Abschlusskongress (10/2023)
Der letzte Programmkongress der "Qualitätsoffensive Lehrerbildung" fand am 5. und 6. Oktober 2023 im bcc in Berlin statt.
Die „Qualitätsoffensive Lehrerbildung" (QLB) startete 2013 mit einer gemeinsamen Bund-Länder-Vereinbarung und dem Ziel, neue Entwicklungen in der Lehrkräftebildung anzustoßen. Die gesellschaftliche Bedeutung von Lehrerinnen und Lehrern sollte in den Mittelpunkt gestellt und das Lehramtsstudium aufgewertet werden. Das Programm endet zum 31. Dezember 2023. Der Abschlusskongress widmete sich nun den Fragen: Was wurde erreicht? Was bleibt? Beeinflusst die QLB die weitere Entwicklung der Lehrkräftebildung – und wenn ja: wie?
Rund 500 Gäste aus den geförderten Hochschulen, der zweiten und dritten Phase der Lehrkräftebildung, der Bildungspolitik in Bund und Ländern sowie weitere Akteure aus der Lehrkräftebildung kamen zusammen, um ein Fazit der „Qualitätsoffensive Lehrerbildung" zu ziehen und weitere Entwicklungen und Desiderate zu diskutieren. Dafür wurde den Teilnehmenden viel Zeit und Raum zu vertiefenden Fachgesprächen, zum Präsentieren und Informieren und zum Netzwerken gegeben. Im Plenum moderierte der Bildungsjournalist Armin Himmelrath unterschiedliche Diskussionsformate.
Grußworte
Das einleitende Grußwort sprach Ministerialdirigent Dr. Stefan Luther vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), der die QLB seit Jahren eng begleitet. Der Leiter der Unterabteilung „Allgemeine Bildung“ wies zunächst auf den passenden Zusammenhang zum „Weltlehrertag“ hin, der am 5. Oktober gefeiert wird, und stellte dann die sieben Handlungsfelder der QLB in den Mittelpunkt seines Vortrags.
Herr Luther erläuterte an konkreten Beispielen, wie die geförderten Projekte an ihren Hochschulen Verbesserungen im Lehramtsstudium entwickelt, erprobt und fest in die Studienstrukturen überführt haben. Gleichzeitig fand er große Anerkennung für den Gemeinschaftsgedanken, der über Jahre in der QLB gewachsen ist und daraus eine Art „große Familie der Lehrkräftebildung“ gemacht hat.
Er lobte dabei auch die Arbeit des DLR-Projektträgers, der durch die Programmkongresse und Netzwerktagungen sowie zahlreiche Programmworkshops und weitere programmbegleitende Elemente diesen Zusammenhang gestärkt hat. „Lasst uns in Kontakt bleiben“, war sein Fazit.
Als Vertreter der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz (GWK) trat danach Dr. Henry Marx ans Rednerpult. Der amtierende Staatssekretär für Wissenschaft in der Berliner Senatsverwaltung vertrat die Perspektive der Länder und dankte zunächst den anwesenden Forscherinnen und Forschern aus den Fördervorhaben für das persönliche Engagement, das sie in den vergangenen Jahren in die Weiterentwicklung der Lehrkräftebildung investiert haben.
Er betonte vor allem die Forschungsseite des Programms: Die wissenschaftliche Fundierung jedes Vorhabens, die gestiegene Anerkennung an den Hochschulen durch die Einwerbung erheblicher Drittmittel, den hohen Output an Publikationen und die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses. Herr Marx betonte, dieses Programm sei „jeden Cent wert“ gewesen und führte beispielhaft auf, welche Ergebnisse der Berliner Projekte sein Land nach Programmende verstetigt.
Moderierter Talk: „Wie weit sind wir mit der QLB in der Entwicklung der Lehrkräftebildung gekommen?
