übersetzen.
„Ändert sich nichts, dann ändert sich alles“, „Gesprächsanlässe zwischen den Phasen schaffen“, „Umgang mit Unsicherheiten als Facette der Lehrkräftebildung implementieren“, „Die perfekte Lehrkraft gibt es nur als Team“, „Die berufliche Lebenswelt mitgestalten“, „Nicht nur klicken, sondern verstehen“…  Prägnante Schlagzeilen zur Zukunft der Lehrkräftebildung schlossen die Gesprächsrunden ab.

Die „Qualitätsoffensive Lehrerbildung“: Innovation durch Wissenstransfer

„Innovation durch Wissenstransfer“ war das Motto des Abschlusspodiums des Programmkongresses, bei dem Vertretungen von Bund, Ländern, der 1. und 2. Ausbildungsphase und des Deutschen Lehrerverbands diskutierten.

Weitgehende Einigkeit zeigte sich in der Einschätzung, dass sich mit der „Qualitätsoffensive Lehrerbildung“ die Sichtbarkeit der Lehrkräftebildung an den Hochschulen deutlich erhöht hat. Kornelia Haugg vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und Dorit Stenke, Staatssekretärin im Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur des Landes Schleswig-Holstein und Ko-Vorsitzende der Kommission Lehrerbildung der Kultusministerkonferenz (KMK), betonten die erfolgreiche Zusammenarbeit von Bund und Ländern. Ziel der QLB sei es immer gewesen, die gemachten Innovationen nachhaltig zu verankern. Hierzu müssen alle politisch Beteiligten gemeinsam mit den Entscheidungsträgern an den Hochschulen an einem Strang ziehen und entstandene Strukturen verstetigen.
Helmut Klaßen, Bundesvorsitzender des „Bundesarbeitskreises Lehrerbildung“ und Hauptseminarleiter für das Lehramt Berufsbildende Schulen am Landesinstitut für Schule in Bremen, begrüßte die angestoßene gute Entwicklung der ersten Phase – dennoch sei die 2. Phase noch zu wenig sichtbar. Der Austausch müsse weiter gestärkt werden, das „Vokabular“ der Phasen synchronisiert werden. Dies bekräftige Prof. Anke Reuschling, Bereichsleiterin für Pädagogik/Pädagogische Psychologie und Inklusion am Seminar für Ausbildung und Fortbildung der Lehrkräfte Esslingen (Gymnasium) und wies auch auf die Wichtigkeit der 3. Phase und hier insbesondere den Berufseinstieg hin.

Auf einer Bühne sitzen vier Personen im Gespräch, eine Person ist digital zugeschaltet auf einer großen Leinwand darüber zu sehen.
Mit der Abschlussdiskussion endete der 3. Programmkongress der QLB. Von links nach rechts auf der Bühne: Petra Schwarz (Moderation), Helmut Klaßen, Heinz-Peter Meidinger, Kornelia Haugg. Digital zugeschaltet Prof. Isabell van Ackeren (oben links), Prof. Anke Reuschling (oben rechts), StS Dr. Dorit Stenke (unten links). © BMBF/ Reinhardt & Sommer

Nicht erst das aktuelle Pandemiegeschehen rückt den gesellschaftlich hoch relevanten Beruf der Lehrkraft weiter ins Blickfeld der Öffentlichkeit. Der Lehrkräftemangel und damit einhergehende Fragen der (De-)Professionalisierung erfordern Handlungsbedarf. Oberstudiendirektor Heinz-Peter Meidinger, Präsident des Deutschen Lehrerverbands, äußerte sich besorgt über den hohen Anteil an Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger im Grundschullehramt sowie die (geplante) Verkürzung des Referendariats in einigen Bundesländern. Die Ergebnisse der QLB, die hierbei zur Qualitätssicherung beitragen, müssen in den Schulen und Klassenzimmern ankommen.

Von mehreren Diskutantinnen und Diskutanten wurde abschließend konstatiert, dass die Länder jetzt in der Pflicht stehen, die im Rahmen der QLB entstandenen Strukturen zu verstetigen. Womit auch die Frage nach der zukünftigen Entwicklung der Lehrkräftebildung – mit Blick auf alle Phasen – gestellt wurde. Prof. Dr. Isabell van Ackeren, Prorektorin für Studium und Lehre an der Universität Duisburg-Essen, berichtete von der konstruktiven Zusammenarbeit mit dem Land Nordrhein-Westfalen und den damit verbundenen Möglichkeiten für hochschulübergreifende Kooperationen.

Auch wenn die Weiterführung des Programms gewünscht wird, bestand weitgehend Einigkeit darin, dass langfristig verlässliche Rahmenbedingungen, eine programmunabhängige Finanzierung und die vom Engagement bestimmter Personen unabhängige Qualitätsentwicklung der Lehrkräftebildung unabdingbar ist.

Isabell van Ackeren resümiert die Diskussionsrunde auch mit Blick auf den neuen Koalitionsvertrag im Kommentar des Newsletters der „Qualitätsoffensive Lehrerbildung“ 5 | 2021.