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Projektvorstellung: Die Potsdamer Matrix für die Medienbildung in der Lehrerbildung : Datum:

Digitalisierung gilt im Projekt "PSI-Potsdam: Professionalisierung – Schulpraktische Studien – Inklusion" der Universität Potsdam als interdisziplinäres Arbeitsvorhaben. Die Arbeitsgruppe "Medienbildung" setzt hierzu wichtige Impulse. Über die Entwicklung einer Systematisierung zur abgestimmten Kompetenzentwicklung in der Medienbildung sprechen der Leiter der AG und Professor der Didaktik der Mathematik Ulrich Kortenkamp und Dr. Ilka Goetz vom Zentrum für Lehrerbildung und Bildungsforschung.

Studentinnen betrachten den Bildschirm eines Laptops; Foto: Universität Potsdam, Foto: K. Fritze
Die Digitalisierung gilt in der Lehrerbildung an der Universität Potsdam als Querschnittsthema. © Universität Potsdam,K. Fritze

Die Digitalisierung gilt in der Lehrerbildung an der Universität Potsdam als Querschnittsthema. Welche Herausforderungen ergeben sich bei der systematischen Verankerung der Medienbildung und wie gehen Sie damit um?

Kortenkamp: Die von der Versammlung des Zentrums für Lehrerbildung (ZeLB) im Frühjahr 2017 eingesetzte Arbeitsgruppe "Medienbildung" wurde beauftragt, einen Vorschlag für die curriculare Verankerung der Medienbildung in den lehramtsbezogenen Studiengängen vorzulegen. Neben der Ist-Analyse der Studienordnungen ging der Blick natürlich auch nach vorn: Was halten wir – auch in Bezug auf die KMK-Strategie "Bildung in der digitalen Welt" – für wichtig und sinnvoll? Welche Modelle gibt es in anderen Bundesländern? Was wollen wir (nicht)?

Aus Erfahrungen vorangegangener Vorhaben war klar, dass eine Querschnittskompetenz nicht losgelöst von, sondern verknüpft mit fachlichen Inhalten aufgebaut werden muss. Auch die KMK-Strategie bot Orientierung: So ließ sich aus der Darstellung des Kompetenzrahmens für die Schülerinnen und Schüler ableiten, dass die Lehrerbildung in allen drei Phasen hierzu wichtige Aufgaben erfüllen muss, die über das bisher fokussierte Nutzen digitaler Medien als Werkzeuge für die Gestaltung von Lehr- und Lernprozessen deutlich hinausgehen.

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Wir sehen außerdem das Erfordernis, den Studierenden (digitale und analoge) Räume zur Verfügung zu stellen, in denen sie ihre eigene Medienkompetenz als unverzichtbare Basis für die medienpädagogische Kompetenz zur Gestaltung von Schule und Unterricht weiterentwickeln können.

Dr. Ilka Goetz

Wir haben zunächst drei Grundpositionen erarbeitet: (A) Ein Zertifikatsstudium o. ä., das von interessierten Studierenden zusätzlich gewählt wird und durch eine geschickte Belegung von Lehrveranstaltungen einen damit verbundenen erhöhten Workload begrenzt, hilft uns in Potsdam nicht weiter. Die Forderung aus der KMK-Strategie, dass alle (künftigen) Lehrenden die schulische Medienbildung sicherstellen müssen, würde über diesen Weg nicht eingelöst werden können. (B) Wir brauchen fakultätsübergreifend ein abgestimmtes Handeln, denn weder die Bildungswissenschaften, noch einzelne fachwissenschaftliche Teilstudiengänge allein können die notwendige Kompetenzentwicklung bei den Lehramtsstudierenden sicherstellen. (C) Nicht zuletzt muss unser Konzept anschlussfähig an die folgenden Phasen der Lehrerbildung sein. Kompetenzentwicklung als Prozess ist ja nicht abgeschlossen, wenn die Studierenden die Universität verlassen.

Welche Erfahrungen haben Sie bei der Systematisierung der für die Digitalisierung und Medienbildung in Schule und Unterricht erforderlichen Kompetenzen für künftige Lehrerinnen und Lehrer gemacht? Was macht die "Potsdamer Matrix zur Medienbildung in der Lehrerbildung" aus?

Goetz: Im Ergebnis der Analyse unterschiedlicher Modelle stützen wir uns maßgeblich auf das Konzept der medienpädagogischen Kompetenz, das empirisch fundiert und hervorragend anschlussfähig an Schule und Lehrerbildung ist. Wir konkretisieren die Matrix aus Teilkompetenzen, schulischen Handlungsfeldern und curricularen Hinweisen auf eine primäre Verortung in den bildungswissenschaftlichen oder fachwissenschaftlichen Teilstudiengängen und weisen einzelnen Feldern (vorrangige) Berücksichtigung in den folgenden Phasen der Lehrerbildung zu.

Sehr intensiv haben wir uns mit der Medienkompetenz der Studierenden auseinandergesetzt und der Fragestellung, inwieweit wir auch diese in der vorliegenden Systematisierung berücksichtigen müssen. Letztlich haben wir uns dagegen entschieden. Allerdings sehen wir das Erfordernis, den Studierenden (digitale und analoge) Räume zur Verfügung zu stellen, in denen sie ihre eigene Medienkompetenz als unverzichtbare Basis für die medienpädagogische Kompetenz zur Gestaltung von Schule und Unterricht weiterentwickeln können.