Der fachliche Austausch wurde durch eine Gesprächsrunde eingeleitet: Armin Himmelrath sprach mit Manfred Prenzel, Professor für Empirische Bildungsforschung und Leiter des TLB der Universität Wien, sowie Katja Koch, Professorin für Schulpädagogik und Vizepräsidentin für Organisationsentwicklung und Lehrkräftebildung der TU Braunschweig, über strukturelle Entwicklungen und Ergebnisse der QLB.
Prof. Dr. Manfred Prenzel, der das Programm von Anfang an als Vorsitzender des Auswahlgremiums eng begleitet hat, fasste die sieben, aus seiner Sicht prägnantesten, Effekte der QLB so zusammen:
1. Mobilität der Lehrpersonen: Studienleistungen und -abschlüsse im Lehramtsstudium werden seit Beginn der Förderung in allen Ländern anerkannt. Erst dadurch können Lehrerinnen und Lehrer bundesweit arbeiten – egal, wo sie studiert haben.
2. Reputation innerhalb der Hochschule: Die Wahrnehmung der Universitätsleitungen hat sich zugunsten der Lehrkräftebildung geändert.
3. Stärkung der koordinierenden Stellen (Schools of Education, Zentren für Lehrkräftebildung): Neben der personellen Ausstattung haben sich auch die Aufgaben und die Anerkennung dieser Querstrukturen verbessert.
4. Lehrkräftebildungsforschung: Das Feld hat einen deutlichen Aufschwung in der Nachwuchsförderung, bei den Publikationen und der empirischen Fundierung der gesamten Ausbildung erfahren.
5. Curriculare Entwicklungen: Die Ausbildungspläne für Lehramtsstudierende wurden modernisiert und oftmals kohärenter gestaltet. Dieser langwierige Prozess, der letztlich auch auf Länderebene Früchte tragen muss, dauert jedoch noch an.
6. Lehramt für die berufliche Bildung: Besonders durch die zusätzliche Förderlinie wurde diesen Studiengängen mehr Aufmerksamkeit zuteil. Die unterschiedlichen Modelle zur Integration von Quer- und Seiteneinsteigenden wurden durch die QLB vorangetrieben.
7. Netzwerke und Austauschformate: Die Kooperationen von Hochschulen und Forschungsansätze über die Standorte und Ländergrenzen hinweg haben zu innovativen Prozessen und Produkten – wie z.B. Datenbanken und Portalen – geführt.
Prof. Dr. Katja Koch, die die QLB sowohl als Forscherin und Gesamtprojektleiterin als auch als Mitglied der Hochschulleitung kennt, bestätigte diese Beobachtungen aus ihrer Perspektive, wies aber auch auf Fehlstellen und Entwicklungspotenziale hin: So konnte die Kohärenz der Studieninhalte oft noch nicht gesichert werden, weil es nicht gelang, die Fachwissenschaften ausreichend einzubinden. Auch in der phasenübergreifenden Zusammenarbeit sah sie weiterhin Verbesserungsbedarf, denn diese Kooperationen laufen derzeit meistens über persönliche Kontakte und sind nicht institutionell verankert.
Gleichzeitig betonte sie aber auch die positiven Effekte, die – auf Hochschulebene – durch die QLB hervorgerufen wurden: Die Lehrkräftebildung ist an der TU Braunschweig nun sichtbarer und deutlich anerkannter als zuvor und diese Position will sie beibehalten.
Bezüglich des strukturellen und fachkulturellen Wandels, den die QLB möglicherweise initiiert hat, verwiesen beide auf die Professionsorientierung des Studiums: Ein abgestimmtes Professionsverständnis der Lehrkräftebildung, verknüpft mit einer Institutionalisierung der Querstrukturen, könnte den Stellenwert des Studiums an den Hochschulen sichern – vergleichbar mit dem Medizinstudium.
