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Wege ins Ausland für Lehramtsstudierende – die Maßnahme EXITE2 an der Universität Regensburg : Datum:

Um zukünftige Lehrerinnen und Lehrer auf den Umgang mit zunehmender sprachlicher und kultureller Diversität im Klassenzimmer vorzubereiten, müssen sie bei der Entwicklung ihrer interkulturellen Kompetenz unterstützt werden. An der Universität Regensburg werden für Lehramtsstudierende aller Fächer und Schulformen speziell zugeschnittene Studien- und Praktikumsmöglichkeiten im Ausland angeboten – mit Erfolg.

Eine junge Frau sitzt auf einer Mauer und lacht. Im Hintergrund die mexikanische Stadt Guanajuato auf einem Hügel
Eine Lehramtsstudierende der Universität Regensburg während ihres Auslandssemesters in Guanajuato, Mexiko. © privat

Von Marianne Sedlmeier und Katrin Sicklinger

Lehramtsstudierende, vor allem Nicht-Fremdsprachenstudierende, entscheiden sich weitaus seltener für einen Auslandsaufenthalt als andere Studierendengruppen. Hierbei spielen mitunter unzureichende Sprachkenntnisse eine Rolle. Zudem zweifeln viele Studierende am Mehrwert eines Auslandsaufenthalts im Hinblick auf die spätere Laufbahn und ihre Berufspraxis. Als weiteres Hindernis wird zudem der Zeitverlust im Studium angeführt, der einen möglichst schnellen Eintritt in den Schuldienst verhindert.

Dabei ist ein Auslandsaufenthalt essenziell für die professionsbezogene Vorbereitung auf die Schulpraxis: Durch das Kennenlernen von internationalen Bildungssystemen, durch eigene Erfahrungen des sprachlichen und kulturellen Andersseins und Unterrichtserfahrungen während eines Schulpraktikums erwerben die Studierenden wichtige interkulturelle Kompetenzen. Die Maßnahme „Experiencing International Teacher Education – EXITE2“ hat sich daher zum Ziel gesetzt, durch die Entwicklung von geeigneten Mobilitätsformaten für studienbezogene Auslandsaufenthalte Lehramtsstudierende an der Universität Regensburg zu einem Studium oder Unterrichtspraktikum im Ausland zu motivieren.

Aufbau und Ziele von EXITE

EXITE2 ist Teil des universitätsweiten Projekts „KOLEG2 – Kooperative Lehrkräftebildung Gestalten 2“, das mithilfe von acht Maßnahmen die Universität Regensburg zu einem Ort zukunftsgerichteter Lehrkräftebildung aus einem Guss ausbauen möchte. Die Maßnahmen sind drei Schwerpunkten zugeordnet. EXITE2 fügt sich in den Schwerpunkt „Heterogenität und Inklusion“ ein.

EXITE befindet sich aktuell in der zweiten Förderphase. Im ersten Projektzeitraum von 2015 bis 2018 wurden Mobilitätsprogramme implementiert, die in besonderem Maße mit dem Lehramtsstudium kompatibel sind. Neben der Erweiterung des bestehenden fachwissenschaftlichen Angebots wurden erziehungswissenschaftliche Studienmöglichkeiten an Partneruniversitäten weltweit identifiziert. Zusätzlich erfolgte die Etablierung von Praktikumsangeboten an Schulen im Ausland als neues Mobilitätsformat. Der Aufbau einer umfassenden Informationsstruktur, welche interessierte Lehramtsstudierende zu einem Auslandsaufenthalt motiviert und zu Bewerbung, Organisation und Finanzierung informiert, führte während des ersten Förderzeitraums nahezu zu einer Verdoppelung der Zahlen für das Studium – von 24 Mobilitäten im Jahr 2015/16 auf 44 im Jahr 2017/18. Auch das neue Format der Unterrichtspraktika hatte sich bis 2017/18 sehr gut etabliert.

In der zweiten Förderphase (2019 bis 2023) wurden die Mobilitätsformate weiterentwickelt und ausgebaut. Aktuell können Lehramtsstudierende an 45 Partneruniversitäten in Europa und Übersee aus spezifischen pädagogisch-didaktischen Studienangeboten wählen. Bei der Akquise von neuen Partneruniversitäten wurde der Fokus auf Kursangebote zu den Themen Heterogenität und Diversität im Klassenzimmer gelegt. Für Unterrichtspraktika im Ausland stehen den Studierenden aktuell 19 Partnerschulen zur Verfügung. Durch eine intensive Vermarktung und Bewerbung der Auslandsoptionen in Informationsveranstaltungen und durch individuelle und zielgerichtete Beratung werden die Angebote sehr gut angenommen.

Da vor Projektbeginn Studierende mit Problemen bei der Anerkennung von Auslandspraktika konfrontiert waren, stand in der EXITE2 Maßnahme der Abbau von formalen Hürden im Fokus. Durch Absprache mit den entsprechenden Praktikumsämtern ist es gelungen, die Anerkennungsverfahren aller Schularten transparent darzustellen und so den gesamten Prozess für alle Beteiligten zu erleichtern.

