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Kommentar: Phasenübergreifende Zusammenarbeit – Konstanzer Kooperationsprojekte und deren Gelingensbedingungen

An der Universität Konstanz wird die Kooperation mit 23 Partnerschulen in vielfältigen Projekten ausgestaltet. Basis sind gegenseitige Offenheit für die unterschiedlichen Bedürfnisse, aber auch institutionelle Strukturen der Zusammenarbeit. Anja Beuter von der Binational School of Education und Jürgen Kaz, Sprecher der Partnerschulen des Kooperationsnetzwerks, stellen dar, welche Bedingungen für die gelungene Zusammenarbeit sorgen und welche beispielhaften Projekte daraus hervorgegangen sind.

Anja Beuter und Jürgen Kaz; Bildquelle: Philipp Blumhardt und Robert Ritter
Anja Beuter und Jürgen Kaz arbeiten gemeinsam am Gelingen des "Kooperationsnetzwerks Partnerschulen" der Konstanzer  Binational School of Education. © Philipp Blumhardt und Robert Ritter

Ein Kommentar von Anja Beuter und Jürgen Kaz

Die Zusammenarbeit zwischen den Schulen aus dem Bodenseeraum und der Universität Konstanz reicht ins Jahr 2012 zurück und erfuhr durch die Einrichtung der Binational School of Education (BiSE) im Rahmen der "Qualitätsoffensive Lehrerbildung (QLB)" im Jahr 2016 eine deutliche Vertiefung. Das Netzwerk umfasst derzeit insgesamt 23 verschiedene Schulen: sowohl allgemeinbildende Gymnasien, berufliche Schulen und eine Gemeinschaftsschule auf der deutschen Seite des Bodensees als auch drei schweizerische weiterführende Schulen im Kanton Thurgau. Es ermöglicht den Theorie-Praxis-Transfer in der Lehrerinnen- und Lehrerbildung in den Bereichen Lehre, Weiterbildung und Forschung.

Voraussetzungen für die gute Zusammenarbeit

Grundlage für die gelingende Kooperation zwischen Schulen und Universität ist eine Haltung, die im Perspektivwechsel unterschiedlicher Bildungseinrichtungen mit unterschiedlichen Zielen und Strukturen, die zudem an anderen bildungsbiographischen Phasen ansetzen, eine Chance für beide Seiten sieht. Das Bewusstsein für die Möglichkeiten der jeweiligen Partnereinrichtungen ist deshalb unerlässlich für ein partnerschaftliches Miteinander. Hierzu gehört auch das Bewusstsein, dass die handelnden Akteure kreative Spielräume benötigen, um Kooperationsmaßnahmen zu planen und umzusetzen.
Doch Bewusstsein allein genügt nicht, deshalb ist in bilateralen Kooperationsabkommen zwischen den Schulen und der Universität die Zusammenarbeit auf vier konkreten Feldern ausformuliert:

  • Forschung (beispielsweise empirische Studien an Schulen)
  • Fortbildung (beispielsweise pädagogischer Tag an der Universität, bildungswissenschaftlicher Tag für ein breites Publikum)
  • Netzwerk (Vernetzung und Austausch der Bildungsträger in der Region)
  • Lehrkooperation (beispielsweise Universität als außerschulischer Lernort, Fachdidaktik im Klassenzimmer).

Seitens der Universität wurde dies im Rahmen der QLB durch die Schaffung einer Transferstelle institutionalisiert, deren Hauptaugenmerk auf der Koordination der Zusammenarbeit liegt, die aber zugleich in die weiteren Transferaktivitäten der Universität eingebunden ist. Ohne eine solche Allokation von Ressourcen ist eine Kooperation kaum durchführbar. Auf dieser Basis wurde bereits eine Reihe von Projekten umgesetzt, von denen im Folgenden nur zwei kurz vorgestellt werden sollen.

Ausgestaltung der Zusammenarbeit – Ausgewählte Kooperationsprojekte

Aktuell schafft das "Seminarkursprojekt" eine fruchtbare Verbindung von Theorie und Praxis, von der die schulische und universitäre Seite in gleichem Maße profitieren. Das Projekt verbindet schulpraktische Seminare für Lehramtsstudierende mit Workshops für Schülerinnen und Schüler zum Thema "Wissenschaftliches Arbeiten", die von den Studierenden an der Universität durchgeführt werden. Für die teilnehmenden Schulklassen bietet sich damit die Möglichkeit, sich intensiv auf die Anfordernisse beispielsweise einer Seminararbeit vorzubereiten und die Universität als außerschulischen Lernort kennenzulernen. Die Studierenden werden während der Workshops videografiert, reflektieren unter Anleitung ihr Auftreten in der Unterrichtssituation und werden so in ihrem Professionalisierungsprozess gefördert.

Die seit Herbst 2019 bestehende Job- und Praxisbörse Lehramt derBiSE führt den Wunsch der Studierenden nach mehr praktischen Anteilen im Studium und das Interesse an studentischer Unterstützung in Schulen und schulnahen Einrichtungen der Region zusammen. Als eine Plattform, auf der Engagement im schulischen und schulnahen Bereich beworben werden kann, bietet die Job- und Praxisbörse Lehramt den Schulen die Möglichkeit, Studierende für ihre Projekte zu gewinnen, und den Studierenden einen Überblick darüber, wo sie ihre praktischen Erfahrungen neben den verpflichtenden Praxisanteilen im Studium erweitern können.



OStD Jürgen Kaz ist Schulleiter des Alexander-von-Humboldt-Gymnasiums in Konstanz und Sprecherder Partnerschulen der BiSE.
Anja Beuter koordiniert an der Binational School of Education der Universität Konstanz die
gemeinsamen Projekte der Kooperationsschulen und der Universität.