Navigation und Service

Bundesministerium für Bildung und Forschung - Startseite

Das asynchrone Online-Seminar „Digitalisierungsbezogene Basiskompetenzen“ im Projekt Cu2RVE: Zukünftig qualifiziert die Universität Hildesheim Lehramtsstudierende adaptiert an deren Vorwissen : Datum:

Die KMK-Kompetenzen zur „Bildung in der digitalen Welt“, die Schülerinnen und Schüler erwerben sollen, sind für die Lehrkräftebildung von zentraler Bedeutung: Lehrkräfte müssen selbst über digitalisierungsbezogene Kompetenzen verfügen, damit sie diese im Unterricht vermitteln können. Eine Möglichkeit zur Förderung dieser Kompetenzen im Rahmen der universitären Lehrkräftebildung wurde im Projekt Cu2RVE an der Universität Hildesheim im Teilprojekt „Basisqualifizierung“ entwickelt.

Zwei sitzende Personen sind von hinten zu sehen, die in Tablets schauen
Studierende bearbeiten ein Modul zum Seminar „Digitalisierungsbezogene Basiskompetenzen“ © Universität Hildesheim

Von Sina Haselmann, Nicoletta Bürger, Jürgen Menthe, Barbara Schmidt-Thieme und Christof Wecker

Mit der „Strategie zur Bildung in der digitalen Welt“ der Kultusministerkonferenz (KMK) von 2016 wurde die Vermittlung digitalisierungsbezogener Kompetenzen an alle Schülerinnen und Schüler zum verbindlichen Ziel erhoben. Damit dies gelingen kann, müssen zunächst Lehrkräfte selbst über diese digitalisierungsbezogenen Kompetenzen verfügen, um sie im Unterricht vermitteln und den Unterricht mithilfe digitaler Technologien lernförderlich gestalten zu können. Hier setzt das Projekt Cu2RVE der Universität Hildesheim an: Durch gezielte Maßnahmen über alle Phasen des Lehramtsstudiums hinweg soll ein „Cumulativer und curricular vernetzter Aufbau digitalisierungsbezogener Kompetenzen zukünftiger Lehrkräfte“ erreicht werden.

Den Grundstein legt das modulare, weitgehend asynchrone Online-Seminar „Digitalisierungsbezogene Basiskompetenzen“ (DiBko). In DiBko wird mithilfe von zehn Einstiegs- beziehungsweise sechs Fortgeschrittenen-Kurselementen bei den Studienanfängerinnen und -anfängern ein Mindeststandard digitalisierungsbezogener Kompetenzen sichergestellt. Dabei werden alle sechs Kompetenzbereiche der „Kompetenzen in der digitalen Welt“ des KMK-Strategiepapiers praxisnah abgedeckt – und das bereits in den ersten Bachelorsemestern. So können diese Kompetenzen über das gesamte Studium hinweg genutzt und bedarfsgerecht weiterentwickelt werden. Außerdem können sie dem weiteren Aufbau digitalisierungsbezogener pädagogisch-psychologischer und fachdidaktischer Kompetenzen im Bachelor- und Masterstudium dienen, die ebenfalls im Projekt Cu2RVE mit weiteren Maßnahmen adressiert werden.

Individuelle Qualifikationsbedarfe

Die Besonderheit des Seminars DiBko sind die adaptiven Komponenten, mit denen auf die zu erwartende Heterogenität der digitalisierungsbezogenen Kompetenzen der Studienanfängerinnen und Studienanfänger eingegangen wird – denn diese werden über die Schullaufbahn hinweg noch nicht einheitlich vermittelt und unterliegen so individuellen Faktoren wie dem persönlichen Interesse an digitalisierungsbezogenen Themen.

Dazu wird zu Beginn des Seminars DiBko zunächst in einem Test ermittelt, auf welchem Niveau die angehenden Lehramtsstudierenden bereits über die im Seminar vermittelten Kompetenzen in der digitalen Welt verfügen, und zwar unterteilt in die sechs übergeordneten KMK-Kompetenzbereiche. Diese Kompetenzprofile werden im Anschluss daran zur Ermittlung des Qualifikationsbedarfs genutzt.

Beispielhaftes Kompetenzprofil mit daraus resultierenden Kurselementen
Beispielhaftes Kompetenzprofil mit daraus resultierenden Kurselementen © Sina Haselmann

In der Abbildung wird ein beispielhaftes Kompetenzprofil, basierend auf dem Anteil der gelösten Aufgaben aus dem Vorwissenstest, dargestellt. Im Beispiel besteht für die Bereiche „Schützen und sicher Agieren“ sowie „Analysieren und Reflektieren“ noch Qualifikationsbedarf für den Mindeststandard, so dass die Einstiegselemente bearbeitet werden müssen. Bei „Suchen, Verarbeiten und Aufbewahren“, „Produzieren und Präsentieren“ und „Problemlösen und Handeln“ wurden im Test ausreichende Vorkenntnisse festgestellt; der Mindeststandard ist also bereits erreicht. Somit können die Einstiegskurselemente übersprungen und direkt die Fortgeschrittenenkurselemente bearbeitet werden. Im Bereich „Kommunizieren und Kooperieren“ wurden im Test bereits Vorkenntnisse auf dem Regelstandard-Niveau festgestellt. Hier gibt es keinen Qualifikationsbedarf, und entsprechend sind keine Kurselemente zu bearbeiten.