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Ich sehe hier Chancen zu Kooperation, zum Beispiel zwischen Bildungswissenschaften, Mathematik und Informatik, aber auch mit der Soziologie und Theologie.

Prof. Dr. Ulrich Kortenkamp

Kortenkamp: Noch nicht vollständig "diskutiert" ist auch die Frage nach den informatischen Grundkompetenzen, die die künftigen Lehrkräfte benötigen. Wir haben die "Informatische(n) Grundlagen der Digitalisierung und ihre Auswirkungen auf Lernen, Erziehung und Bildung" zunächst in das Kompetenzfeld 1 "Grundbegriffe und Fragestellungen der Medienpädagogik verstehen und in reflexiver Weise nutzen" aufgenommen und vorrangig den Bildungswissenschaften zugeordnet. Parallel dazu bieten sich natürlich fachdidaktische Bezüge an. Algorithmen – im Sinne von Prozessbeschreibungen, nicht im Sinne von Rezepten – haben zum Beispiel schon immer ihren Platz in der Mathematischen Bildung gehabt, auch die technisch-theoretischen Grundlagen der Digitalisierung sind hier zuhause. Da wir aber Studierende mit allen Fächerkombinationen im Blick haben, blieb uns zunächst nur eine Verortung in den fächerübergreifenden Bildungswissenschaften. Ich sehe hier Chancen zu Kooperation, zum Beispiel zwischen Bildungswissenschaften, Mathematik und Informatik, aber auch mit der Soziologie und Theologie.

Wie setzt sich die Arbeitsgruppe "Medienbildung" zusammen und wie gestaltet sich die Kommunikation Ihrer Ergebnisse in die Hochschule hinein?

Kortenkamp: Neben dem Zentrum für Lehrerbildung und Bildungsforschung sind in der AG Mitarbeitende aus allen Fakultäten mit Lehramtsstudiengängen vertreten. Das Zentrum für Qualitätsentwicklung in Studium und Lehre ist ebenso beteiligt. Zwei Plätze stehen studentischen Vertreterinnen und Vertretern zur Verfügung. Die inhaltliche und organisatorische Arbeit wird maßgeblich durch das ZeLB vorangebracht. Essentiell ist hier die Verknüpfung mit dem Projekt der Qualitätsoffensive. Auf Basis der fachlichen Expertise sowie im Austausch mit anderen Universitäten und Akteuren der Lehrerbildung können wichtige Teilfragen diskutiert werden. Insgesamt – nach außen und nach innen – ist der Kommunikationsaufwand beträchtlich.

Goetz: Die AG trifft sich zwei- bis dreimal pro Semester. In diesem Sommer schaffen wir es erstmalig, uns zu einer kleinen Arbeitskonferenz zusammenzufinden, um mit etwas mehr Zeit die bisherigen Ergebnisse zu betrachten, Umsetzungen und damit verbundene Fragen zu beraten und ausgewählte Aspekte auch phasenübergreifend zu diskutieren. Denn nach der Verabschiedung der vorliegenden Matrix durch die ZeLB-Versammlung als Basis für die Anpassung und Weiterentwicklung aller lehramtsbezogenen Studiengänge muss diese eine entsprechende Umsetzung erfahren – auf den weiteren Ebenen der Module, der Lehrveranstaltungen und konkreten Lerngelegenheiten. Diesen Weg wird die AG natürlich unterstützen.

Wie können andere Hochschulen von diesen Erfahrungen profitieren?

Kortenkamp: Wir können unseren Weg vorstellen und auf drei besondere Stellschrauben hinweisen: Wir haben für diesen Entwicklungsprozess die Zeitschiene der Reakkreditierung der Lehramtsstudiengänge berücksichtigt, um unsere Ergebnisse unbedingt in diesen Prozess einfließen zu lassen. Wir haben Akteure aus allen Fakultäten in die Arbeitsgruppe eingebunden und erarbeiten gemeinsam eine gute Lösung, die mit der Digitalisierungsstrategie der Hochschule in Einklang steht. Und – wir haben über den Arbeitsprozess immer wieder in der ZeLB-Versammlung informiert und um Rückmeldungen und Hinweise gebeten.

Welche Ziele haben Sie für die zweite Förderphase der"Qualitätsoffensive Lehrerbildung"?

Kortenkamp: Tatsächlich geht es jetzt darum, die curriculare Verankerung der Medienbildung in allen Lehramtsstudiengängen umzusetzen und dabei Abstimmung und Austausch zwischen Bildungswissenschaften und Fachdidaktiken zu unterstützen. Hierbei ist das entsprechende Teilvorhaben im Rahmen von PSI-Potsdam besonders wichtig. Ein weiterer Fokus liegt auf der phasenübergreifenden Zusammenarbeit.

 

Prof. Dr. Ulrich Kortenkamp ist Leiter der AG "Medienbildung" und Professor für Didaktik der Mathematik an der Universität Potsdam.
Dr. Ilka Goetz ist Akademische Mitarbeiterin für Medienbildung und Digitalisierung am Zentrum für Lehrerbildung und Bildungsforschung. Mit ihrer Expertise berät und unterstützt sie Lehrende und Studierende zur Entwicklung ihrer medienpädagogischen Kompetenz. In ihren Händen liegt die inhaltliche und organisatorische Vorbereitung der Arbeit in der Arbeitsgruppe Medienbildung.