Angeregt durch eine Umfrage im Publikum nach den Wünschen für die Lehrkräftebildung in Deutschland führten Professorin Koch und Professor Prenzel ihre Gedanken zu Transfer, Nachhaltigkeit und Innovation aus: Die Verantwortung für die Verstetigung von Stellen oder die Einbeziehung von Projektergebnissen in die Gesetzgebung liege vor allem bei den Ländern, die die nötigen Mittel zur Verfügung stellen oder die Hochschulen zum Dialog einladen sollten. Die Innovationskraft jedoch liege in der Forschung und an den Hochschulen. Hier gebe es große Potenziale, die vor allem durch hochschulübergreifende Kollaborationen erschlossen werden können. Beide – und große Teile des Publikums – wünschen sich Unterstützung durch den Bund, um weiter standort- und landesübergreifend zusammenarbeiten zu können.
Parallele Marktplätze
Über drei Stunden konnten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Abschlusskongresses die Marktstände besuchen, die ausgewählte Projekte zu den sieben Handlungsfeldern der QLB präsentierten. Mehrfach stellten sich die Projekte am Nachmittag mit einer Kurzpräsentation vor und warben für den persönlichen und intensiven Austausch mit den Kongressgästen.
„Strukturen der Lehrkräftebildung“: Profilierung und Optimierung der Strukturen der Lehrerbildung an den Hochschulen
Fünf Hochschulen präsentierten ihre themenbezogenen Ergebnisse, Erfolge und Erfahrungen:
Universität zu Köln: ZuS-Lehrer*innen-Bildungsmonitoring – Ergebnisse zu fachübergreifenden und fachspezifischen Kompetenzen der Absolvent*innen des Lehramtsstudiums an der Universität zu Köln
Universität Kassel: Duale Promotion in der LehrerInnenbildung
Ludwig-Maximilians-Universität München: Vernetzung als Qualitätsmerkmal und Herausforderung professionalisierter Lehrkräftebildung: Erfahrungen aus dem QLB-Projekt „Lehrerbildung@LMU“
Leuphana Universität Lüneburg: Das ZZL-Netzwerk der Leuphana Universität Lüneburg: Ausgewählte Ergebnisse der Arbeit in Theorie-Praxis-Netzwerken
Eberhard Karls Universität Tübingen: TüSE wirkt! Lehrer:innenbildung an der Universität Tübingen – forschungsstark und innovationsfreudig.
„Praxisbezug“: Qualitätsverbesserung des Praxisbezugs in der Lehrerbildung
Viele QLB-Projekte widmen sich unter anderem der schulpraktischen Lehrkräfteausbildung. Folgende Projekte haben sich mit ihren Arbeitsergebnissen vorgestellt:
Freie Universität Berlin: Reflexion von Schulpraxis anhand von Fallbeispielen, Videografien und Lehr-Lern-Labor-Seminaren
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg: Kohärenz zwischen Theorie und Praxis durch Fokussierung auf Core Practices – Ergebnisse des instruktionspsychologischen Ansatzes zur Abstimmung der Phasen der Lehrer:innenbildung am Standort Freiburg
Goethe-Universität Frankfurt: Erfassung und Förderung der professionellen Wahrnehmung zum adaptiven Unterrichten bei Lehramtsstudierenden
Universität Koblenz, RPTU Kaiserslautern-Landau: Lehrkräftebildung im Wandel: Zertifikate als praxisbezogene Zusatzqualifizierungen
Technische Universität Chemnitz: Mehr Praxis wagen im Studium – Co-Teaching durch Studierende in Ganztagsangeboten an Grundschulen
Universität Passau: Kindgerechtes Programmieren – Möglichkeiten einer motivierenden, gendersensiblen und lernförderlichen Unterstützung
„Beratung und Begleitung“: Verbesserung der professionsbezogenen Beratung und Begleitung der Studierenden in der Lehrerbildung
In der QLB wird die Beratung und Begleitung von Lehramtsstudierenden unter verschiedenen Aspekten weiterentwickelt:
Philipps-Universität Marburg: Das Marburger Modell der professionsbezogenen Beratung: curricular integriert – nachhaltig gesichert
