PaLea – eine Panel-Studie zur Entwicklung professioneller Kompetenzen angehender Lehrkräfte : Datum:
PaLea, das Panel zum Lehramtsstudium, ist eine vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderte Panel-Studie zur Entwicklung professioneller Kompetenzen angehender Lehrkräfte in der ersten und zweiten Phase ihrer Ausbildung. Lehramtsstudierende aus ganz Deutschland wurden zu Studium, Vorbereitungsdienst und Berufseinstieg wiederholt befragt. Parallel dazu wurden an den beteiligten dreizehn Universitäten die Studienstrukturen im Lehramt detailliert erfasst.
Von Tabea Kauper, Andrea Bernholt, Olaf Köller und Jens Möller
Das Panel zum Lehramtsstudium (PaLea) wird in Kooperation zwischen dem Leibniz-Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik (IPN), der Universität Kiel und der Technischen Universität München seit 2008 durchgeführt. In PaLea wird die professionsbezogene Entwicklung angehender Lehrkräfte unter dem Einfluss differenzieller Studienstrukturen und individueller Merkmale untersucht. Damit richtet sich PaLea auf (ausbildungsbedingte) Veränderungen professioneller Kompetenzen wie motivationale Orientierungen, Überzeugungen und Werthaltungen sowie überfachliche Kompetenzen wie beispielsweise Beanspruchungs- oder Kooperationserleben.
Daten von Lehramtsstudierenden, Lehrkräften im Vorbereitungsdienst und Beruf sowie der zugehörigen Schüler wurden erhoben
Insgesamt wurden deutschlandweit Daten von 7316 Studierenden des Lehramtes für Grundschulen (1601 Nennungen), für die Sekundarstufe I (797 Nennungen) und für Gymnasien (3862 Nennungen) erhoben. Die meisten Studierenden (n=5802) wurden zum Wintersemester 2009/10 erstmalig befragt, eine weitere Kohorte ein Jahr später. Vorrangig handelte es sich dabei um Studienanfängerinnen und -anfänger (n=5492), daneben wurde eine weitere Stichprobe von fortgeschrittenen Studierenden (1. Semester Master- bzw. 7. Semester Staatsexamen) befragt (siehe Abbildung). Insgesamt studierten 52 Prozent (n=3850) in einem Bachelor- und 14 Prozent (n=1047) in einem Masterstudiengang. Dazu kamen 31 Prozent (n=2298) Studierende im Staatsexamensstudiengang.
Von diesen Studierenden konnten 691 angehende Lehrkräfte im Vorbereitungsdienst weiter begleitet werden. In der letzten Erhebungswelle wurden zudem 95 mittlerweile im Beruf stehende PaLea-Lehrkräfte mit 3660 zugehörigen Schülerinnen und Schülern zu zentralen Merkmalen der Unterrichtsqualität und des Klassenklimas befragt.
Im Studium erworbene Kompetenzen wirken sich auf die Entwicklung professioneller Kompetenzen im Vorbereitungsdienst aus
Bisherige Ergebnisse zeigen unter anderem, dass sich im Studium erworbene Kompetenzen auf die Entwicklung professioneller Kompetenzen im Vorbereitungsdienst auswirken. So nehmen beispielsweise im Studium erworbene konstruktivistische Lehr- und Lernüberzeugungen Einfluss auf die Nutzung unterrichtsbezogener Lerngelegenheiten und die Zielsetzungen eigenen Unterrichts im Vorbereitungsdienst. Studierende mit hohen Ausprägungen auf diesen Dimensionen fördern daher eher selbstreguliertes Lernen auf Seiten der Schülerinnen und Schüler. Hingegen schützen extrinsische Studienwahlmotive, wie beispielsweise der wahrgenommene persönliche Nutzen des Berufs, vor Erschöpfung im Vorbereitungsdienst und fördern die berufliche Zufriedenheit. Ähnliche Befunde fanden sich auch hinsichtlich des Praxisschocks zu Beginn des Vorbereitungsdienstes: wie stark er ausfällt, ist auch von der im Studium erlebten Belastung abhängig.
Analysen zum Einfluss struktureller Merkmale des Studiums auf die verschiedenen Kompetenzfacetten auf individueller Ebene zeigen, dass allein die Anzahl von Praktika die Veränderung in subjektiven Lernüberzeugungen über die ersten drei Studienjahre von Grundschullehramtsstudierenden dergestalt beeinflusst, dass mehr Praktika mit weniger Zustimmung zu konstruktivistischen Überzeugungen einhergehen.
"Modularisierung" nimmt Einfluss auf die erlebte Belastung
Weiterhin nimmt das Strukturmerkmal "Modularisierung" auf die erlebte Belastung Einfluss: Studierende in modularisierten Studiengängen berichten nach einem Jahr im Studium höhere Belastungswerte als Studierende in nicht-modularisierten Studiengängen. Die höheren Belastungswerte können durch verstärkt erlebte Anforderungen im Studium sowie geringere Autonomieunterstützung erklärt werden. Eine Schlussfolgerung dieses Ergebnisses könnte sein, dass Studierenden in modularisierten Studiengängen vermehrt Freiräume und Wahlmöglichkeiten gelassen werden sollten, um erhöhten Belastungen und somit Abbruchneigungen vorzubeugen.
Zukünftige Analysen nehmen auch Unterrichtsqualität und Klassenklima in den Fokus
In zukünftigen Analysen stehen die Zusammenhänge zwischen den von Schülerinnen und Schülern eingeschätzten Merkmalen der Unterrichtsqualität und des Klassenklimas mit individuellen Merkmalen, Leistungen und professionellen Kompetenzen der PaLea-Lehrkräfte im Fokus. Daneben werden durch die Datenbasis von PaLea auch langfristige Veränderungen von der ersten in die zweite Phase der Ausbildung untersucht, als auch die Interaktion verschiedener Kompetenzbereiche, wie beispielsweise die gemeinsame Veränderung von fachlichem Interesse und fachbezogenen Selbstkonzept.
Dr. Tabea Kauper, Dr. Andrea Bernholt und Prof.Dr. Olaf Köller sind am Leibniz-Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik (IPN) in Kiel in der Abteilung Erziehungswissenschaft und Pädagogische Psychologie tätig, Prof. Dr. Jens Möller am Institut für Pädagogisch-Psychologische Lehr- und Lernforschung (IPL) der Christian-Albrechts-Universität (CAU), Kiel. Die Autoren bilden das Projektteam des Panels zum Lehramtsstudium (PaLea).