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Jetzt hängt es von den Ländern ab : Datum:

Die „Qualitätsoffensive Lehrerbildung“ (QLB) hat viele neue Ideen zu Tage gefördert und das Selbstbewusstsein der universitären Lehrkräftebildung gestärkt. Doch erst nachdem die QLB zu Ende ist, rückt die von den Kultusministern verschleppte Grundsatzreform in greifbare Nähe. Was bedeutet das für die Universitäten und die Lehrkräftebildung?

Porträt des Bildungsjournalisten Dr. Jan-Martin Wiarda
Dr. Jan-Martin Wiarda © Matt Stark

Ein Kommentar von Jan-Martin Wiarda

Zuerst der Blick zurück. Die „Qualitätsoffensive Lehrerbildung“ (QLB) hat in ihren zehn Jahren nicht nur viel Kreativität und Motivation freigesetzt bei denen, die in der Lehrkräftebildung etwas bewegen wollen. Sie hat auch Identität geschaffen und Strukturen gestärkt.

Dass heute an Deutschlands Universitäten fast flächendeckend Zentren für Lehrkräftebildung oder Schools of Education existieren, dass sie sich gemeinsam in bildungspolitische Debatten einmischen und sich ihr jährlich stattfindender Bundeskongress zum Magneten entwickelt hat, hat auch mit dem Förderboom zu tun, den die QLB bedeutet hat. Und mit dem so entstandenen Selbstbewusstsein: „Endlich schaffen wir es, Forschungsgelder in Millionenhöhe einzuwerben, so dass der Rest der Uni sieht: Die kosten nicht nur, die bringen auch was“, sagte der damalige Direktor der School of Education der TU Berlin, Ulf Schrader, schon 2016.

Dass es bis in die 20er Jahre hinein dauerte, dass es erst immer neue Rekordhöhen des Lehrkräftemangels brauchte, bevor die Kultusministerinnen und Kultusminister sich ernsthaft an die lange verschleppte Grundsatzreform der Lehrkräftebildung machten, war nicht Schuld der Zentren. Sehr wohl aber gehört es zu einer ehrlichen Bilanz der QLB, dass sie eine solche bildungspolitische Schubwirkung lange nicht hat entfalten können.

Aber auch dank der QLB haben die Zentren für Lehrkräftebildung auch so an ihren Studienangeboten geschraubt, neue Verbindungen von Theorie und Praxis geschaffen – und stehen jetzt mit ihren Ideen, Konzepten und Modellen für Mehr in den Startlöchern.

Frustrierende Ungleichzeitigkeit

Womit wir beim Blick nach vorn angelangt sind. Ein QLB-Nachfolgeprogramm, wie die Länder es gefordert und der Bund nicht wollte, wäre gerade jetzt so wichtig. Es stimmt ja: Für die Schulen, für die Universitäten und für die Lehrkräftebildung sind in allererster Linie die Länder zuständig. Und Programme wie die QLB sind zu Recht als befristete Impulse gedacht. Sie sollen anschieben, inspirieren, Möglichkeitsräume öffnen und nicht zur Finanzierung des von den Ländern allzu oft finanziell vernachlässigten Tagesgeschäfts verkommen. Doch bleibt es eine frustrierende Ungleichzeitigkeit, dass die Reformdynamik in der Lehrkräftebildung ausgerechnet ihr Maximum erreicht, nachdem die QLB zu Ende ist.

Das BMBF verweist unter anderem auf die aus EU-Mitteln finanzierten „Kompetenzzentren für digitales und digital gestütztes Unterrichten“ und die dazu gehörende Vernetzungs- und Transferstelle, die an einer der drängendsten Reform-Baustellen setzen: der ungenügenden Verankerung des Umgangs mit digitalen Medien und Tools in der Lehrkräftebildung.

Die aber Bildungsforscherinnen und Bildungsforschern zufolge mit Ende 2025/Anfang 2026 (Kompetenzzentren) beziehungsweise Mitte 2026 (Vernetzungs- und Transferstelle) eine viel zu kurze Laufzeit haben. Und dann doch thematisch zu eng sind, um das Neu- und Andersdenken der Strukturen zu unterstützen, wie es jetzt nötig ist: vom Aufbau dualer Lehramts-Studiengänge über ein für Studierende und Lehrende hilfreiches Studienerfolgsmonitoring bis hin zu Modellen von Ein-Fach-Master-Programmen, die mehr sind als ein befristeter Notbehelf für Seiteneinsteigerinnen und Seiteneinsteiger und damit über die Phase des Lehrkräftemangels hinausreichen. Auch braucht es neue Antworten auf die Frage, bis zu welchem Grad Lehramtsstudierende eine auf sie zugeschnittene Ausbildung in ihren Unterrichtsfächern brauchen oder mit den übrigen Fachstudierenden mitlaufen sollten.

Die nötigen Projektmittel gibt es inzwischen auch über die „Stiftung Innovation in der Hochschullehre“ einzuwerben, auch für die Lehrkräftebildung. Allerdings hat die Stiftung pro Jahr insgesamt nur 150 Millionen Euro zu verteilen – für alle Fächer und Hochschularten. Während die QLB allein bis zu 50 Millionen Euro für exzellente Vorhaben vergeben konnte, Jahr für Jahr.

Die QLB hat es vorgemacht

So wird am Ende doch wieder viel von den Ländern abhängen, von den Kultusministerinnen und Kultusministern und ihrer Bereitschaft, die in zahlreichen Gutachten und Empfehlungspapieren angeregten Reformen nicht nur zu beschließen, was für sich schon Mut erfordern wird, sondern noch dazu finanziell zu hinterlegen.

Und auch wenn der Bund nicht will – keiner verbietet es den Ländern, Experimentierklauseln in ihre Lehrkräftebildungsgesetze einzubauen und jedes für sich Fördertöpfe aufzulegen: wettbewerblich angelegte Innovationsfonds für die lehrkräftebildenden Universitäten zum Ausprobieren und Ideen-Entwickeln abseits ihres Pflichtprogramms. Die QLB hat vorgemacht, wie es gehen kann.


Dr. Jan-Martin Wiarda ist Journalist für Bildung und Wissenschaft in Berlin. In seinem Blog www.jmwiarda.de spießt er regelmäßig aktuelle Ereignisse in Bildung und Forschung auf.