Universität Regensburg: Auf die Lernbegleitung und ihre Tools kommt es an
Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen: Lehrkräftebildung fängt vor dem Studium an – Einblicke in ein MINT-Lehrkräfte Nachwuchsförderungsprogramm
Universität Erfurt: Das „Forschungslabor MasterMind“ – Förderung von Forschungskompetenz und Anbahnung evidenzbasierten Handelns im Lehramtstudium der Universität Erfurt
Friedrich-Schiller-Universität Jena: Digitale Lerngemeinschaften als Weg zur kohärenten Lernbegleitung im Praxissemester – Das Projekt „DiLe“ an der
Universität Jena
„Heterogenität und Inklusion“: Fortentwicklung der Lehrerbildung in Bezug auf die Anforderungen der Heterogenität und Inklusion
Heterogenität und Inklusion spielen an den Schulen und in den Klassenräumen eine immer größere Rolle. Die QLB-Projekte erarbeiten vielfältige Ansätze und Lösungen im Umgang mit dem sensiblen Thema:
Friedrich-Schiller-Universität Jena: Lehrkräftebildung und die Herausforderungen der Demokratie
Universität zu Köln: E-Learning „Inklusion – eine Einführung“ – Wissen, Vertiefung und Reflexion zu Themenfeldern der schulischen Inklusion
Universität Duisburg-Essen: Beiträge zu inklusionsbezogener Professionalisierung in den MINT-Fächern
Humboldt-Universität zu Berlin: Digitale Lehr-LernBausteine für die Hochschullehre: Ein Blended-Learning-Konzept für inklusive Didaktik, adaptive Lehrkompetenz und Sprachbildung
Universität Vechta: „Wer ist eigentlich noch normal?“ – Entwicklung einer Fortbildungsreihe zur schulischen Inklusion
„Kohärenz“: Fortentwicklung der Fachlichkeit, Didaktik und Bildungswissenschaften
Ein weiteres Themenfeld ist die nachhaltige Verbesserung der Zusammenarbeit von Fachwissenschaft, Fachdidaktik und Bildungswissenschaften. Sie sind die tragenden wissenschaftlichen Säulen der Lehrkräftebildung. Die fachwissenschaftlichen Theorien ergänzen sich mit fachdidaktischem und bildungswissenschaftlichem Praxisbezug in der gemeinsamen Studienplanentwicklung.
Technische Universität München: Unterrichtsvideos, Visualisierungen und Co – Die interaktive Lehr- und Lernplattform Toolbox Lehrerbildung als Werkzeugkasten für die disziplinverbindende Lehre
Bergische Universität Wuppertal: Fächerverbindende Theorie-Praxis-Vernetzung in der Vorbereitung des Praxissemesters
Goethe-Universität Frankfurt: Die Entwicklung zur professionellen Lehrkraft sichtbar machen: ePortfolio als phasenübergreifendes Reflexionsmedium in der Lehrerkräftebildung
„Digitalisierung“: Digitalisierung in der Lehrerbildung
Zahlreiche Projekte forschen in diesem Handlungsfeld, das durch die Coronapandemie einen besonderen Stellenwert und Aufschwung erfahren hat.
Technische Universität Dortmund: Digitale Werkzeuge zum kollaborativen Lehren und Lernen in der Lehrer/innenbildung des Dortmunder Projekts K4D
Eberhard Karls Universität Tübingen: Digitale Bildung in Tübingen
Universität Regensburg: PoliMeR und SSE: Big Data, KI & Co. – Nutzung und kritischer Umgang im Grundschulbereich
Carl von Ossietzky Universität Oldenburg: Mit der digitalen Transformation in der Schule vorankommen – agile Prozesse nutzen
Technische Universität Chemnitz: Wie programmierbare Roboter den Unterricht aufmischen und selbst erstellte Erklärvideos oder multimediale Bücher für AhaEffekte sorgen – Das Projekt DigiLeG macht Schule
Karlsruher Institut für Technologie (KIT): digiMINT – Digitalisiertes Lernen in der MINTLehrer*innenbildung
„Berufliche Lehrerbildung“: Lehrerbildung für die beruflichen Schulen
Besonders in diesem Bereich besteht ein akuter Lehrkräftemangel, gleichzeitig unterliegen diese Lehrkräfte besonderen pädagogischen Anforderungen.
