Lehrkräftebildung gemeinsam gestalten: Wie der Transfer zwischen den Ländern befördert werden kann : Datum:
Die Vorsitzenden der Kommission Lehrerbildung der Kultusministerkonferenz, Staatssekretär Steffen Krach (Berlin) und Staatssekretär Dr. Manuel Lösel (Hessen), erläutern anhand von zwei Beispielen aus der "Qualitätsoffensive Lehrerbildung", wie eine zukunftsorientierte und nachhaltige Lehrkräftebildung phasenübergreifend und über Landesgrenzen hinweg gelingen kann.
Ein Kommentar von Steffen Krach und Manuel Lösel
Lehrkräfte sind von entscheidender Bedeutung für den Erfolg des Bildungssystems. Sie begleiten die ihnen anvertrauten jungen Menschen in wichtigen Lebensphasen, die für die Persönlichkeitsentwicklung, den individuellen Bildungserfolg und beruflichen Werdegang prägend sind. Sie übernehmen damit eine Aufgabe von enormer gesellschaftlicher Relevanz. Die angehenden Lehrkräfte auf diese Anforderungen vorzubereiten, ist eine der vordringlichsten Aufgaben der Länder und Hochschulen, die mit Unterstützung des Bundes unter anderem mit den Projekten der "Qualitätsoffensive Lehrerbildung" verfolgt wird.
Zusammenarbeit aller an der Lehrkräftebildung beteiligten Akteure entscheidend
Lehrkräftebildung muss nicht nur zwischen den Phasen universitärer Lehrkräftebildung, Vorbereitungsdienst sowie Fort- und Weiterbildung im Schuldienst intensiv verzahnt und vernetzt sein. Entscheidend für das Gelingen einer "Lehrkräftebildung aus einem Guss" ist vielmehr die enge Zusammenarbeit aller an der Ausbildung beteiligten Akteure. Als sinnvoll hat sich hier die Zusammenarbeit in Verbünden erwiesen, bei denen Hochschulen mit Landesinstituten und Studienseminaren eng kooperieren. Diese Zusammenarbeit kann und muss mit Blick auf eine bundesweite Entwicklung auch länderübergreifend erfolgen.
Anschauliche Beispiele für die phasen- und länderübergreifende Kooperation im Rahmen der "Qualitätsoffensive Lehrerbildung" stellen unter anderem das 2016 gegründete "Netzwerk Inklusion" sowie das seit 2020 im Rahmen der "Qualitätsoffensive Lehrerbildung" geförderte Projekt TWIND dar.
Multiprofessionelle und standortübergreifende Kooperation im "Netzwerk Inklusion"
Der Umgang mit Heterogenität in der inklusiven Schule bringt zahlreiche Herausforderungen mit sich, die auch innerhalb der "Qualitätsoffensive Lehrerbildung" in mehreren Projekten beschrieben und bearbeitet werden. Neben manchen offenen Fragen bestand auch in der Inklusionsforschung früh Konsens darüber, dass multiprofessionelle Kooperation – auf allen Ebenen – eine zentrale Gelingensbedingung für Inklusion darstellt. Als Übersetzung dieser Auffassung auch auf Forschungs- und Entwicklungsprozesse wurde 2016 das "Netzwerk Inklusion" gegründet, um multidisziplinär und vor allem standortübergreifend Formen und Wege der Vermittlung inklusionsrelevanter Inhalte in der universitären Lehrkräftebildung zu gestalten, zu implementieren, zu reflektieren und weiterzuentwickeln.
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Projekte BiProfessional (Bielefeld), FDQI-HU (Berlin), KALEI (Halle/Saale), ProfaLe (Hamburg), PROFJL (Jena), PSI (Potsdam) und des Zukunftszentrums Lehrerbildung (Lüneburg) haben in diesem Zusammenhang fächerübergreifend Perspektiven diskutiert, wie die Themen Heterogenität und Inklusion in der Lehre aufbereitet werden können, welche Lehr-Lern-Konzepte geeignet sind, um Fragen des Inklusionsdiskurses zu behandeln, welche Angebote notwendig sind, um entsprechende Kompetenzen bei Studierenden anzubahnen und Veränderungen oder Entwicklungen empirisch zu erfassen.
Verzahnung von Technik und Wirtschaft: Integrierte Didaktik im Verbundprojekt TWIND
Die Verbundpartner, die Johannes Gutenberg-Universität Mainz, die Technische Universität Darmstadt, die Universität Kassel und die Pädagogische Hochschule Schwäbisch Gmünd, entwickeln in enger Zusammenarbeit das seit März 2020 im Rahmen der "Qualitätsoffensive Lehrerbildung" geförderte Projekt "Technik und Wirtschaft: Integrierte Didaktik (TWIND)".
Dabei werden Brücken geschlagen zwischen der Lehrkräfteausbildung an den Universitäten und den technisch orientierten Berufsschulfächern. Durch die Verzahnung technischer, wirtschaftlicher und allgemeinbildender Fachdidaktiken, wie Deutsch oder Sozialkunde, wird die Integration beruflicher und allgemeiner Bildung vorangetrieben.
Oft gelingt der Transfer des im Studium erworbenen Wissens in effektives Lehrerhandeln in praktischen Unterrichtssituationen nur unzureichend und bedarf einer effektiven Förderung. Durch die Entwicklung und Implementierung von digitalen Lehr-Lern-Angeboten zur Förderung der Handlungskompetenzen kann dem entgegengewirkt werden. Zudem werden eine bundesweite Vernetzung und Transfer ermöglicht, indem die neu entwickelten, erprobten und evaluierten digitalen Medienpakete über eine Onlineplattform als Open Educational Resources (OER) frei verfügbar gemacht werden.
An diesen Beispielen wird deutlich, wie zukunftsorientierte und nachhaltige Lehrkräftebildung phasenübergreifend und über Landesgrenzen hinweg gelingen kann.
Transfer zwischen Hochschulen und den Ländern
Der hochschul- und länderübergreifende Transfer der Ergebnisse der im Rahmen der "Qualitätsoffensive Lehrerbildung" geförderten Projekte wird in besonderem Maße durch die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung durchgeführten Programmkongresse ermöglicht. Auch in der Kommission Lehrerbildung der Kultusministerkonferenz findet ein regelmäßiger Austausch über die Entwicklungen im Rahmen der Qualitätsoffensive statt.
Steffen Krach ist seit 2016 Staatsekretär für Wissenschaft und Forschung und einer der beiden Vorsitzenden der Kommission Lehrerbildung der Kultusministerkonferenz. Auf seine Initiative geht der Ausbau der Lehrkräftebildung in den aktuellen Hochschulverträgen und die Konzeption des Sonderprogramms "Beste (Lehrkräfte)Bildung für Berlin" zurück.
Dr. Manuel Lösel ist seit 2014 Staatssekretär am Hessischen Kultusministerium. Bei der Kultusministerkonferenz ist er einer der beiden Vorsitzenden der Kommission Lehrerbildung sowie der Kommission für europäische und internationale Angelegenheiten (EuKiA).