Evaluation und Weiterentwicklung

Die Evaluation des Seminarkonzepts erfolgte im Sommersemester 2023 nach mehreren iterativen Pilotierungen und Weiterentwicklungen in den vorherigen Semestern im Rahmen von sechs Seminargruppen mit 152 Teilnehmenden. Hier wurde neben den Lernaktivitäten und dem Feedback von Studierenden vor allem der Lernzuwachs mithilfe des Vorwissenstests und dazugehöriger Nachtests erfasst. Die Seminarevaluation soll zur Optimierung der Kurselemente sowie der Passung von Seminarinhalten und Tests auch in zukünftigen Semestern fortgeführt werden.

Um die Inhalte aktuell zu halten, muss die technologische Entwicklung im Blick behalten werden. Denn auch wenn – im Sinne der Nachhaltigkeit und der Übertragbarkeit von Kenntnissen – darauf geachtet wurde, nicht Wissen zu spezifischer Hard- und Software, sondern Wissen auf einer allgemeineren funktionalen Ebene zu vermitteln, müssen konkrete digitale Technologien für den Kompetenzerwerb herangezogen werden. Der Praxisbezug und damit die Relevanz der Seminarthemen für die Studierenden wird dabei über die Nutzung der eigenen digitalen Geräte und die Adressierung von Themen wie Recherchekompetenz und kollaborative Bearbeitung von Dokumenten geschaffen, welche Studierbarkeit adressieren, aber auch für den Lehrberuf von Bedeutung sind. Außerdem wird Wert auf frei verfügbare, DSGVO-konforme Software gelegt.

Herausforderungen bei der Verstetigung

Aktuell wird das Seminarkonzept noch als Variante eines bestehenden, curricular im Lehramtsstudium verankerten Kurses mit zwei Leistungspunkten durchgeführt, soll diesen aber in Zukunft ersetzen und als Basiselement für das in Niedersachsen im Lehramt geforderte Querschnittsthema Digitalisierung dienen. Vor der curricularen und ordnungstechnischen Verankerung sind allerdings noch zwei generelle, dem neuen Format geschuldete Fragen zu klären: (i) Wie kann ein zu dem adaptiven Angebot passendes adaptives Prüfungsformat aussehen und prüfungsrechtlich formuliert werden? Und (ii) Wie können Formate mit einem hohen Anteil an Selbstlernen für die Lehrenden kapazitär abgerechnet werden? Aufwand und notwendige fachliche Kompetenzen der Lehrenden werden derzeit in mehreren parallelen Durchführungen eruiert. Daneben wurde und wird DiBko innerhalb wie außerhalb der Universität Hildesheim zugänglich gemacht und vorgestellt, um die Verbreitung des Kurses zu fördern.

Die öffentlich verfügbaren Kurselemente sind aktuell in einen Moodle-Kurs an der Universität Hildesheim eingebunden und werden in Kürze auch als Open Educational Resources (OER) auf dem niedersächsischen OER-Portal Twillo veröffentlicht. Auch die weiteren im Rahmen von Cu2RVE entstanden Materialien (curriculare Bausteine in Pädagogik und den beteiligten Unterrichtsfächern), die auf der Basisqualifizierung aufbauen und diese um digitalisierungsbezogene pädagogische beziehungsweise fachdidaktische Kompetenzen ergänzen, werden über das OER-Portal zur Verfügung gestellt. So können auch die Lehramtsstudierenden anderer lehrkräftebildender Einrichtungen auf die Anforderungen der Digitalisierung vorbereitet werden, und es wird ein inhaltlicher Austausch über dieses wichtige Thema angeregt.


Sina Haselmann ist seit März 2020 wissenschaftliche Mitarbeiterin im Projekt Cu2RVE an der Universität Hildesheim. Sie entwickelt das adaptive Seminarkonzept DiBko zur Vermittlung digitalisierungsbezogener Basiskompetenzen und promoviert zum Einsatz von Virtual Reality in der Mathematikdidaktik.
Nicoletta Bürger, M. A., ist seit März 2020 wissenschaftliche Mitarbeiterin am Centrum für Lehrerbildung und Bildungsforschung (CeLeB) der Universität Hildesheim und Koordinatorin des Projekts Cu2RVE.
Jürgen Menthe ist Professor für Chemie und ihre Didaktik an der Universität Hildesheim. Er ist Vorstandsmitglied des CeLeB, wissenschaftlicher Leiter des Kompetenzzentrums für regionale Lehrkräftefortbildung Hildesheim und Mitglied der kooperativen Leitung des Projekts Cu2RVE.
Barbara Schmidt-Thieme ist Professorin für Mathematik und ihre Didaktik an der Universität Hildesheim und Modulbeauftragte für den Kurs „Informations- und Kommunikationstechnologie im Unterricht“ (IUK). Seit 2020 leitet sie gemeinsam mit Christof Wecker und Jürgen Menthe das Projekt Cu2RVE.
Christof Wecker ist Professor für Empirische Unterrichtsforschung an der Universität Hildesheim. Er ist Vorstandsprecher des CeLeB und seit 2020 Sprecher der kooperativen Leitung des Projekts Cu2RVE.