QLB-Netzwerk Berufliche Lehrkräftebildung (TU Berlin, PH Freiburg, TU Dresden, Universität Siegen, Universität Stuttgart, Universität Bremen): Was habenNudel, Schwimmweste, Smart-Home gemeinsam? Sie verbinden!
Universität Bayreuth: Das gewerblich-technische Universitätsschulkonzept Bayreuth und seine digitale Transformation
Technische Universität Dresden: Studierendenrekrutierung im Lehramt für berufsbildende Schulen
Bergische Universität Wuppertal: Bewältigung des Lehrkräftemangels: Entwicklung von Kommunikationsmaßahmen zur Studierendengewinnung
Justus-Liebig-Universität Gießen: Zurück an die Berufsschule, jetzt als Lehrkraft. Potenziale und Risiken von beruflich gebildeten Studierenden im beruflichen Lehramt
Am Nachmittag kamen die Teilnehmenden wieder im Plenum zusammen, um den Beitrag der Evaluation zu hören:
„Mehr Resilienz im System? – Programmerfolg aus Sicht der Programmevaluation“
Dr. Anja Durdel von der Ramboll Management Consulting präsentierte zum Abschluss des fachlichen Programms am ersten Kongresstag die Erfolge der QLB aus Sicht der Programmevaluation.
Sie ordnete die Ergebnisse in das Konzept der „Resilienz eines gesellschaftlichen Funktionssystems“ ein, wie es das Bildungssystem ist, und fragte somit nach Krisenfestigkeit und Reaktionsgeschwindigkeit der Lehrkräftebildung bei möglichen neuen Krisen des Systems.
Anhand der fünf Kriterien zur Stärkung der systemischen Resilienz resümierte sie den Erfolgsgrad des Programms. Diese Kriterien sind:
• Herausbildung von lokalen Ressourcen
• Stärkung von Netzwerken und Beziehungen
• Strategische Intelligenz für Governance von Transformationen
• Förderung von Antizipation
• Vorhalten von breiten Kompetenzen
Das Resümee des Evaluationsteams: „In der Breite der Hochschulstandorte ist Lehrkräftebildung krisenfester, in der Sicherung von Nachhaltigkeit und auf politischer Ebene gibt es verpasste Chancen.“
Alle Publikationen können auf den Seiten von Ramboll abgerufen werden.
Den kreativen Abschluss des ersten Tages bildete das „Galli Theater Berlin“: In improvisierten Szenen – unterstützt durch Zurufe aus dem Publikum – wurden Themen der Lehrkräftebildung und des Schulalltags auf die Bühne gebracht.
