Kurz gefragt: Brauchen wir eine Deutsche Gesellschaft für Lehrkräftebildung? : Datum:
Einen phasen-, länder- und disziplinübergreifenden institutionalisierten Diskursraum schaffen, in dem Beteiligte aller Phasen der Lehrkräftebildung auf Augenhöhe diskutieren – das ist das Ziel einer Gesellschaft für Lehrkräftebildung. Hierbei sollen Herausforderungen der Lehrkräftebildung aus dem Blickwinkel wissenschaftlicher Evidenz und schulischer Praxis erörtert werden, um daraus Standards und Maßnahmen der Qualitätsentwicklung abzuleiten. Sophie Kirschner erläutert die dahinterliegende Idee.
Von Sophie Kirschner
Wie ist die Initiative entstanden?
Die Initiative ist aus zwei Zweigen gewachsen: Einerseits aus dem Anliegen des „Eckpunktepapier Institutionalisierung Lehrerbildung“, anderseits aus dem langfristigen Vernetzungsanliegen der letzten Netzwerktagung der „Qualitätsoffensive Lehrerbildung“ (QLB). Aktuell bestimmt der eklatante Mangel an Lehrkräften den bildungspolitischen Diskurs. Auswege aus dieser Krise werden auf höchst unterschiedliche Art und Weise diskutiert. Dies führt zu einer Notwendigkeit der nachhaltigen Auseinandersetzung mit Fragen der Qualität von Lehrkräftebildung. Dabei handelt es sich grundsätzlich um Aspekte, die über den Fokus auf die Weiterentwicklung der universitären Lehrkräftebildung hinausgehen und durch ergänzende Perspektiven das „Gesamtpaket Lehrkräftebildung“ in den Blick nehmen. Mittlerweile gehören zu der Initiative Personen aus mehr als 25 lehrkräftebildenden Einrichtungen der ersten, zweiten und dritten Phase.
Was sind Ihre Anliegen?
Die potentielle Gesellschaft für Lehrkräftebildung
- etabliert einen Raum des gegenseitigen Austauschs und des gemeinsamen Miteinanders zu zentralen Fragen der Qualitätsentwicklung in der Lehrkräftebildung.
- bringt Beteiligte aller Phasen der Lehrkräftebildung ins Gespräch und bietet hierdurch einen Austausch über bisherige Grenzen hinweg.
- diskutiert Fragen der inhaltlichen, strukturellen und institutionellen Ausgestaltung der Lehrkräftebildung mit dem Ziel der Steigerung von Kohärenz über Phasen, Disziplinen und Fächer hinweg.
- fördert die (Weiter)Entwicklung und Etablierung eines breiten, zeitgemäßen Aufgabenspektrums für die Zentren für Lehrkräftebildung/Schools of Education der lehrkräftebildenden Hochschulen einschließlich Forschung, Nachwuchsförderung, Fort- und Weiterbildung, Evaluation.
- fördert die (Weiter)Entwicklung, Implementierung und Sicherung von curricularen und institutionellen Standards in der Lehrkräftebildung in Deutschland.
- positioniert sich im bildungspolitischen Diskurs und formuliert empfehlende Stellungnahmen zu aktuellen Fragen einer qualitätsvollen Lehrkräftebildung.
- bietet länder-, phasen-, disziplin- und fächerübergreifende Entscheidungsgrundlagen und berät Politik, weitere Entscheidungstragende und relevanten Stakeholder in Fragen der Lehrkräftebildung.
- stärkt einen übergreifenden Diskurs in der Lehrkräftebildung durch die Ausrichtung von Veranstaltungen und die Veröffentlichung von Publikationen.
Welche Lücke schließt eine potentielle Gesellschaft für Lehrkräftebildung?
Eine zu gründende Deutsche Gesellschaft für Lehrkräftebildung soll ergänzend – nicht konkurrierend – zu bestehenden etablierten Fachgesellschaften und Arbeitsgemeinschaften eine Plattform und ein gemeinsames Netzwerk für eine strukturierte Auseinandersetzung mit Fragen der Lehrkräfteaus-, -weiter- und -fortbildung schaffen. Sie fokussiert das „Gesamtpaket Lehrkräftebildung“ und versteht sich als phasen-, länder- und disziplinübergreifendes Netzwerk. Damit erweitert sie Perspektiven bestehender Netzwerke und Strukturen beteiligter Disziplinen, Fächer und Länder sowie bestehender lehrkräftebildungsbezogener (Fach)Gesellschaften.
Dr. Sophie Kirschner ist Geschäftsführerin des Zentrums für Lehrkräftebildung der Technischen Universität Darmstadt. Sie ist Leiterin zweier Teilprojekte des QLB-Projekts MINTplus², Physikdidaktikerin und ehemals wissenschaftliche Gesamtkoordinatorin des QLB-Projekts Gießener Offensive Lehrerbildung.