Duale Promotion: Win-Win für Forschung und Lehre? : Datum:
Die Duale Promotion ist ein Promotionsprogramm, das eine fachdidaktische Promotion mit dem Vorbereitungsdienst im Bundesland Bremen verbindet. Ich hatte das Privileg, Teil der ersten Kohorte dieses Programms gewesen zu sein und berichte über meine persönlichen Erfahrungen im Programm, die Vor- als auch Nachteile sowie meine Zeit nach dem erfolgreichen Abschluss.
Von Malte Ternieten
Ideen und Ziele des Promotionsprogramms: Duale Promotion
Das auf vier Jahre angelegte Programm schließt mit der Promotion in der Fachdidaktik (in einem der beteiligten Schulfächer) und dem zweiten Staatsexamen ab. Auf diese Weise qualifizieren sich die Teilnehmenden für eine wissenschaftliche Karriere und werden zusätzlich bestens vorbereitet, um als Lehrkräfte an der Weiterentwicklung und Gestaltung von Unterricht und Schule mitzuwirken. Sie leisten damit einen wichtigen Beitrag, dem wachsenden Bedarf an wissenschaftlich fundierter Schul- und Unterrichtsentwicklungsforschung gerecht zu werden und dem Theorie-Praxis-Dilemma zu begegnen.
Die Zeit im Promotionsprogramm
Ich selbst war Teil der ersten Kohorte dieses Programms und konnte meine Promotion erfolgreich im Februar 2022 verteidigen. Damit blicke ich auf sechs Jahre zurück, die, ohne zu übertreiben, zu den arbeitsintensivsten, aber auch lehrreichsten in meinem bisherigen Leben gehören. Mein Forschungsprojekt trägt den Titel „Partnerschaftliche Bewertungskompetenzen diagnostizieren und fördern im binnendifferenzierenden Biologieunterricht“, wobei es darum geht, den Kompetenzbereich „Bewerten im Biologieunterricht“ zu diagnostizieren und zu fördern. Im Zuge meiner Forschung habe ich eine Unterrichtseinheit zum Thema Moorschutz und dazu ein Werkzeug für Lehrkräfte entwickelt, mit dessen Hilfe die entstandenen Lernprodukte diagnostiziert und damit benotet werden können. Die Entwicklung der Unterrichtseinheit sowie des Werkzeuges geschah dabei in enger Kooperation mit den Lehrkräften der Schule. Das ist wichtig zu erwähnen, da sich das erwähnte Theorie-Praxis-Dilemma für mich vor allem darin gezeigt hat, dass in der Universität entstandene Innovationen erst mit einer Verzögerung von vielen Jahren im schulpraktischen Alltag auftauchen (oder gar nicht). Schulen haben darüber hinaus oftmals ein großes Interesse an Kooperationen mit der Universität, die Forschungsergebnisse sind aber oftmals schlicht zu abstrakt, als dass Lehrkräfte daraus unmittelbar Verbesserungen für ihre eigene Arbeit ableiten können. Genau hier konnte ich durch meine praktische Forschung, sowie der engen Kooperation eine Brücke schlagen, so dass sowohl Universität als auch Schule besser und schneller von der gemeinsamen Arbeit profitiert haben.
Quo vadis doppelte Qualifikation?
Im September 2022 bin ich in den Schuldienst eingetreten und hatte in der Bremer Oberschule im Park sehr schnell die Gelegenheit, die entwickelte Einheit erneut durchzuführen. Auf diese Weise konnte eine weitere Bremer Schule von meinen Arbeitsergebnissen sowie Wissen / Fähigkeiten unmittelbar profitieren. Auf der universitären Seite profitierte die wissenschaftliche Community durch meine Publikationen und Vorträge von meiner Arbeit, wobei man hier allerdings ganz klar sagen muss, dass erst die Zeit zeigen wird, wie relevant meine Arbeit im wissenschaftlichen Diskurs sein wird. Die Brückenfunktion, um das Theorie-Praxis-Dilemma zu adressieren, würde ich gerne weiterhin einnehmen und meine Arbeit sowohl in der Schule als auch an der Universität fortsetzen. Leider fangen hier die Probleme an, denn der Wunsch die doppelte Qualifikation auch als doppelte Verpflichtung für die Schule und Universität wahrzunehmen, sind in dem System nicht vorgesehen. Abordnungen (für Beamte) sind selten und die meisten Förderlinien (für Forschungsgelder) sind schlicht ungeeignet, da diese voraussetzen, dass man sich in Vollzeit dem (geförderten) Forschungsprojekt widmet. Die naheliegende Alternative nur Förderlinien zu nutzen, die keine Stelle, sondern nur Forschungsmittel finanzieren, ist möglich aber aus finanzieller Sicht problematisch, da als Konsequenz nur eine halbe Stelle in der Schule bezahlt wird. So erachte ich die Idee der doppelt qualifizierten Lehrkräfte immer noch als innovativ und zukunftsweisend. Sie stößt aber auf ein System, das eine Entscheidung erwartet: Für die Schule oder für die Universität.
Dr. Malte Ternieten ist Lehrer für Biologie und Geschichte an der Oberschule im Park in Bremen und arbeitet parallel als Didaktiker im Institut für Didaktik der Naturwissenschaften (Abt. Biologiedidaktik) der Universität Bremen.