Zu Beginn des zweiten Tages resümierte Armin Himmelrath die bisherige Veranstaltung und leitete über zum
Filmgespräch I: Die QLB in Bildern – Blick in die Vergangenheit
Jeweils eine kurze Sequenz aus QLB-Filmen der vergangenen fünf Jahre beleuchtete ausgewählte Schwerpunktthemen der Lehrkräftebildung. Stellvertretend für jedes Thema bzw. jeden Film trat jeweils eine Protagonistin oder Protagonist mit dem Moderator ins Gespräch
2018: „Gewinnung – Beratung – Begleitung“:
Dr. Jost Stellmacher (Oberstudienrat im Hochschuldienst am Fachbereich Psychologie der Philipps-Universität Marburg)
2019: „Kohärenz – Praxisbezug – Transfer“:
Prof. Dr. Thorsten Bohl (Professor für Erziehungswissenschaft an der Eberhard Karls Universität Tübingen und Direktor der Tübingen School of Education)
2020: „Lehrkräftebildung in Zeiten von Corona“:
Dr. Günther Wolfswinkler (Projektkoordinator der QLB-Projekte „ProViel“ und „ComeIn“ an der Universität Duisburg-Essen)
2021: „Digitalisierung in der Lehrkräftebildung“:
Prof. Dr. Jutta Mägdefrau (Professorin für Erziehungswissenschaft mit Schwerpunkt empirische Lehr-/Lernforschung an der Universität Passau)
2022: „Klima – Umwelt – Nachhaltigkeit“:
Prof. Dr. Nina Langen (Leiterin des Fachgebiets Bildung für Nachhaltige Ernährung und Lebensmittelwissenschaft am Institut für Berufliche Bildung und Arbeitslehre der Technischen Universität Berlin)
Die hier aufgeführten Akteurinnen und Akteure diskutierten mit dem Moderator, inwiefern sich die Beratungsbedarfe von Studierenden geändert haben, welchen Stellenwert digitale Medien im Professionalisierungsprozess angehender Lehrpersonen einnehmen und wie das Thema „Nachhaltigkeit“ fest in die Aus- und Weiterbildung von Lehrerinnen und Lehrern verankert werden kann. Alle Filme können in der QLB-Mediathek eingesehen werden.
Filmgespräch II: Die „Qualitätsoffensive Lehrerbildung – Entwicklungssprung in der Lehrkräftebildung
Die Lehrkräftebildung hat sich in der rund zehnjährigen Programmlaufzeit der QLB verändert. Was wurde erreicht? Was wird bleiben? Wo sind noch weitere Aufgaben zu bearbeiten? Diese Fragen beantworten im diesjährigen Abschlussfilm unterschiedliche Akteure aus Politik, Forschung und Praxis, aber auch Studierende kamen zu Wort.
Im Anschluss an die Filmpremiere diskutierten Mitwirkende mit Armin Himmelrath über Chancen und Schwierigkeiten ihrer Projekte:
Prof. Dr. Birgit Lütje-Klose (Universität Bielefeld) resümierte, dass das Bewusstsein für das Thema Inklusion durch die QLB gesteigert, aber längst nicht abschließend behandelt wurde. Anhand seiner Erfahrungen in der professionsbezogenen Beratung argumentierte Prof. Dr. Ernst Hany (Universität Erfurt), dass die Wahl des Lehramtsstudiums bewusst erfolgen sollte und eine Beratung auch dazu dienen sollte, Studieninteressierte adäquat über die Realität des Lehrberufs sowie Berufsalternativen aufzuklären. Prof. Dr. Daniel Pittich (Technische Universität München) beantwortete Rückfragen des Moderators zum Masterstudiengang „Berufliche Bildung integriert“ und betonte die Wichtigkeit der phasenübergreifenden Zusammenarbeit verschiedener Akteurinnen und Akteure, da zum Beispiel die Umsetzung des Modellstudiengangs ohne die Unterstützung des bayrischen Kultusministeriums nicht möglich gewesen wäre.
Messe: Was bleibt?
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Abschlusskongresses hatten auch am zweiten Kongresstag mehrere Stunden Zeit, sich an unterschiedlichen Messeständen zu Transfer- und Verstetigungsansätzen zu informieren. Zahlreiche Projekte präsentierten sich zu einem der folgenden Themen:
Institutionen
Philipps-Universität Marburg: Institutionelle und curriculare Entwicklungen am Zentrum für Lehrkräftebildung der Philipps-Universität Marburg: Ein Ausblick
Universität Hamburg: Servicestelle InkluSoB: Innovative Lehrer:innenbildung für weniger Barrieren in Schule und Hochschule
Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg: Die Heidelberg School of Education (HSE) als Reallabor für Kooperation und Qualitätsentwicklung im Lehramt
Technische Universität Dresden: Neue Querstrukturen für neue Querschnittsaufgaben in der Lehrkräftebildung der TU Dresden
Universität Passau: Nachhaltige Strukturen und Angebote für Didaktische Innovationen in der Passauer Lehrkräftebildung
Justus-Liebig-Universität Gießen: Kooperationsstärkung (professioneller) Akteursgruppen an Ganztagsschulen
Netzwerke
Eberhard Karls Universität Tübingen, TU Dresden, TU Darmstadt: Brauchen wir eine Deutsche Gesellschaft für Lehrkräftebildung (DGfL)? – Wer spricht wie für die Lehrerinnen- und Lehrerbildung (LLB) nach der QLB?