Ein zentrales Vorhaben von EXITE2 war die Implementierung der Zusatzqualifikation „UR Lehramt International“, die Auslandsaufenthalte von Lehramtsstudierenden methodisch abrundet und wichtige Schlüsselqualifikationen dokumentiert. Somit wird der Auslandsaufenthalt und der damit verbundene Einsatz sichtbar honoriert.

UR Lehramt International – Pädagogische, sprachliche und interkulturelle Weiterqualifizierung im Lehramtsstudium

UR Lehramt International“ für Studierende aller Lehrämter gliedert sich in sieben Bausteine und kann studienbegleitend absolviert werden. Obligatorisch sind – neben dem Studium und/oder Praktikum im Ausland – ein interkulturelles Vorbereitungs- und Nachbereitungsseminar. Die Seminare behandeln Themen wie kulturelle Unterschiede im Lernen und Lehren und der Arbeitspraxis, reflektieren eigene Handlungsweisen und thematisieren re-entry Schwierigkeiten. Zusätzlich belegen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer mindestens einen weiteren Baustein, wobei sie zwischen einem universitären Sprachkurs, dem Engagement zum Beispiel bei internationalen Initiativen oder einer englischsprachigen Veranstaltung aus dem Bereich der Pädagogik wählen können. Die erworbenen berufsrelevanten Schlüsselqualifikationen sowie die interkulturelle Sensibilisierung befähigen die angehenden Lehrkräfte im Unterricht, Chancen kultureller Vielfalt zu erkennen und Lernprozesse vor diesem Hintergrund zu fördern. Somit kann durch die Zusatzqualifikation eine gezielte und effektive Vorbereitung auf die sprachlich und kulturell heterogene Zusammensetzung der Schulklassen in Bayern erfolgen.

Die Zusatzqualifikation wird von den Regensburger Lehramtsstudierenden sehr gut angenommen: Seit Implementierung im Sommersemester 2019 haben sich 167 Studierende angemeldet (Stand: Januar 2023). 41 Studierende haben die Zusatzqualifikation bisher erfolgreich abgeschlossen.

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Die Zusatzqualifikation UR Lehramt International gibt mir – vor allem auch durch das Vor- und Nachbereitungsseminar – die Möglichkeit, meine eigene interkulturelle Handlungs- und Reflexionskompetenz zu schulen und zu erweitern, was mich in meiner persönlichen Entwicklung voranbringt und von dem später meine Schülerinnen und Schüler profitieren können. […] Außerdem gibt mir die Zusatzqualifikation die Möglichkeit, meinem Interesse für Sprachen im Allgemeinen ein größeres Gewicht zu verleihen, da die Sprachkurse, die ich neben meinen Hauptfächern absolviere, nun mehr Anerkennung bekommen.

Fazit einer Absolventin der Zusatzqualifikation

Während der Pandemie waren Studien- und Praktikumsaufenthalte nur eingeschränkt möglich, was bei vielen Studierenden den Abschluss der Zusatzqualifikation verzögerte. Da viele Teilnehmende jedoch im akademischen Jahr 2022/23 ihren Auslandsaufenthalt nachholen konnten, rechnen wir 2023 mit bis zu 40 weiteren Absolventinnen und Absolventen.

Auslandsaufenthalte während der Coronapandemie

Durch Pandemiemaßnahmen an Partneruniversitäten und Schulen im Ausland kam es im akademischen Jahr 2020/21 zu einem drastischen Rückgang der Auslandsmobilitäten. Unterrichtspraktika an Schulen mussten abgebrochen und/oder auf einen späteren Zeitpunkt verschoben werden. Nur wenige Studierende konnten ein Auslandssemester antreten. Lehrveranstaltungen waren in den meisten Fällen nur virtuell möglich. Trotz vieler Einschränkungen konnten diese Studierenden im Ausland aber größtenteils positive Erfahrungen machen:

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Auch wenn mein Auslandssemester komplett in die Corona-Zeit fiel und die meiste Zeit meines Aufenthalts in Prag alles geschlossen war, bin ich dennoch froh, hierhergekommen zu sein. Ich habe trotzdem viele Erfahrungen gesammelt, mein Englisch verbessert […] und das Lehramtsstudium aus einer anderen Perspektive kennengelernt. Ein Erasmussemester hat sich meiner Meinung nach in jedem Fall gelohnt!

Aus dem Bericht einer Grundschullehramtsstudentin über ihr Semester in Tschechien während der Coronapandemie

Erfreulicherweise konnten viele Studierende ihre von der Pandemie verhinderten Auslandsaufenthalte in den letzten beiden akademischen Jahren doch noch realisieren. Auch für das Jahr 2023/24 zeichnet sich ein großes Interesse ab. An der Universität Regensburg haben sich 22 Lehramtsstudierende für ein Studium in Übersee und 107 Studierende für einen Studienaufenthalt in Europa beworben. Und für ein Praktikum gehen rund 40 Studierende an Schulen im Ausland.


Marianne Sedlmeier ist Leiterin des International Office der Universität Regensburg und seit 2015 Maßnahmenleitung von „Experiencing International Teacher Education“ (EXITE und EXITE2).

Katrin Sicklinger ist seit 2021 Projektmitarbeiterin in der Maßnahme EXITE2. Sie ist für den Ausbau und das Marketing der lehramtsspezifischen Austauschoptionen sowie für die Beratung der Lehramtsstudierenden zu Praktikum und Studium im Ausland verantwortlich.