Humboldt-Universität zu Berlin, Universität Potsdam, Universität Bielefeld, Universität Hamburg, Friedrich-Schiller-Universität Jena, Leuphana Universität Lüneburg: Zusammen stark für Inklusion: Ergebnisse und Perspektiven des Netzwerks „Inklusion in der Lehrkräftebildung“
Universität Rostock/Campus BWP-MV: Netzwerk empirische Forschung zur beruflichen Lehrkräftebildung
Service: OER, Metaplattformen und Websites
Technische Universität München: Was bleibt? Die Bildungsmaterialien des Teach@TUM an der TU München
Ludwig-Maximilians-Universität München: Asynchroner Kurs im Selbststudium „Grundlagen Nachhaltiger Entwicklung“ sowie „Digitalität und Nachhaltigkeit“
Universität Regensburg: Phasenübergreifende multiperspektivische Unterrichtsvideografie in der Lehrkräftebildung an der Universität Regensburg
Universität zu Köln: k:ON – Kölner Online Journal für Lehrer*innenbildung
Technische Universität Dresden: Schullogin – Das sächsische Eingangsportal in die digitale Lernwelt
Universität Münster: Das Meta-Videoportal für die Lehrkräftebildung – Mit Unterrichtsvideos hochschulübergreifend lehren und lernen
Deutsche Sporthochschule Köln: Das Bildungsportal Schulsport2030: Materialien und Lehr-/Lernwerkzeuge für die Sportlehrkräftebildung
Justus-Liebig-Universität Gießen: „JUSTmatch“ – eine digitale Vernetzungsplattform zur Findung von Kooperationspartner*innen in Schule und Universität
Universität Duisburg-Essen: Bausteine einer OERförderlichen Infrastruktur zur phasenübergreifenden Förderung digitalisierungsbezogener Kompetenzen
Ruhr-Universität Bochum: Digitalisierungsangebote für das Lehramt
Universität Bremen: Strukturentwicklung in der Berufsschullehrerbildung
Curriculare Entwicklungen
Universität Kassel: Studienprofile als ein Produkt curricularer Kohärenz
Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen: LLGs der RWTH Aachen: Curriculare Verankerung des Praxisbezuges von Lehramtsstudierenden im Umgang mit Schüler*innen
Technische Universität Darmstadt: Kohärenz im Lehramtsstudium durch curriculare Kernbereiche
Universität Bremen: Denn sie wissen, was sie tun. Das Bremer Leitbild des „Reflective Practitioner“
Universität Vechta: Das neue ePortfolio in Stud.IP – technische Implementierung und curriculare Verankerung
PH Freiburg: Zukunft Berufsschullehramt reloaded!
Universität Passau: Kindgerechtes Programmieren – Möglichkeiten einer motivierenden, gendersensiblen und lernförderlichen Unterstützung
Kompetenzverbund lernen:digital
Der Kompetenzverbund lernen:digital gestaltet den Dialog zwischen Wissenschaft und Praxis für die digitale Transformation von Schule und Lehrkräftebildung. Vier Kompetenzzentren bündeln in den Bereichen MINT, Sprachen/Gesellschaft/Wirtschaft, Musik/Kunst/Sport und Schulentwicklung die Expertise aus rund 200 länderübergreifenden Forschungs- und Entwicklungsprojekten. In den Projekten entstehen evidenzbasierte Fort- und Weiterbildungen, Materialien sowie Konzepte für die Schul- und Unterrichtsentwicklung in einer Kultur der Digitalität. Eine Transferstelle macht die Ergebnisse für Lehrkräfte sichtbar, fördert die ko-konstruktive Weiterentwicklung mit der Praxis und unterstützt den bundesweiten Transfer in die Lehrkräftebildung. Der Kompetenzverbund lernen:digital wird finanziert durch die Europäische Union – NextGenerationEU und gefördert durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung.
Podiumsdiskussion: „‚Qualitätsoffensive Lehrerbildung‘ – Fazit und Ausblick“
Den Abschluss des Kongresses bildete eine angeregte Podiumsdiskussion, bei der Expertinnen und Experten der Lehrkräftebildung innerhalb und außerhalb der QLB zu Worte kamen.
Es diskutierten
• Katharina Günther-Wünsch (Präsidentin der Kultusministerkonferenz und Senatorin für Bildung, Jugend und Familie Berlin),
• Prof. Dr. Cornelia Gräsel (Professorin für Lehr-Lern- und Unterrichtsforschung an der Bergischen Universität Wuppertal und Co-Vorsitzende im Auswahlgremium der QLB),
• Prof. Dr. Katharina Scheiter (Professorin für Digitale Bildung an der Universität Potsdam und Leiterin der Transferstelle des „Kompetenzverbund lernen:digital“),
• Prof. Dr. Kai Maaz (Geschäftsführender Direktor des Leibniz-Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation in Frankfurt (DIPF) und Leiter des Forschungsverbunds „Schule macht stark“) sowie
• Prof. Dr. Gabriele Weigand (Professorin für Allgemeine Erziehungswissenschaft an der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe und Koordinatorin des Forschungsverbunds „Leistung macht Schule“)
Im Mittelpunkt standen besonders kritische Punkte der Lehrkräftebildung und die Frage, inwiefern ein zeitlich begrenztes Förderprogramm wie die QLB überhaupt zu strukturellen Veränderungen führen kann: Können die lehrkräftebildenden Hochschulen und Länder die Impulse, die von der QLB ausgegangen sind, überhaupt in Eigenregie aufnehmen und weiterführen?
Angemerkt wurde unter anderem, dass die Hochschulen mit dem Auslaufen der QLB nun verstärkt auf die Unterstützung der Länder angewiesen seien. Verwaltung, Wissenschaft, Politik und Praxis stünden in der Verantwortung, den Dialog aufrechtzuerhalten und an einer gemeinsamen Vision der Lehrkräftebildung in Deutschland zu arbeiten. Der Transfer von Erkenntnissen aus der Wissenschaft in die Praxis funktioniere nicht optimal. Gründe für den erschwerten Austausch seien zum Beispiel auf der Ebene der Schulen das einengende Deputatsstundenmodell oder auf Hochschulebene die mangelnde Wertschätzung von Transfertätigkeiten. Auch auf die Herausforderung durch die Quer- und Seiteneinsteigenden wurde hingewiesen: Die Gefahr der Deprofessionalisierung des Lehrberufs und der damit möglicherweise einhergehenden Einbußen in der Qualität des Unterrichts sei nicht zu unterschätzen. Außerdem entwickele jedes Land sein eigenes Modell, wodurch die berufliche Mobilität dieser Lehrpersonen wieder eingeschränkt werde. Hier wurden bundeseinheitliche Standards und eine Begleitung der Ausbildung durch die Hochschulen gefordert.
Zum Abschluss kam auch Dr. Andreas Paetz vom BMBF zu Wort: Herr Paetz entwickelte vor rund 15 Jahren auf Initiative der BMBF-Leitung die Programmidee und begleitet seitdem alle politischen und programmpraktischen Prozesse. Er betonte, dass mit dem Ende der QLB die Diskussionen und Gespräche des Bundes mit der Kultusministerkonferenz rund um die Lehrkräftebildung nicht enden, sondern weitergeführt werden sollen.